Dienstag, 31. Dezember 2013

Nachtlektüre (1/2014): "Der Tod von Sweet Mister" (Verlag Heyne)

Daniel Woodrell schreibt Krimis, die wie griechische Tragödien anmuten. "Der Tod von Sweet Mister"  ist eine weitere düstere Geschichte vom Leben in den Ozarks. *****

Sonntag, 29. Dezember 2013

"Der Hobbit - Smaugs Einöde“ - Wieder mal in Mittelerde


Es ist ein kalter, trüber Sonntag. Genau die richtige Zeit, um ins Kino zu gehen. Auf dem Programm steht: "Der Hobbit - Smaugs Einöde“. Der Pressevorführung in Hamburg bin ich wohlweislich ferngeblieben. 48 Bilder pro Sekunde brauche ich nicht. Diese Hyperrealität, auch als "Soap-Opera-Effekt" bezeichnet, der an selbst gedrehte Videos erinnert, hat mich vor einem Jahr richtig genervt und den Filmzauber genommen. Das Cineplex in Elmshorn zeigt auch die 24-Bilder-pro-Sekunde-Version. Reicht völlig aus.
Zum fünften Mal in Mittelerde, in dem Fantasy-Reich, so wie es Peter Jackson sieht. Bilbo Beutlin, der Zauberer Gandalf und 13 Zwerge wollen das Zwergenreich Erebor befreien. Mit ihrem Anführer Thorin Eichenschild geht es zum Einsamen Berg, einst Sitz der Zwergenherrscher. Nun bewacht darin der riesige und machtgierige Drache Smaug einen unermesslichen Schatz. Mit dem Bild des Drachen endete der erste Teil, aber Jackson geht nicht in medias res, sondern spult zeitlich zurück.
Gandalf (Ian McKellen) darf nicht fehlen. Foto: Warner Bros.
"Der Hobbit - Smaugs Einöde“ zeigt  das Beste des modernen Kinos, das aber ohne Kompromisse respektive  Kalkül nicht mehr auskommt. Um die unverschämt hohen Kinopreise zu rechtfertigen, dauern die Blockbuster immer länger. Gar 160 Minuten sind es hier. Ein Kampf gegen Riesenspinnen im Düsterwald, die Flucht in Weinfässern über einen reißenden Fluss und Kämpfe gegen Orks, bei denen auch schon Mal Köpfe rollen, sind wunderbar in Szene gesetzt, doch die Sequenzen sind viel zu schnell geschnitten. Da kommt das Auge nicht mit. Jeden Punkt, jedes Komma von Tolkiens "Der kleine Hobbit" hat Jackson im ersten Teil verfilmt, damit  ihm aber der Stoff nicht ausgeht, dichtet er nun eine Liebesgeschichte zwischen einer Elbe und einem Zwerg hinzu. Das hätte er sich sparen können, da dieser Erzählstrang nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt, auch wenn "Lost"-Star Evangeline Lilly eine Augenweide ist. Schon beim Schauen der Fernsehserie dachte ich damals, die würde eine prima Elbe abgeben. Vielleicht hat Jackson meinen Gedanken empfangen...
Großartig ist das  Mittelerde-Venedig "Seestadt", ein visuell beeindruckender Schauplatz wie aus einem Dickens-Roman.
Schlecht animiert indes ist  das flüssige Gold, das sich gegen Ende des Films in einem gewaltigen Schwall über den Drachen ergießt, aber nichts bewirkt, außer den Drachen so richtig in Rage zu bringen. Ein Genuss ist die deutsche Stimme von Smaug:  Sascha Rotermund. Die Dialoge zwischen dem Drachen und Bilbo Beutlin (Martin Freeman) sind so genüsslich anzuhören wie schon die im ersten Teil zwischen  Beutlin und Gollum.

Bei all diesen Schauwerten vergisst man fast, dass  der Film  auch eine Botschaft hat.Wird hier doch die Gier der Menschen nach Reichtum thematisiert, dem alle hinterherrennen, die Guten wie die Bösen. Der unermessliche Schatz des Drachen, den das Scheusal gar nicht benötigt, denn was will ein Drache mit Gold und Edelsteinen, wird zum Symbol für die von Marx kritisierte Akkumulation des Geldes. Wenn sich so viel über einen Film schreiben lässt, kann er nicht so schlecht sein. Meine Reise nach Mittelerde hat den trüben Sonntag gerettet.

 Text: René Erdbrügger




Donnerstag, 26. Dezember 2013

Lieblings-CDs 2013

1.  The National - "Trouble will find me"
2.  Quickbeam - "Quickbeam"
3.  Agnes Obel - "Aventine"
4. Mark Kozelek & Jimmy Lavalle - "Perils from the sea"
5.  Tocotronic -  "Wir wir leben wollen"






Lieblingsserien 2013

 1.  "House of Cards" (Season 1), beste Politdrama-Serie ever
 2.  "Breaking Bad" (Season 5), grandioses Staffelfinale
 3.  "Sons of Anarchy" (Season 6), obwohl Clay und Tara sterben, schnief
 4.  "Mad Men" (Season 6), elegant wie immer, oh, ihr wunderbaren 60er Jahre
 5.  "The Americans" (Season 1), steigert sich von Folge zu Folge, viel Potenzial
 6.  "Nashville" (Season 1), herrliche Songs, tolle Schauspieler, Geheimtipp
 7.  "Girls" (Season 2), manche Folgen sind so gut wie ein Woody-Allen-Film
 8.  "Hannibal" (Season 1), düster
 9.  "Homeland" (Season 3), wieder segnet eine geliebte Hauptfigur das Zeitliche
10. "The Following" (Season 1), spannend
11. "The Blacklist", (Season 1), darf nicht fehlen, James Spader grandios
12. "The Good Wife", (Season 4), beste Anwaltsserie ever

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Filme des Jahres 2013 - kurz und schmerzlos


  1."Gravity"

  2. "The Best Offer"

  3. "Der Geschmack von Rost und Knochen"

  4. "Blue Jasmine"

  5. "Trance"

  6. "The Place beyond the Pines"

  7. "Rush"

  8. "Wolverine -Tage des Kriegers"

  9. "Der große Gatsby"

 10. "Les Misérables"

 11. "World War Z"

 12. "Feuchtgebiete"

 13. "Spring Breakers"

 14. "Inside Llewyn Davis"

 15. "The Master"


Samstag, 14. Dezember 2013

Frank Salewski - Der Mann, der nur im Sommer schreibt

Interview mit dem Bremer Lehrer und Autor Frank Salewski

Frank Salewski (links) auf der Frankfurter Buchmesse.

Herr Salewski, was können Sie uns über Ihr neues Buch  „Fußballmord“ verraten?

