Was tun, wenn dein Haus plötzlich von einer schwarzen Wand umschlossen ist – ohne Tür, ohne Fenster, ohne Erklärung? "Brick", ein deutscher Mystery-Thriller auf Netflix, setzt genau hier an und zieht uns in ein klaustrophobisches Szenario, das zwischen Science-Fiction und Kammerspiel schwankt.
Das Konzept ist stark: Eine mysteriöse Hightech-Barriere schneidet ein Wohnhaus samt Bewohnern von der Außenwelt ab. Die Ursache? Eine fehlgesteuerte Verteidigungstechnologie – klingt abgefahren, funktioniert aber erstaunlich gut als Aufhänger für Misstrauen, Gruppendynamik und existenzielle Angst.
Visuell solide und atmosphärisch dicht, lebt der Film von seiner bedrückenden Stimmung. Allerdings bleibt die Figurenzeichnung flach – insbesondere die Beziehung zwischen Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee) wirkt eher behauptet als fühlbar. Auch der Erzählfluss wirkt teils überhastet.Schauspielerisch ist Schweighöfer in einer ernsteren Rolle eine angenehme Überraschung.
"Brick" bietet viel Atmosphäre, ein spannendes Thema und eine gelungene visuelle Umsetzung. Der Erzählfluss wirkt allerdings teils überhastet.
In "Inside" stellt sich der griechische Regisseur Vasilis Katsoupis einer außergewöhnlichen Herausforderung: Was passiert, wenn ein Mann völlig allein und gefangen in einem hochmodernen Luxus-Apartment ist, ohne Aussicht auf Rettung? Willem Dafoe, der als Kunstdieb Nemo in dieses düstere Abenteuer stürzt, trägt den Film mit einer packenden Performance, die den Zuschauer auf eine psychologische Reise zwischen Überleben und Wahnsinn mitnimmt.
Nemo, ein Kunstdieb, gerät bei einem Einbruch in eine moderne Luxuswohnung in eine verzwickte Situation. Ein unvorhergesehener Sicherheitsmechanismus versperrt den Ausgang, und der Besitzer der Wohnung bleibt verschwunden. Gefangen in einem gläsernen Käfig, ist er nun auf sich allein gestellt. Ohne Strom, Wasser oder Kontakt zur Außenwelt muss er sich mit den immer extremere werdenden Umständen auseinandersetzen.
Willem Dafoe ist schlichtweg der Motor dieses Films. Als alleiniger Darsteller schafft er es, die innere Zerrissenheit seiner Figur in jeder noch so kleinen Bewegung, in jedem Blick, in jeder Geste zu transportieren. Ohne die Unterstützung von Dialogen oder Mitspielern entfaltet sich Nemos psychische Zerrüttung auf eine ganz besondere Art und Weise. Es ist eine wahre Tour de Force der Schauspielkunst – Dafoe hält die Spannung und das Interesse der Zuschauer aufrecht.
Katsoupis nutzt das minimalistische, fast sterile Setting des Penthouse-Apartments, um den inneren Zustand der Hauptfigur widerzuspiegeln. Die Räume, die einerseits beeindruckend und luxuriös wirken, sind gleichzeitig kalt, unnahbar und ein Gefängnis. Kunstwerke an den Wänden, Skulpturen, teure Möbel – all das verliert schnell seinen Glanz. Besonders dann, wenn man immer weniger zu essen hat.
"Inside" ist weit mehr als nur ein klassischer Thriller oder ein Kammerspiel. Der Film thematisiert Isolation, Entfremdung und den psychologischen Verfall eines Menschen, der von der Welt abgeschnitten wird. Was passiert dann mit der menschlichen Psyche?
Auf den ersten Blick verspricht die Netflix-Serie "Too Much" mit den renommierten Machern Lena Dunham ("Girls") und Luis Felber eine erfrischende, zeitgemäße Liebesgeschichte. Doch schnell wird klar, dass die Show, die so modern sein will, in altbekannten Erzählmustern stecken bleibt. Was als scharfsinnige Beobachtung über die Tücken der Liebe in den Dreißigern beginnt, entpuppt sich als eine vorhersehbare Aneinanderreihung von Klischees, die man in ähnlicher Form schon Dutzende Male gesehen hat.
Die Handlung um die New Yorker Statistikerin Jessica (Megan Marie Stalter), die sich in einen melancholischen britischen Musiker verliebt, ist der Kern dieser Enttäuschung. Statt die Dynamik einer Fernbeziehung oder die Herausforderungen einer neuen Kultur mit frischen Augen zu betrachten, verfällt die Serie in bekannte Stereotypen. Jessica ist die karriereorientierte, neurotische Denkerin, die ständig alles überanalysiert. Ihr Gegenüber, der Musiker Felix, ist der charmante, aber emotional unnahbare Freigeist. Diese Figurenkonstellation fühlt sich nicht authentisch an, sondern wie ein Abziehbild aus einem Indie-Film der 2010er Jahre.
