Samstag, 11. Mai 2013

Weltretter und Säuferherzen

"Iron Man 3" (Regie Shane Black)
Wie ein Ritter ohne Rüstung: Guter Streifen über einen Superhelden in der Krise. Der Ansatz ist nicht neu, aber Robert Downeys  trockener Humor ist unwiderstehlich. Urkomischer Auftritt von Ben Kingsley, der das altbekannte Bild des Bösewichts auf den Kopf stellt. Gwyneth Paltrow wie immer langweilig.
Sehenswert



"Smashed" (Regie James Ponsoldt)
Tragikomödie über eine junges Ehepaar, das sich mal gern die Kante gibt. Als die Frau, eine Grundschullehrerin, morgens nach einer durchsoffenen Nacht verkatert vor die Schüler ihrer Klasse kotzt, kommt sie ins Grübeln. Tatsächlich kenne ich kein Säuferdrama, das so bemerkenswert stilsicher mit dem Thema umgeht. Ohne Pathos, ohne erhobenen Zeigefinger. Nichts wird verteufelt. Die Hauptdarstellerin (Mary Elisabeth Winstead) ist eine Wucht.
Herausragend








Mittwoch, 1. Mai 2013

Jeder Tag ein Abenteuer

Der türkische Globetrotter Gurkan Genç (34)  fährt mit seinem Rad um die Welt /  Zwischenstopp in Quickborn

Aussteiger, Abenteurer, Globetrotter:  Gurkan Genç
Fotos (2): Erdbrügger
Quickborn Jules Vernes Romanfigur Phileas Fogg brauchte für seine Reise um die Erde  80 Tage. Der türkische Globetrotter Gurkan Genç will sich dafür sieben Jahre Zeit nehmen. Nicht per Auto, Schiff, Ballon oder Eisenbahn wird er den Globus umrunden, sondern mit seinem Fahrrad, das er „Iron Horse“ (Eisenpferd) nennt.  Jetzt  machte Genç einen Zwischenstopp in Quickborn an der Kieler Straße. Beim Obst- und Gemüsehändler „arkadasch“ deckte er sich mit  Lebensmitteln ein. Es sind Bekannte von ihm. So klein kann dann doch die Welt sein. Nur eine halbe Stunde später radelt er  nach Hamburg weiter.
Wir sitzen  bei „arkadasch“ in einem kleinen Büro und unterhalten uns auf Englisch. „2012 habe ich  meine Reise in Ankara begonnen. Ich will die Welt nicht umfahren, sondern sie mit dem Rad bereisen – I travel the world“, sagt Gurkan Genç voller Enthusiasmus. Seine  Geschichte klingt zunächst  unglaublich. Aber im Internet macht sie bereits die Runde. Auf YouTube sind die Videos des 34-Jährigen zu sehen, die er unterwegs dreht. Auf Facebook und auf seiner Website (gurkangenc.com) berichtet er von seinen Abenteuern und postet seine Fotos.
An die  5000 Kilometer ist er in den vergangenen Monaten geradelt. Oft im Zickzack-Kurs. Mit seinem Rad hat er  Bulgarien, Rumänien, Moldawien, die Ukraine, Russland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark durchquert.  110 000 Kilometer liegen noch vor ihm. Am Ende seiner Reise wird  er fünf Wüsten durchquert, fünf der höchsten Gipfel dieses Planeten, wo er geheime Botschaften für seine ungeborenen Kinder hinterlassen wird, bezwungen und 84 Länder besucht haben.
Gurkan Genç hat seinen Kindheitstraum verwirklicht. „Ich sagte damals  zu  meiner Mutter, dass ich eines Tages mit dem Rad die Welt bereisen werde“, sagt er. Erst aber studierte Genç, ging zum Militär und eröffnete in Ankara ein Restaurant. Mit 30 entdeckte er das Radfahren wieder und erinnerte sich an seinen Kindheitstraum. „Ich habe alles verkauft, mein Auto und das Lokal,  und mich auf meine erste Reise gemacht.“ Das war 2010.  Gençs  Trip  von 2010 bis 2011 führte ihn von der Türkei bis  nach Japan. Das Material, das er mitbrachte, reichte für fünf Fotoausstellungen und zwei preisgekrönte Dokumentationen. „Ich hielt Vorträge an der Universität. Die Resonanz war groß.“
Vom Reisefieber längst infiziert, plante der Abenteurer seinen zweiten Trip, obwohl er sich während seiner ersten Tour großer Gefahr aussetzte. In einem Land, das er nicht nennen möchte, wurde er von drei Männern  überfallen, die ihn ausrauben wollten („Überall gibt es gute und schlechte Menschen“), manchmal hörte er nachts das Kratzen von Pfoten an der Zeltplane: „Wilde Tiere auf der Suche nach Fressen“, erklärt er und lacht. Doch es gibt auch positive Erlebnisse: „In der Ukraine habe ich ein altes Mütterchen wahrscheinlich vor dem Erfrieren gerettet. Sie fiel in den Schnee, ich half ihr auf, wärmte sie,  indem ich meinen Mantel um sie legte, und brachte sie nach Hause.“
Um Geld muss  sich der Abenteurer keine Sorgen machen. Seine Weltreise wird gesponsert von dem türkischen Außenministerium, der Universität Atilim, Tur Assist, dahinter verbirgt sich eine Studentenhilfs-Organisation, dem  Anbieter für Sportartikel, Atlas Outdoor, und von vielen mehr.
Dennoch schläft Genç  auf Campingplätzen. Sein einziger Luxus ist ein schwarzes Rad der Marke Kron, hergestellt in der Türkei. Mit seinem  „Eisenpferd“  ist die Botschaft verknüpft, die er   in die Welt bringen  und  damit   einen Beitrag zum Umweltschutz leisten will: „Das Rad  ist ein Transportmittel. Alle sollten es nutzen.“

Autor: René Erdbrügger

Erstveröffentlichung: Quickborner Tageblatt