Zunächst möchte ich Vorsicht anmahnen; wenn man den Aussagen eines Redakteurs einer großen Münchner Tageszeitung glaubt, ist der Inhalt des Buches zu brisant, um etwas darüber zu veröffentlichen und wäre ein Grund für seine fristlose Kündigung.  Doch sei hier Entwarnung gegeben; es handelt sich bei Fußballmord weder um ein pornographisches noch um ein gewaltverherrlichendes Buch. Vermutlich hätte er darüber eher geschrieben als über einen jungen Fußballprofi, der als jüngster Torwart der Liga zu einem großen Münchner Verein wechselt. Er wird dort wie durch ein Wunder im Verlauf seiner ersten Saison für den FC zum besten Torwart Deutschlands und steigt zum Nationalkeeper auf. Doch Robin, so heißt der Protagonist der Geschichte, steht unter bisweilen großem Druck. Im Unklaren über seine Neigungen und seine wahre Berufung, sitzen ihm auch noch sein ehrgeiziger Vater und eine alkoholkranke Mutter im Nacken. Zudem muss er auch noch zwischen Gesundheit und Erfolg wählen. Doch hat auch sein Verein Probleme. Verstrickt in den Mord an dem bekannten Münchner Immobilienmakler Hans Christian K., kommen  pikante Details aus dem Leben der FC Stars ans Tageslicht. Selbst der übermächtige FC Manager Ambos, der sich zunächst schützend vor seine Spieler stellt, steht plötzlich wegen Steuerhinterziehung im Fokus der Behörden.

Fußballmord klingt nach einem Krimi. Würden Sie es dem Genre Krimi zuordnen?

Als ich es geschrieben habe, war ich sicher, ich schreibe ein Jugendbuch, doch kaum fertiggestellt, haben sowohl mein Verleger, als auch meine schärfsten Kritiker (meine Familie) dem widersprochen und es als Krimi, der im Fußallmilieu spielt und eine Liebesgeschichte beinhaltet,  bezeichnet. Nach einigem Nachdenken konnte ich dem zustimmen, aber ich glaube, dass  Fußballmord, wenn kein Jugendbuch, so doch auch für diese Altersgruppe gut geeignet ist.

Als Lehrer an einer sportbetonten Oberschule haben Sie viel mit leistungsorientierten Schülern zu tun. Hat Sie diese Tatsache beim Schreiben von „Fußballmord“ beeinflusst?

Vermutlich mehr als mir es zunächst beim Schreiben klar gewesen ist. Erst nach und nach ist mir bewusst geworden, dass mir die eine oder andere Szene im Buch sehr bekannt vorkam, als ich nach Beendigung des Buches wieder in die Schule kam.
So hatte ich es zum Beispiel in den letzten Jahren mehrmals erlebt, dass ein Sportler unserer Schule nach dem Abitur zum Profisportler wurde.


Welche Faszination geht für Sie vom Schreiben aus?

Die Möglichkeit völlig abzutauchen, alles hinter sich zu lassen und doch (meist unbewusst) die eigenen Gedanken mit zu verarbeiten.

Hat das Ihr Leben verändert?
Da muss ich ein wenig ausholen, denn den Drang zu schreiben hatte ich schon immer und habe das auch der Umwelt (vor allem meiner Frau) immer wieder Kund getan. Besonders intensiv (so wird von bösen Stimmen behauptet) bei der Talkshow 3 nach 9. Bei diesen ritualisierten Fernsehabenden soll ich immer, wenn ein junger Autor sein neues Buch vorstellte, gesagt haben, ich will auch schreiben, ich will auch zu 3 nach 9 (gewisse Ähnlichkeiten zu einem an der Kanzleramtspforte rüttelnden Gerhard Schröder wurden mir nachgesagt). An so einem Abend vor vier Jahren platzte deswegen meiner sonst stets ruhigen und ausgeglichenen Frau der Kragen: „Entweder Du fängst jetzt endlich an zu schreiben oder ich will nie mehr etwas davon hören.“
 2010 habe ich dann mein erstes Buch geschrieben. In den Sommerferien. „Zugezogen“, die Geschichte eines Jungen, der als 8-jähriger auf ein Dorf zieht. Dazu bin ich jeden Morgen um 7 Uhr aufgestanden, habe sechs Stunden geschrieben, bin mit meiner Frau spazieren gegangen und habe weitere zwei bis vier Stunden geschrieben. Es war wie ein Rausch, in dem ich endlich meine Ideen, Phantasien und Erlebnisse in eine angemessene Form gießen konnte. Seitdem habe ich in den folgenden Sommerferien jeweils ein Buch geschrieben. 2011 „Heimgekehrt - Wäre er doch gefallen“.

Das in Quickborn spielt?
Richtig, das Buch erzählt ja zumindest in Ansätzen die Geschichte meiner Oma und die hat hier in Quickborn gelebt.

Mit „Heimgekehrt“ hatten Sie einen überraschenden Erfolg?
Das stimmt, es hat sich so gut verkauft, dass der E-Bookverlag strombuch an meinen Verlag herangetreten ist, um die Rechte für die englische Version zu erwerben. Es ist inzwischen unter dem Titel „Back home why?“ sowohl in den USA, als auch in England erhältlich.

Doch sie haben sich nicht auf dem Erfolg ausgeruht?
Nein, 2012 habe ich „Fußballmord“ geschrieben und in den Sommerferien dieses Jahr eine Geschichte über einen Sonderschullehrer, der sich für einen berühmten Autor hält und hofft, so aus seiner hoffnungslosen Lage zu entkommen (noch in Arbeit).
Doch um auf die Frage zurückzukommen, ob das Schreiben mein Leben verändert hat. Die vermutlich konkreteste Veränderung ist, dass ich das Schrauben an Oldtimern gegen das Schreiben eingetauscht habe. Fahrzeugöl gegen Druckertinte. Den Tausch habe ich noch nicht eine Sekunde bereut.

Was lesen Sie selbst gern?

Zurzeit sind es drei Bücher: Die Bibel, von James Herriot: „Der Doktor und das liebe Vieh“, Shakespeares: „Much Ado about Nothing“  und natürlich der neue Asterix. Gerade in der dunklen Jahreszeit bevorzuge ich unterhaltsame Literatur.
 
Drei Bücher auf einmal, haben Sie immer schon viel gelesen?
Ja, ich hatte immer einen starken Drang mich in fremde Geschichten und Charaktere zu versenken.

Wie kann man diese Begeisterung am Lesen in Zeiten von X-Box und Internet jungen Menschen weitergeben?

Ich glaube durch Vorleben und durch Vorlesen von guten Büchern. Wenn man seinen Kindern früh vorliest, später beim Lesen-Lernen mit ihnen zusammenliest und ihnen danach immer guten Lesestoff zur Verfügung stellt, kann Lesen zu einer lebenslangen Sucht werden. Bei meiner Tochter hat es funktioniert, sie ist eine echte Leseratte. 

Sie haben von guten Büchern gesprochen. Warum sollte Ihr Buch dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum liegen?

- weil Weihnachten das Fest der Liebe ist
- weil die Norddeutschen mehr noch als der Rest Deutschlands  fußballverrückt (und das im  
   besten Sinne) sind
- weil viele Menschen Krimis lieben
- weil eine Liebesgeschichte nie verkehrt sein kann.

Welche Pläne haben Sie als Autor für das nächste Jahr?

Natürlich arbeite ich an der Ursprungsidee der Einladung zu 3 nach 9 weiter. Aber im Ernst, vielleicht ein wenig mehr Zeit zum Schreiben freischaufeln, denn die Ideen, zumindest für die nächsten zwei Bücher, habe ich schon im Kopf und die wollen natürlich raus. 