Auch der Humor zündet selten. Der Versuch, die inneren Monologe der Hauptfigur witzig und tiefgründig zu gestalten, ermüdet schnell. Die Selbstzweifel und Sorgen der Protagonistin wirken oft selbstgefällig, was es schwer macht, mit ihr mitzufühlen. Die Dialoge sind bemüht, geistreich zu sein, wirken aber oft unnatürlich und künstlich. Anstatt die Komik in den absurden Momenten des Lebens zu finden, scheint die Serie Humor erzwingen zu wollen.
Am Ende bleibt "Too Much" eine vertane Gelegenheit. Trotz der vielversprechenden Ausgangslage und talentierter Köpfe hinter der Kamera gelingt es der Serie nicht, aus dem Schatten ihrer Vorgänger zu treten. Statt einer packenden und originellen Geschichte bekommt man einen generischen Plot mit Figuren, die man kaum ins Herz schließen kann.
In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz fast schon zum Alltag gehört, bringt „Companion – Die perfekte Begleitung“ frischen Wind ins Sci-Fi-Genre – mit einer Portion bitterbösem Humor, satirischer Gesellschaftskritik und überraschend viel Blut. Was zunächst wie eine charmante romantische Komödie beginnt, entpuppt sich schnell als düsteres Szenario über Kontrolle, Erwartungen und die Frage, wer eigentlich für wen da ist.
Iris (gespielt vonSophie Thatcher) ist nicht einfach nur eine Traumfrau – sie ist programmiert, eine zu sein. Als künstliche Begleiterin wird sie an einen jungen Mann „übergeben“, der sich eine perfekte Partnerin wünscht. Doch bald merkt Iris, dass „perfekt“ für ihn bedeutet: gehorsam, still, sexuell verfügbar sein. Was als skurrile Beziehung beginnt, kippt schlagartig, als Iris sich gegen ihre Rolle wehrt – mit tödlichen Konsequenzen.Was den Kipp-Punkt auslöst, soll hier nicht verraten werden.
Thatcher verleiht Iris eine faszinierende Ambivalenz: Zwischen kindlicher Naivität und präziser Brutalität entwickelt sie sich zur eigentlichen Protagonistin. Ihre Darstellung macht es dem Publikum leicht, mit einem Roboter zu sympathisieren – und schwer, die menschlichen Figuren zu mögen. Jack Quaid verkörpert seinen Part mit einer Mischung aus Charme, Narzissmus und viel krimineller Energie.
Visuell pendelt der Film zwischen nostalgischer 50er-Jahre-Wohnwelt und klinisch-futuristischer Dystopie. Diese stilistische Mischung ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch bitterböse pointiert: Der Film spielt bewusst mit Schönheitsidealen, Genderrollen und dem Wunsch nach einer „perfekten“ Beziehung. Dabei geizt er weder mit schwarzem Humor noch mit blutigen Ausbrüchen – manche Szenen wirken fast wie aus einem Splatterfilm, ohne ins rein Exploitative abzurutschen.
Obwohl „Companion“ auf den ersten Blick wie ein klassischer Genre-Mix daherkommt, kratzt er an einigen spannenden Fragen: Was passiert, wenn Technologie unsere Bedürfnisse besser versteht als wir selbst? Wo liegt die Grenze zwischen Fürsorge und Besitzdenken? Und wie frei ist ein Wesen, das für jemanden anderen programmiert wurde?
Der Film wirft diese Fragen auf, ohne sie allzu tief auszuführen – aber vielleicht ist das auch seine Stärke: Er lädt zum Nachdenken ein, ohne belehrend zu sein.
Nicht alles sitzt perfekt: Manche Dialoge wirken konstruiert, die Story verliert im Mittelteil etwas an Tempo, und wer eine tiefgehende Analyse künstlicher Intelligenz erwartet, wird eher unterhalten als erleuchtet. Auch das Finale ist eher spektakulär als konsequent, aber stört nicht den Gesamteindruck.
„Companion – Die perfekte Begleitung“ ist kein philosophisches KI-Drama, sondern ein böser kleiner Film mit überraschendem Tiefgang, scharfer Satire und einer Hauptfigur, die sich von einem Produkt zur Rebellin wandelt. Ein Film, der auf clevere Weise zeigt, dass nicht immer der Mensch der Held ist – manchmal ist es die Maschine, die erkennt, was falsch läuft.
Mit„Juror #2“kehrt Clint Eastwood als Regisseur zurück und liefert ein spannungsgeladenes Justizdrama, das weniger durch laute Effekte als durch innere Konflikte überzeugt. Die Geschichte dreht sich um Justin Kemp (Nicholas Hoult), einen Familienvater, der als Geschworener in einem Mordfall sitzt – und plötzlich erkennt, dass er selbst in das Verbrechen verwickelt sein könnte.