Erfolgreicher Auftritt mit Fußballmord

Frank Salewski.
Auch mit seinem zweiten Roman „Fußballmord“  hat der Autor Frank Salewski das Publikum auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt. War die letztjährige Präsentation seines Romans „Heimgekehrt -Wäre er doch gefallen“, der in Quickborn spielt, ein echter Erfolg, so hat die Vorstellung seines neuen Buches alle Erwartungen des Autors und seines Verlegers übertroffen. „Für mich gab es kaum einen ruhigen Moment, kaum hatte ich ein Exemplar signiert, wartete schon der nächste Interessent, der näheres über den Titel und den Inhalt von „Fußballmord“ wissen wollte. Für den Autor eine alles andere als zu erwartende Wendung. Hatte er doch noch kurz vor der Buchmesse die Rückmeldung der Münchner tz bekommen: „Ein  sicherlich interessantes und gutes Buch, aber  jede kritische Veröffentlichung über Leistungsdruck in der Bundesliga oder die Thematisierung  von Homosexualität  von Fußballprofis findet bei Lesern kein Interesse.“  Ein Irrtum, wie sich herausgestellt hat. Vielleicht dem geschuldet, dass Salewski in seinem neuen Buch verschiedene Probleme im Bundesliga-Alltag in einen Krimi eingebettet hat und die Geschichte aus der Sicht Robins, eines jungen Fußballprofis,  schildert. Der ist gerade aus dem Amateurbereich zu einem Bundesligaverein aus München gewechselt und macht im Verlauf der Geschichte nicht nur Erfahrungen mit dem gnadenlosen Leistungsdruck im Profifußball, sondern wird auch von älteren Vereinskollegen mit in ein Bordell gelockt. Überraschend ist, dass Salewski den Roman schon im Sommer 2012 geschrieben hat und eine der Personen in seinem Buch ein Manager ist, der wegen Steuerhinterziehung (wenn auch für seinen Verein) angeklagt wird. Eine Vorahnung des Autors, vielleicht hat er aber auch, wie 2012 mit "Heimgekehrt", einen Nerv getroffen. 




Donnerstag, 12. Dezember 2013

Audienz beim König - Stephen King liest im CCH

The King and I -  das ist eine Beziehung, die schon über 30 Jahre währt. Er hat mir mit seinen Romanen, viele davon brillant,  über so viele schlechte Tage und Monate hinweggeholfen.
Dass Stephen King zum ersten Mal in Deutschland liest, ist fast unglaublich. Sein erstes Buch "Carrie" hat er schon in den 1970er Jahren  veröffentlicht. Soll man zur Lesung gehen? An einem Mittwoch? Nach einem harten Arbeitstag? "Vielleicht die letzte Chance", sagt meine Frau und drängt mich. Schließlich ist King 66 Jahre alt und dem Tod (Alkoholismus und Unfall) schon ein paar Mal sehr nahe gekommen. Selbst ist man auch nicht mehr der Jüngste.

"Ich hatte Angst", sagt King während seiner Lesung im Hamburger CCH, zu der etwa 3000 Fans gekommen sind. Tatsächlich mehr junge Besucher als alte Säcke. Aber die Grauhaarigen werden von mir mit Sympathie bedacht. Schüchtern sei er, sagt der König. Koketterie, wenn ihr mich fragt,  genauso wie das graue T-Shirt und die ausgewaschene Jeans, die er trägt. Ganz ehrlich: Der Mann ist einer der reichsten Menschen in den USA, aber läuft so rum wie einst Steve Jobs.

The one and only: Stephen King.
Nach den ersten Minuten ist klar: Da steht ein Popstar. "The one and only Mr. King", kündigt ihn ARD-Moderator Ingo Zamperoni an, der zu meinem Bedauern besser Englisch spricht als ich dachte und sich auch noch als Kenner von Kings Büchern entpuppt. Allerdings hat man das Gefühl, der Kerl will King die Show stehlen. Das misslingt gründlich. Bei den sporadischen Übersetzungen des Interviews ist Zamperoni oft schluderig. King ist, das weiß jeder Fan, der seine Auftritte gesehen hat, ein Entertainer, ein Comedian. Beispielsweise findet er es lustig, dass sein Roman "IT" im Deutschen "Es" heißt. "ESSSSSS", lässt King immer wieder das Wort genüsslich über seine Lippen kommen wie "Mit Schlag?", weil dem Horror-Schriftsteller aufgefallen ist, dass bei uns in Deutschland zu allem Schlagsahne angeboten wird. Ein Gag, den ich nicht so richtig nachvollziehen kann. Vielleicht in München, dort war seine letzte Lesung?
Dafür dieses Statement umso mehr: Er liebe die grausigen Märchen der Gebrüder Grimm. Kinder, die mit diesen Märchen aufgewachsen seien, würden quasi zu seinen Lesern herangezogen. Darum habe er auch in Deutschland so viele Fans. Stimmt.

Als das Blitzlicht-Gewitter der Presse losgeht, dreht King sich um, bückt sich und schiebt seinen Hintern raus: "Ich mach Euch den Angus Young." Die Menge grölt vor Freude und Bewunderung wie auch bei jedem King-Titel, der genannt wird: "The Shining" (Jubel), "On Writing" (Jubel), "Turm-Saga" (Jubel).

Ja, genau: King ist auf einer kleinen Europatour, um sein neues Buch "Doctor Sleep" vorzustellen, die Fortsetzung zu "Shining". Auch wenn der Roman an "Shining" nicht herankommt, das Buch ist nicht völlig misslungen wie so einige, die nach 2000 erschienen sind. Als Beispiele seien "Love" und "Wahn" genannt. Viel zu verkrampft, zu sehr auf ernsthafte Literatur gemünzt.

Ein Kapitel aus "Doctor Sleep" liest King auf Englisch, ein zweites der begnadete David Nathan auf Deutsch, der auch die deutsche Hörbuchfassung eingelesen hat. Als der Synchronsprecher zum Ende kommt, sind wir alle und auch King gerührt: "Da war Musik drin", sagt er. Und verdammt viel Gefühl und Gespür für den Duktus des Textes, finde ich.

Auch wenn es eine schreckliche Platitüde ist, aber sie ist so stimmig wie die Gänsehaut, die ich an diesem Abend des Öfteren bekomme:  Der Abend vergeht wie im Flug. Gegen Ende erklärt King, es sei wirklich wahr, dass seine Frau das Manuskript von "Carrie" damals aus dem Mülleimer gefischt hat. Schon deshalb hat sich die kleine Reise von Pinneberg nach Hamburg ins CCH gelohnt. Thank you, the one and only Mr. King. Danke für die Audienz.

Von René Erdbrügger

Meine fünf Lieblingsromane von Stephen King:

"Christine"
"Brennen muss Salem"
"The Stand"
"Friedhof der Kuscheltiere"
"Es"
"Der Anschlag"

und nicht zu vergessen die großartige Erzählung "Der Nebel".


Dienstag, 10. Dezember 2013

Bücher des Jahres 2013

Aus dem Leben eines Professors an einer kleinen amerikanischen Uni. Das Buch hat mich emotional so berührt wie zuletzt "The Road" und "Ins Freie". Ein Klassiker.


Stephen King bekommt Beistand von Stewart O'Nan für diese gelungene Geistergeschichte.
Krankenschwester trifft auf Gangster. Söderberg ist der neue Stieg Larsson. Genial.
Der Sohn eines Anwalts gerät unter Morderverdacht. Schuld und Sühne.
Mutter klärt den Tod ihrer Tochter auf. Ergreifend.
Ungewöhnliche Werwolf-Geschichte. Einer der besten Horror-Romane seit Jahren.

Deutscher Knast-Roman. Beeindruckend unprätentiös. 

In Nachhinein gar nicht mal schlecht, wenn auch nicht spannend.

Joe Hill ist der Sohn von Stephen King. Hill schreibt so wie der junge King - vintage. Diese Geschichte über einen Ort namens Christmasland, so auch der deutschen Titel, vergisst man so schnell nicht.




Donnerstag, 5. Dezember 2013

Wohnen wie in Kalifornien

Architektur der Moderne: Familie  Hodel  öffnet die Türen ihres Neutra-Bungalows / Häuser erregen deutschlandweit Aufmerksamkeit


Der Tisch im Wohnzimmer ist gedeckt. Es gibt Kuchen und Kaffee. Wir sind im Haus der Familie Professor  Robert Hodel und Pia Hodel-Winicker. Fünf Zimmer, Küche, Bad und ein  kleiner Keller. Das alles  auf 120 Quadratmetern. Plus Carport. Klingt nach einem  beliebigen 08/15-Eigenheim. Doch weit gefehlt: Die Hodels wohnen in einem jener schmucken, kastenartigen  Flachbungalows an der Marienhöhe, die der österreichisch-amerikanische Stararchitekt Richard Neutra (1892 - 1970)  entworfen hat.
Es ist  eine Siedlung mit Häusern, die ein wenig kleiner sind als die großen Villen, die Neutra in den USA gebaut hat, aber denselben architektonischen Charme versprühen und für ein Lebensgefühl stehen, das die Eigentümer nicht missen wollen: Individualität und Nonkonformismus  strahlen diese Bungalows aus, die deutschlandweit das Interesse bei Architekten und Museen erwecken. Fehlt nur noch  die Sonne Kaliforniens.  Doch in Norddeutschland macht sie sich rar.  
Beim  Besuch  ist der  Quickborner Architekt Jens-Olaf Nuckel als Fachmann mit dabei. Er ist ein Freund der Familie.  Das erste Aha-Erlebnisse für mich: Der Wohnraum  hat  eine große Stahlrahmen-Fensterfront,  durch die man in den Garten blickt. Das Dach ragt weit darüber hinaus. „Die Verzahnung von Innen-und Außenraum ist ein Haupt-Merkmal der Neutra-Häuser“, sagt Nuckel.
„Den erweiterten Raum, dieses Gefühl von Weite“, schätzt der Hausherr, der Professor für Slavistik an der Hamburger Universität ist,  genauso wie die Funktionalität der Architektur im Stil der Bauhaus-Tradition. Deswegen hat Neutra auch auf störende Heizkörper verzichtet. Die warme Luft gelangt durch ein Gebläse in die Räume.
„Es gibt keine Lügen in dieser Architektur. Es wird nichts vorgegeben, was man nicht braucht wie zum Beispiel Säulen“, sagt Hodel-Winicker. Die Konstruktion sei so, dass im Winter die  Sonne ins Wohnzimmer voll hereinscheine, im Sommer  jedoch nicht. „Oft stelle ich nachmittags die Heizung ab, weil sich das Wohnzimmer erwärmt wie ein Wintergarten“, berichtet sie.
Die Licht durchfluteten Räume des Hauses:  Als Malerin weiß Hodel-Winicker das  zu schätzen. In einem hat sie ihr Atelier eingerichtet. „Die Funktionalität des Hauses, die klaren Formen, haben mich bei meiner Malerei beeinflusst“, so die Künstlerin.
So wie die Hodels schwärmen heute viele Besitzer eines Neutra-Hauses. Das war nicht immer so. „Friedrich Wilhelm Krüger, der Vater von Liedermacher Mike Krüger, hatte Anfang der 60er Jahre  als Direktor der Hamburger Betreuungs- und Wohnungsbaugesellschaft den Auftrag bekommen,  in Quickborn eine Siedlung zu bauen. Alle bedeutenden Architekten lehnten jedoch ab. Dann fragte man   Richard Neutra und er sagte ‚Ja‘“, berichtet  Nuckel.
Doch die Avantgarde-Bauten, von Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl einmal als „Iglus in der Wüste“ bezeichnet, entwickelten sich zum Ladenhüter. „Statt der geplanten 190 Wohneinheiten ließ die Baugesellschaft nur 67 Bungalows bauen –obwohl jeder Käufer  zu  dem Haus als Zugabe einen VW Käfer bekam“, berichtet Nuckel, der  ein großer Fan von Neutra ist und dem jedes kleinste Detail sofort ins Auge springt. Wie das „Spiderleg“, das wie ein Spinnenbein über den Baukörper hinaus in die Natur ragt. „Es ist deswegen gebaut worden, um die statischen Kräfte nicht in einer dicken Stütze in der Ecke des Fensters abzuleiten. Damit wird die Sicht auf die Natur, auf das Außen eingeschränkt“, erklärt Nuckel die Funktion.
  Wir befinden uns jetzt im Garten, der von den Nachbargrundstücken abgeschirmt zu sein scheint. „Um die Privatsphäre zu schützen, sind die Gärten in der Neutra-Siedlung versetzt“, berichtet Nuckel. Ein weiteres Merkmal von Neutra-Häusern. Obwohl die Funktionalität im Mittelpunkt steht, Neutra hatte bei seiner Architektur immer das Wohl des  Menschen im Sinn.
Dass die Quickborner Traum-Bungalows in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren haben und das Marta-Museum für zeitgenössische Kunst  in Herford ihnen jüngst eine deutschlandweit Aufsehen erregende Ausstellung widmete (wir berichteten),  ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Siedlung vor neun Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde – trotz vieler Proteste. Einige  der Eigentümer hatten ihre Bungalows zuvor so wild umbauen lassen, dass der typische Neutra-Stil nicht mehr zu erkennen war. Davor schob die Denkmalschutzbehörde jedoch einen Riegel. „Wäre die Neutra-Siedlung nicht unter Denkmalschutz gestellt worden, wären die  Hintergrundstücke auch bebaut worden“, sagt Nuckel.

Bei so viel Begeisterung, fragt man sich, warum Nuckel eigentlich nicht selbst in einem Neutra-Bungalow wohnt. „Ich bin mit Mike Krüger befreundet. Als sein Vater starb und mir die  Familie sein Neutra-Haus angeboten hat, habe ich leider zu lange gezögert –  und dann war das Haus weg.“ sagt Nuckel. Damals hätte der Quickborner Architekt 660000 Mark hinlegen müssen. Heute gehen die Kult-Immobilien der Moderne, die wohl auch in Zukunft an Wert zulegen dürften,  in der Stadt für mehr als 400000 Euro über den Tisch.  Tendenz steigend.