Nicholas Hoult spielt die innere Zerrissenheit seines Charakters
glaubhaft, unterstützt von einer starken Toni Collette als
kompromisslose Staatsanwältin.
Eastwood inszeniert mit ruhiger Hand und seinem typischen Gespür für moralische Grauzonen. Statt klarer Schuld oder Unschuld geht es um Verantwortung, Gewissen und die Frage: Wann sagt man die Wahrheit, wenn sie einen selbst zerstören könnte?
Juror #2ist ein nachdenklicher Film über Schuld, Moral und Zivilcourage – kein Thriller im klassischen Sinne, sondern ein leises Drama mit Gewicht. Eastwood bleibt seinem Stil treu – zurückhaltend, aber wirkungsvoll.
Pamela Anderson überrascht – und überzeugt. In "The Last Showgirl", Regie Gia Coppola, spielt sie Shelly, eine gealterte Tänzerin aus Las Vegas, die nach Jahrzehnten auf der Bühne ihren Platz im Leben neu finden muss. Der Film folgt ihr durch eine stille Krise, die mehr mit Identität als mit Glamour zu tun hat – und ist dabei leiser, ehrlicher und viel tiefgründiger als man zunächst erwarten würde.
Anderson verleiht Shelly eine Mischung aus Verletzlichkeit und Trotz, die berührt. Es ist kein lauter Film, kein klassisches Comeback-Spektakel. Vielmehr geht es um das langsame Verblassen eines Lebensstils – und die Frage, was bleibt, wenn der Applaus verstummt. Anderson spielt das zurückhaltend und mit einem Mut zur Selbstoffenbarung, der überrascht.
Auch die Nebenrollen sind klug besetzt. Besonders Jamie Lee Curtis bringt mit einer ikonischen Szene Schwung in den Film – und sorgt für einen der wenigen echten „Wow“-Momente.
Trotz starker Darstellerinnen bleibt der Film erzählerisch nicht durchgehend rund. Einige Themen – etwa familiäre Konflikte oder Shellys innerer Wandel – werden angedeutet, aber nicht konsequent weitergeführt. Das sorgt für emotionale Lücken, gerade im letzten Drittel.
Was "The Last Showgirl" jedoch stark macht, ist seine Atmosphäre: Die Bilder, oft auf rauem 16 mm-Film gedreht, verleihen dem Ganzen eine fast nostalgische Intimität. Die Kamera bleibt nahe an Shellys Gesicht, und manchmal erzählt ein Blick mehr als jede Zeile im Drehbuch.
Es ist kein perfekter Film – aber ein mutiger. Einer, der sich traut, still zu sein, wo andere laut wären. Der sich auf eine Figur konzentriert, die sonst gerne übersehen wird. Und der eine Schauspielerin zeigt, die sich selbst neu erfindet – ganz ohne Glamour, aber mit echtem Herz.
Nach dem Überraschungserfolg der ersten Staffel von "Poker Face" waren die Erwartungen an die Fortsetzung groß. Doch Staffel 2 kann das Niveau des Vorgängers leider nicht halten. Was einst als originelle Mischung aus klassischem „Whodunit“ und moderner Road-Mystery-Serie überzeugte, wirkt nun oft wie eine blasse Kopie seiner selbst.
Im Zentrum steht natürlich wieder Natasha Lyonne als Charlie Cale – mit ihrer charmant-rotzigen Art und der Fähigkeit, jede Lüge zu durchschauen. Doch was in Staffel 1 frisch, spannend und clever konstruiert war, wirkt in der zweiten Runde zunehmend formelhaft. Viele Episoden plätschern vor sich hin, der Überraschungseffekt fehlt, und echte emotionale Tiefe sucht man diesmal vergeblich.
Auch die neuen Nebenfiguren, sonst ein großes Plus der Serie, bleiben in Staffel 2 auffallend blass. Die Drehbücher sind weniger pointiert, die Fälle vorhersehbarer, und der Reiz des ständigen Unterwegsseins nutzt sich ab. Statt weiterzuentwickeln, wiederholt die Serie ihr Erfolgsrezept – nur ohne die gleiche Würze.
Natürlich ist "Poker" Face nach wie vor gut produziert, mit liebevollen Retro-Details und solidem Handwerk. Aber während Staffel 1 fast jede Folge wie ein kleines, raffiniertes Krimi-Juwel wirkte, bleibt in Staffel 2 vieles im Mittelmaß stecken.
Schade – denn das Potenzial wäre da. Vielleicht braucht es für Staffel 3 (so sie kommt) wieder mehr Mut zum Risiko, weniger Routine – und vor allem: bessere Geschichten.
"A friend asked yesterday if this blog is addressed to anyone in particular? I said yes - it’s a love letter to someone I haven’t met yet." Wer die Seite entdeckt, ist willkommen.