Von René Erdbrügger

Info:
Richard J. Neutra gilt als  einer der wichtigsten Architekten des
20. Jahrhunderts. In Wien geboren wanderte er 1923 in die USA aus, wo er nach Anstellung bei Frank Lloyd Wright und Zusammenarbeit mit Rudolf Schindler 1926 ein eigenes Büro in Los Angeles gründete. Mit seinen ultramodernen Villen, darunter dem Wohnhaus des Hollywood-Regisseurs Josef v. Sternberg (1935), avancierte Neutra bald zu einem der bekanntesten und gefragtesten Architekten in Nordamerika. Zwischen 1960 und 1970  baute er   in Europa Villen und 109 Häuser in Quickborn und Walldorf/Frankfurt. Für  seine Methode wählte Neutra den Begriff des „Biorealismus“. Seine Philosophie: „Es ist  wichtig, dass der Mensch sich stets auch als Teil seiner Umgebung wahrnimmt.“



Dienstag, 26. November 2013

Singen, schreien, stampfen - Mitmachmärchenfilm aus deutschen Landen

Gefeierte Premiere des ersten Mitmach-Märchenfilms 
"Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“  im Quickborner Beluga-Kino / Kindertheater auf der Leinwand

 Es ist   ein wenig so wie bei den Vorführungen der „Rocky Horror Picture Show“:  Die jungen Zuschauer singen, schreien  und stampfen. Es wird geklatscht und gerapt.  Und am Ende sogar ausgelassen getanzt.  Im Quickborner Beluga-Kino  wurde die Premiere des ersten Mitmach-Märchenfilms „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“ für Kinder ab vier Jahren gefeiert.  Das Testpublikum waren  die Jungen und Mädchen des  DRK-Kindergartens –  und nach der Vorführung aus dem Häuschen:  „Das war toll, fantastisch“, sagten   Silja (4), Tilda (5) und Louis (5). Besonders der gestiefelte Kater hat es den Jüngsten angetan.
Auch  Kino-Betreiber Kai Bartels  war mehr als zufrieden, denn er wollte vor dem regulären Start wissen: Kommt das überhaupt an? Jetzt ist er  überzeugt:  „In der zweiten Hälfte des Films hat sich die Begeisterung noch gesteigert. Es ist eine Mischung aus Kasperle-Theater und den klassischen Märchentheateraufführungen zu Weihnachten. Ohne 3D- oder Spezialeffekte“, fasste Bartels seine Eindrücke zusammen. Mit der Produktion von „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater “ verwirklicht Produzent Martin Molgedey seine über einige Jahre verfolgte Idee, klassische Märchen auf neue und moderne Weise für ein sehr junges Publikum ins Kino zu bringen. Der Film, den Regisseur Torsten Künstler („Kokowääh“, „Schlussmacher“) in Szene setzte,  funktioniert perfekt: Es ist  Kindertheater auf der Leinwand: puristisch, charmant, bezaubernd.
Erzählt werden im Film  zwei Grimmsche Märchen, die in eine Rahmenhandlung eingebettet sind:  Der kleine Paul (Ezra Finzi) und sein Märchenbär MiKi lieben Märchen über alles. Eines Tages muss Paul mit seinem Vater (Samuel Finzi) und seiner Mutter (Marie-Lou Sellem) in die Großstadt ziehen, obwohl er doch viel lieber auf dem Land geblieben wäre. Dort angekommen fühlt er sich erst sehr einsam. Das bleibt nicht lange so: Mitten in der Stadt entdeckt Paul die Märchenhütte, einen Ort voll magischer Anziehungskraft, an dem die alten Grimmschen Geschichten noch ein Zuhause haben. Und so lernt Paul Aschenbrödel (Claudia Graue), den gestiefelten Kater (Carsta Zimmermann) und viele andere Märchenwesen kennen. 
Zwei alte Holzhütten bilden das Zentrum einer zauberhaften Welt. Während die verkleideten Schauspieler die Märchengeschichten erzählen, spricht  immer wieder eine animierte Figur,  der Teddybär,  zu den jungen Zuschauern und ermutigt sie, sich bei der Handlung lautstark einzubringen. „Gewöhnlich haben wir so unsere Schwierigkeiten mit den  Grausamkeiten in den Grimmschen Märchen. Aber bei den Kindern kommt das in diesem Film nicht so rüber“, sagte Erzieherin Myriam Pöhler.
Viel Lob gab es auch von Judith Huckfeldt, die mit ihrer Tochter die Vorstellung besuchte: „Sehr witzig und mit einer Filmlänge von 60Minuten  eine gute Zeit für Kinder“. Mit diesem Konzept dürfte Molgedey wieder ins Schwarze getroffen haben:  Weit mehr als 15 000 Kinotickets für „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“ sind bereits bundesweit verkauft worden.  Molgedey  ist  übrigens der Erfinder der Sneak Previews, in denen den Zuschauern ein brandneuer Film gezeigt wird –  jedoch wissen sie beim Kauf der Karte nicht, welcher es sein wird.  „Molgedey war mein erster Chef. Er hat mir vor 18 Jahren im Grindel-Kino einen Job als Eisverkäufer und Kartenabreißer gegeben. Das war mein Start in die Kinobranche“, sagte Bartels. 

René Erdbrügger
     










Sonntag, 17. November 2013

"Castello Cavalcanti"

"Castello Cavalcanti" ist ein charmanter Kurzfilm von Wes Anderson ("Die Tiefseetaucher"),  der jetzt schon legal im Internet zu sehen ist. Geld dafür gab's vom Modehaus Prada. In der Hauptrolle: Jason Schwartzman.

Sonntag, 10. November 2013

"Runner Runner"


Durchschnittlicher, unaufgeregter, aber schön gestylter Thriller (Regie: Brad Furman) über einen jungen Studenten (Justin Timberlake), der in Costa Rica (gedreht wurde jedoch in Puerto Rico) den Betreiber einer Onlinepoker-Webseite (Ben Affleck) das Handwerk legen will. Doch er lässt sich von dem Millionär blenden und mischt bald selbst mit. Gemma Arterton übernahm den obligatorischen weiblichen Part in einem Katz-und-Maus-Spiel, das nicht wirklich überrascht. Kann man sehen, muss man aber nicht. *** Annehmbar

Mittwoch, 30. Oktober 2013

"Prisoners" - Ein Mann sieht rot

Wie weit darf man gehen, um entführte Kinder zu retten? Das ist das Hauptthema  von  „Prisoners“.  Am Thanksgiving-Tag verschwinden zwei kleine  Mädchen. Ein Verdächtiger wird schnell  gefunden.  Detective Loki (Jake Gyllenhaal) aber muss den Sonderling wegen mangelnder Beweise freilassen. Dover (Hugh Jackman), Vater des einen verschwundenen  Mädchens,  nimmt die Sache daraufhin selbst in die eigene Hand – ein Mann sieht rot.
Das klingt nach einem guten Stoff,  doch  die Inszenierung des  in Europa noch recht unbekannten Kanadiers Denis Villeneuve ist düster und bleischwer -  statt spannend und mitreißend.    „Prisoners“ ist kein Thriller wie beispielsweise „Kopfgeld“ (1996) mit Mel Gibson, sondern ein Drama mit kammerspielartigen Untertönen.  Das ist sicherlich beabsichtigt, aber macht das Zuschauen  die meiste Zeit  zu einer Qual. (erd)

Bewertung: ** Zwiespältig

Lena Stolze - Sie wandelt unter Blumen

Quickborn/Berlin Es ist Dienstagabend. Nach 19 Uhr. Das Telefon in der Quickborner Redaktion klingelt.  Am Apparat ist Lena Stolze. Ich hatte der Schauspielerin, die in Berlin wohnt,  einen Tag zuvor per E-Mail einige Fragen geschickt.  Stolze  möchte     lieber persönlich   antworten.
Im November kommt sie  nach Hamburg und Quickborn.  Zusammen mit Gabriele Rossmanith, Kammersängerin der Staatsoper Hamburg, und Eberhard Hasenfratz am Klavier,  Vorsitzender des Vereins   Kammermusik  Quickborn,   wird sie einen Liederabend gestalten. Titel:  „Ich wandle unter Blumen“ – Lieder und Literatur von Liebe, Sehnsucht und Vergänglichkeit“.
Die Schauspielerin wird Texte rezitieren  –  unter anderem  von Hans-Christian Andersen, Gottfried Benn, Anette von Droste-Hülshoff und Kurt Schwitters –  und Rossmanith singen und Hasenfratz Klavier spielen.  Lieder von Robert Schumann, Richard Strauss, Alma Mahler, Fanny Hensel, Claude Debussy und Francis Poulenc stehen auf dem Programm.
„Unser großer Wunsch ist es, die Menschen mit unseren Beiträgen zu unterhalten und  zu berühren“, sagt Stolze, die zusammen mit Rossmanith die Idee zu dem Liederabend hatte. Die Texte  hat Stolze  selbst ausgesucht. Zu Hause, wo sie eine große Bibliothek besitzt.  Auf die Balance käme es ihr an, denn zu dem Thema gebe es viele melancholische Texte. „Die Blume ist eine Metapher für die vielen Dinge, die einem Menschen im Leben begegnen“, sagt sie. Die guten wie die schlechten.
Die Zuhörer können sich auf einen großen Abend bester Vorlesekunst freuen. Stolze hat Hörbücher wie „Die Bildhauerin“ gelesen und während ihrer Zeit in Hamburg am Thalia Theater Leseabende  gegeben. Während dieser Zeit hat die Schauspielerin  Rossmanith kennen gelernt:   „Unsere Söhne gingen auf dieselbe Grundschule“, sagt Stolze. Schon damals sei der Wunsch entstanden, mal etwas Gemeinsames zu machen.
Geprobt wird so lange, bis es aus einem Guss ist, sagt Stolze.  Lieder und Literatur – das passt. „Ich bin mit klassischer  Musik aufgewachsen. Fast jede Woche gehe ich  zu den Proben der Berliner Philharmoniker“, sagt Stolze. Im Augenblick höre sie viel Mahler.
Jetzt horcht der Filmfan auf: In „Mahler auf der Couch“ (2010)  spielt Stolze  Mahlers Schwester Justine und würzt das Ehedrama mit schnippischen Gouvernanten-Bemerkungen.   Stolze ist eine Schauspieler-Legende: Als junge Widerstandskämpferin Sophie Scholl in „Die weiße Rose“ (1982)  –  außer „Die Blechtrommel“ und „Das Leben der Anderen“   der wohl wichtigste deutsche  Film der Nachkriegszeit –   wurde sie dem breiten Publikum bekannt. Hängt ihr diese Rolle heute noch nach? „Es ist schon erstaunlich, wie lange diese Figur im Gedächtnis geblieben ist. Es ist eine Gnade. Sophie Scholl ist eine wichtige Figur“, sagt sie.
Während der letzten Jahre ist Stolze vom Kino ins Fernsehfach gewechselt und überzeugt dort mit starken Frauencharakteren.  Gerade beschäftigt sie sich  mit Artikel drei, Absatz zwei des Grundgesetzes und wie es zu der Formulierung „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ überhaupt kam. „Das ist für einen Fernsehfilm, in dem  ich  eine von zwei Frauen spiele, die  das Grundgesetz um eine Formulierung reicher gemacht haben“, erzählt sie.
Welch ein Zufall: Am Sonntag, 3. November, am Tag ihres Auftritts in Quickborn, läuft  in der ZDF-Reihe Herzkino-Film „Beste Freundinnen“.  Er  erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich vor 20 Jahren bei einer Schiffskatastrophe kennen gelernt haben und seitdem immer zusammen Urlaub machen. Doch  für    Caro Ellermann, gespielt von Stolze, wird es die letzte Reise sein. Beginn im ZDF ist um 20.15Uhr. „Dann müssen wir ja sehen, dass wir mit dem Liederabend rechtzeitig fertig sind“,  sagt Stolze scherzhaft.

Von René Erdbrügger


Lena Stolze.


Veröffentlich im Quickborner Tageblatt vom 28. Oktober 2013

Freitag, 25. Oktober 2013

Guillermo del Toro - Ein Hausbesuch

Regisseur Guillermo del Toro zeigt seine großartigen Sammlung an Kuriositäten  - sensationell.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka

Oliver Kalkofe (links) und Bastian Pastewka im  Hamburg 2007.
Foto: Erdbrügger

"Rush" - Wie ein gut geölter Motor

Testosteron geschwängertes Motorsport-Drama


Regisseur Ron Howard ( „Apollo 13“) erzählt die wahre Geschichte der beiden Rennfahrer James Hunt (Chris Hemsworth) und Niki Lauda (Daniel Brühl). Die Rivalität zueinander treibt den lässigen Briten, der außer den Wettrennen nur Frauen, Drogen und Alkohol im Kopf hat,  und den pragmatischen Österreicher, der nur an schnelle Motoren denkt, zu Höchstleistungen an. Howard gelingt ein überraschend sehenswertes Biopic, das mit rasanten Rennen, frechen Dialogen und dem Kolorit der 70er Jahre überzeugt. Ein Film, der mehr Zuschauer verdient hätte.

Von René Erdbrügger

Dienstag, 8. Oktober 2013

"Gravity": Völlig losgelöst

Lautlos im Weltall. Foto: Warner Bros.
Regisseur Alfonso Cuarón hat einen Klassiker gedreht
So nah war der Zuschauer dem Weltall bisher noch nie: In „Gravity“ nimmt Alfonso Cuarón uns mit auf eine Reise in den Orbit, zu einem Space-Shuttle, wo die Astronauten Kowalsky (George Clooney als abgeklärter Space-Jockey) und Stone (Sandra Bullock in ihrer bislang überzeugendsten Rolle) Arbeiten außerhalb des Raumschiffs am Weltraumteleskop Hubble verrichten. Als heranrasende Trümmerteile eines Satelliten auf  das Shuttle treffen, treiben die beiden Astronauten, nur durch ein Kabel miteinander verbunden, ins All und sind auf sich allein gestellt. Es gibt keinen Funkkontakt mehr zur Erde, die Sauerstoffreserven sind beinahe aufgebraucht. Ein Wettrennen  gegen die Zeit beginnt. Irgendwo in der Ferne blinken die Lichter der Raumstation ISS, die es zu erreichen gilt, während Mutter Erde ihnen von der Sonne angestrahlt entgegenleuchtet.
Kammerspielartig erzählt Cuarón von existenzieller Verlorenheit, von der Hoffnung und von Wiedergeburt. Er zitiert Klassiker wie „2001“, wenn Bullock sich wie ein Embryo zusammenkauert, und „Alien“, wenn sie sich durch die Gänge der Raumstation zwängt - ohne die Ikonen zu kopieren. Und er macht die letzten 30 Minuten des Films mit seiner Dramatik und Spannung zu einem Lehrstück des effizienten Action-Kinos. Auch wenn recht viel gesprochen wird, der Film könnte auch ohne Worte funktionieren.
Mögen Krittler auch auf einige Ungereimtheiten und Logikfehler hinweisen, nach 90 Minuten ist klar, dass „Gravity“ nicht nur der beste Film des Jahres ist, sondern ein Klassiker, der mit 3D-Bildern aufwartet, die es so bislang nicht auf der Leinwand zu sehen gab und die uns durch ihre Schärfe und ihren Realismus das Gefühl vermitteln, hautnah dabei zu sein, ja zusammen  mit  den beiden Astronauten im All zu schweben. Gravity heißt Schwerkraft, aber die Kamera ist völlig losgelöst und wir mit ihr.
Von René  Erdbrügger
Bewertung: Herausragend










Freitag, 27. September 2013

Glen Hansard - Der irische Barde

Glen Hansard, 1970 in Dublin geboren, ist Gründer, Gitarrist und Bandleader der irischen Indie-Folk-Band „The Frames“.  Er verließ die Schule, als er 13 Jahren alt war, um in den Straßen von Dublin zu spielen. Auf sich Aufmerksam machte er durch seine Rolle als Gitarrist Outspan Forster in „Die Commintments“. Heute ist Hansard einer erfolgreichsten Musiker und Komponisten Irlands.
Mit Hansard sprach Redakteur René Erdbrügger im Hamburger Yoho-Hotel über
den Film "Once".
Glen Hansard spielt im Yoho-Hotel. Die Gitarre scheint  zwar ramponiert, aber die Töne, die der Musiker ihr entlockt - oh yeah. Fotos (3): Erdbrügger







Erzählen Sie bitte etwas über die Bedingungen, unter denen „Once“ entstand.
Glen Hansard: Der Film wurde in drei Wochen für 120 000 Euro gedreht. Aber er hat bislang 13 Millionen Dollar eingespielt. Es ist unglaublich, vor allen, wenn man den Kontext sieht. Ursprünglich war geplant, „Once“ mit Cillian Murphy in der Hauptrolle zu drehen. Das Budget betrug zwei Millionen. Ich sollte nur die Songs schreiben. Einen Monat, bevor die Dreharbeiten losgehen sollten, rief Cillians Agentur an und teilte mit, er wäre nicht mehr mit dabei, weil er ein anderes Projekt hat.  Auch der Produzent sprang ab. Es sah so auch, als sei unser Film gestorben. John allein konnte das Geld nicht aufbringen.  Wir kamen  dann auf die Idee, den Film für ganz wenig Geld  mit DVD-Kameras und ohne Dreh-Erlaubnis aufnehmen. Dann könnten wir ihn für etwa 100 000 Euro produzieren, so unsere Überlegungen. Ich schlug vor, Damian Rice für die Hauptrolle zu nehmen. Er ist ein guter Sänger. Aber John sagte: Wenn wir es machen, dann mit dir.

Viele Szenen schauen sehr spontan aus. Gab es ein Drehbuch?
Hansard: Ja, es gab ein Script. Ein sehr kurz gefasstes. John ist ein sehr guter Schreiber. Aber wir haben uns nicht immer daran gehalten.

Ich habe gelesen, dass Sie und Markéta im richtigen Leben ein Paar sind?
Hansard: Ja, aber erst nach dem Film. Ich kenne Markéta allerdings schon seit sie 13 Jahre alt ist. Markétas Vater ist ein sehr bekannter Konzertpromoter in Tschechien. Als er vor sechs Jahren mein Konzert in Prag betreute, lud er mich und meine Band in sein Haus ein.

In dem Film küssen sie sich und Markéta kein einziges Mal.
Hansard: Der Grund, warum der Film „Once“ (zu deutsch: einmal; Anmerkung der Redaktion) heißt, ist, weil John auf die Idee kam, dass sich das Mädchen und der Junge einmal küssen sollten. Das kam für mich und Markéta aber überhaupt nicht in Frage. Vollkommener Blödsinn. Wenn sie sich geküsst hätten, wäre der Film tot.

Frage: Die Geschichte endet bittersüß: Was glauben Sie, passiert später mit dem Mädchen und dem Jungen?
Hansard: Das Mädchen wird wahrscheinlich bei ihrem Ehemann bleiben und weiter Klavier spielen. Der Junge wird nach London gehen. Wahrscheinlich wird er wieder mit seiner Ex-Freundin zusammenkommen und einen Job annehmen.

Dann sind sie also mit dem Ende des Films zufrieden?
Hansard: Ich liebe es.

„Once“ ist auch ein Film über das Loslassen? Die Szene mit dem Jungen und seinem Vater sind sehr gefühlvoll.
Hansard: Es ist eine typische irische Lebensart. Iren leben bis  zu ihren Dreißigern ja sogar Mittdreißigern zu Haus bei ihren Eltern. Die drängen ihre Kinder  auch nicht, das Haus zu verlassen. Es mag vielleicht daran liegen, dass Hunderte von Jahren irische Jugendliche so schnell sie konnten nach Amerika oder England auswanderten, um bessere Arbeit zu finden. Heute ist das nicht mehr nötig. Für irische Familien ist es eine gute Sache, ihre Kinder so lange wie möglich zu Hause zu behalten. Ja, „Once“ ist ein Film vom Loslassen.

Kennen Sie übrigens den Film „Klang des Herzens“. Dort gibt es dasselbe Motiv wie in „Once“: Menschen, die sich lieben, kommunizieren  über die Musik miteinander.
Hansard: Ich habe ihn noch nicht gesehen. Aber was für ein Zufall: Der Regisseur Curstin hat Markéta und mich gefragt, ob wir für seinen Film einen Song schreiben würden. Dazu ist es aber nicht gekommen.

Frage: Es gibt den  Song von The Who „My Generation“. Für welche Generation ist „Once“ gedacht?
Hansard:   Für die You-Tube-Generation. Im Kino gibt es derzeit eine neue Strömung. Das gleiche gilt für die Musik. Man muss kein Studio buchen, um eine gute Platte zu machen. Man kann  Platten oder Filme heutzutage für sehr wenig Geld produzieren.

In der Anfangssequenz von „Once“ wird dem Musiker der Gitarrenkasten mit dem Geld, das er für sein Spielen bekommen hat,  auf offener Straße gestohlen. Ist Ihnen das auch schon passiert, als Sie noch auf den Straßen von Dublin musiziert haben?
Hansard (lacht): Ja, das ist mir das schon wiederfahren. Ein Kerl hat es bis zu fünf Mal versucht.

Die Gitarre, auf der sie im Film spielen, schaut auf, als sei sie demoliert. Unter dem Resonanzkörper ist ein Loch im Holz.
Hansard: Die Gitarre ist nicht kaputt. Das kommt vom häufigen Spielen.

Das sieht aber sehr komisch aus.
Hansard: Auf dem Sundance-Festival in Amerika, wo unser Film lief, gingen Markéta und ich auf die Bühne, um ein paar Songs zu spielen. Als ich die Gitarre rausholte, fiel das Publikum plötzlich an zu klatschen. Ich fragte „Warum klatscht Ihr?“ „Das ist die Gitarre aus dem Film “, antworteten sie. Tatsächlich: Meine Gitarre ist berühmt geworden.“

Gibt es schon Filmangebote aus Hollywood?
Hansard: Ja, es gibt Angebote für Filme. Aber ich bin nicht wirklich  interessiert. Ich bin Musiker, das ist mein Leben.

Und was inspiriert Sie, wenn Sie Ihre Songs schreiben?
Hansard: Das Leben, die Liebe und die Romantik.

Vielen Dank für das Gespräch.

Anmerkung: Heute sind Glen und Markéta kein Paar mehr. Wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.







Filmkritik zu "Once"

Erstes Rendezvous im Musikladen um die Ecke

Ein irischer Musiker lernt auf den Straßen von Dublin eine tschechische Pianistin kennen –  es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung, die sich nur im gemeinsamen Musikmachen ausdrückt. Regisseur John Carney ist mit  „Once“  ein moderner Klassiker gelungen, der die Herzen im Sturm erorbert.

Von René Erdbrügger

Es ist ein modernes Märchen, das in den Straßen von Dublin spielt: Ein irischer Straßenmusiker lernt eine junge, wunderhübsche tschechische Pianistin kennen, eine Frau, für die ein Mann alles tun und sein Leben von heute auf Morgen komplett umkrempeln würde. Auf der Straße spricht sie ihn an.  Ein Song von ihm berührt sie. Sie glaubt, darin den Schmerz von vergangenen Erlebnissen herauszuhören.
Auch er möchte sie spielen hören, aber die Musikerin besitzt kein Klavier. Später führt sie zu einem Musikgeschäft, dessen Eigentümer er kennt. Sie spielt etwas von Mendelssohn. Dann kramt er die Noten eines Stücks aus, das er komponiert hat. Beide fangen an zu spielen, er auf der Gitarre, sie auch dem Klavier. „Falling Slowly“  heißt der Song, der noch öfter zu hören ist.
Allein dieser Moment ist pure Magie. Regisseur John Carney bezeichnet sie als „First-Kiss-Scene“. Statt eine Kusses flirten und lieben in „Once“ die beiden Hauptdarsteller jedoch nur über die Musik miteinander.  Immer wieder.

Dass sich der Junge und das Mädchen ineinander verknallt haben, steht außer Frage. Doch sie werden nicht miteinander ins Bett gehen -  bis zum bittersüßen Ende. Einmal besucht sie ihn zu Hause, und er fragt, ob sie mit ihm die Nacht verbringen möchte. Empört verlässt sie sein Zimmer.
Es ist nicht leicht für dieses ungewöhnliche Paar: Beide leiden an einem gebrochenen Herzen. Seine Freundin hat ihn verlassen und ist nach London gezogen. Auf Super-8-Aufnahmen werden Momenten dieser einst glücklichen Liebe gezeigt. Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Ihr Mann lebt in Prag.  Beide haben es schwer: Der Straßenmusiker und die Pianistin sind bettelarm. Wenn er nicht spielt, repariert er für seinen Vater Staubsauger. Sie muss putzen gehen und lebt bei ihrer Mutter.

Dennoch fluchen beide nicht über das Leben oder geben sich auf,  sondern sie tun das, was sie am besten können: Musik machen.
Er möchte eine Demo-Band mit seinen Songs aufnehmen. Sie hilft ihm dabei und spielt nicht nur das Piano. Bei der Bank spricht sie vor, den Besitzer eines Aufnahmestudios überredet sie, mit dem Mietpreis runterzugehen.
In einer der vielen schönen Szenen überreicht er ihr schließlich das fertige Demo-Band. Sie hat keine Batterien, sucht nach Geld und geht noch nachts in einen Drugstore, um neue zu kaufen. Dann hört sie das Tape und spaziert wie gebannt und verzaubert durch die Stadt bei Nacht, angetrieben durch die wundervolle Musik, die sie beide aufgenommen haben.

Es sind diese kleinen, intimen, filmischen Momente, in denen Carney und seine beiden brillanten Hauptdarsteller den  Alltag entbanalisieren und zugleich mystifizieren. Hinter dem Realen verbirgt sich etwas  Magisches, dass sich nur durch die Musik offenbart. Mit ist kein Musikfilm bekannt, der das bisher so überzeugend und dennoch so bescheiden transportiert hat. 

„Once“ ist somit nicht nur gut, sondern sensationell, ein moderner Klassiker, ein Juwel, ein Meilenstein, wie wir ihn nur alle paar Jahre zu sehen bekommen. Wenn überhaupt. In Amerika und England hat er damals den Siegeszug angetreten und die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. In Deutschland wollte ihn kaum jemand sehen. Aber mir sind gerade diese Geheimtipps, die man nur mit ein paar  Cineasten teilt, die liebsten.

Montag, 16. September 2013

Auf DVD und Blu-ray: Die grandiose US-Serie "Hannibal"

"Hannibal" wird als Vorgeschichte zu "Roter Drache" verkauft. Was irritiert, denn Thomas Harris' Roman spielt in den 80er Jahren, die US-Serie in der heutigen Zeit (gut zu erkennen an den modernen Autotypen und den Smartphones). Anyway: "Hannibal" ist eine der verstörendsten Serien seit langem, Mads Mikkelsen als Bösewicht eine Wucht, der Look der Serien exquisit. Warnung: Nur in geringer Dosis konsumierbar.

Lieferbar über Amazon UK.

Mads Mikkelsen als stilvoller Bösewicht.






„The World’s End“ - Saufen, bis die Aliens kommen

Charmante Idee: Gary King (Simon Pegg) hängt noch immer dem größten Traum seiner Jugendtage nach. Zusammen mit seiner alten Clique möchte er eine  Sauf-Tour durch die zwölf Pubs, die "goldene Meile", seiner Heimatstadt zu Ende bringen, die die fünf an ihrem letzten Schultag nicht ganz geschafft hatten. Selbstverständlich kommt es anders als er denkt, denn  die alten Freunde haben sich verändert.
Nach „Shaun of The Dead“ und „Hot Fuzz“  bringen Simon Pegg, Nick Frost und Regisseur Edgar Wright mit „The World’s End“, so der der Namen der letzten Kneipe,  den dritten Teil ihrer so genannten Blut-und-Eiscreme-Trilogie in die Kinos, die nicht mehr so rockt wie die beiden Vorgänger. Nach Zombies und Morde in einer Kleinstadt gibt hier eine Aliens-Invasion den Rahmen, in dem Pegg, Frost und Wright ihre Gag-Salven abfeuern und und Popkultur-Referenzen zum Besten geben. Aber der SF-Parodie wirkt in die Länge gezogen und die Kämpfe gegen die Alien-Roboter ermüden. Auch an der deutschen Kinokasse läuft der Streifen mittelprächtig.



René Erdbrügger
*** Annehmbar  
Regisseur Edgar Wright
und 
Schauspieler und Komiker Nick Frost (unten)
in Hamburg, 
um „Hot Fuzz“ zu promoten.
Fotos (2): Erdbrügger