Dienstag, 24. Juni 2014

Nachtlektüre (2014/30): Patricia Highsmith: "Der Schneckenforscher" (Diogenes)


Feine fiese, aber auch hintersinnige Geschichten von einer der größten Schriftstellerinnen aller Zeiten, die wie Simenon die Abgründe der Menschen in ihren Büchern beschreibt. Das hat etwas von Kafka und Camus. Ein einzigartiger Sound.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Ein „Road Movie“ auf der Weser

Mit Hamburg-Krimis wie „Der Rikschamann“ und „Freundschaftsdienste“ hat  sich Jan Schröter einen Namen gemacht. Mit dem Schreiben von Drehbüchern für Serien wie „Großstadtrevier“ und „Traumschiff“ hat er  sein Gespür für Plots und Dialoge unter Beweis gestellt. Dass der Autor auch glänzende  Unterhaltungsromane schreiben kann, die sich so leicht lesen wie Wasser einen Abhang herunterfließt, wissen seine Leser nach den Veröffentlichungen von „Mogelpackung“ und „Kreisverkehr“. 
Jan Schröter auf der Weser. Foto:Privat
Am 2. Juni ist Schröters neuer Roman „Rettungsringe“ (Knaur, 8,99 Euro) erschienen. Wieder im renommierten Knaur Taschenbuch Verlag, wo die Verantwortlichen den Autor sehr zu schätzen wissen, denn Schröter ist längst zum Sprachrohr für die Befindlichkeiten der Männer der Generation 50 plus geworden, denen der ganz große Erfolg versagt geblieben ist und die die Tücken des Arbeitsmarktes gehörig zu spüren bekommen. Sprachlich gelingt Schröter das mit Spielarten des Humors, ohne in einen zynischen Ton zu verfallen. Besonders beim weiblichen Publikum hat er damit einen Stein im Brett: „Es lesen nun einmal mehr Frauen als Männer“, sagt Schröter im Gespräch mit dem „Tageblatt am Sonntag“.   „Rettungsringe“ ist wieder so ein typischer Schröter.  Schon allein der doppeldeutige Titel, der einerseits auf die Rahmenhandlung, eine Paddeltour hinweist, und andererseits auf das Übergewicht von Paul Cullmann.   Die Hauptfigur ist  über 50 und hat  20 Kilo zu viel auf den Rippen. Die Ehe ist kaputt, die Geschäfte laufen schlecht. So mancher  Leser wird sich mit ihm identifizieren können. Während der Abiturfeier  seines Sohnes beschließt Cullmann mit ein paar ehemaligen Klassenkameraden, die einst ausgefallene  Abschlussfahrt auf der Weser nachzuholen. „Die Hauptfigur  fragt sich:  Wie wäre das Leben verlaufen, wenn er die Reise angetreten hätte?“, sagt Schröter. 

Drei Männer, drei Frauen,  drei Kanus und ein Hund, das  erinnert irgendwie an „Drei Männer im Boot“ von  Jerome K. Jerome. Doch Schröter betont, dass das nur ein Zufall sei. Mit Paddeltouren auf der Weser kennt sich der Schriftsteller schließlich aus: „Ich unternehme jedes Jahr mit meinen Freunden eine Paddeltour.“ Also darf der Leser sich über viel Lokalkolorit freuen.
René Erdbrügger


Samstag, 14. Juni 2014

Nachtlektüre (2014/29): Joakim Zander: "Der Schwimmer" (rowohlt POLARIS)



Extrem guter Schweden-Thriller.

"Boyhood": Familienalbum voller Glück und Melancholie



US-Regisseur Richard Linklater hat sich für die Langzeitstudie über zwölf Jahre hinweg mit den immer gleichen Darstellern, jedes Jahr für ein paar Drehtage, getroffen und gedreht. Besetzt hat Linklater die Hauptrolle des Mason mit Newcomer Ellar Coltrane, Ethan Hawke („Tödliche Entscheidung“) und Patricia Arquette („True Romance“) sind den Rollen der Eltern zu sehen. All die Veränderungen und Probleme, die das Leben in der Kindheit und Jugend so mit sich bringt,  hinterlassen auch bei Mason ihre Spuren.  Herausgekommen ist ein filmisches Familienalbum voller Glück und Melancholie. Wie im richtigen Leben. Ein Anwärter auf den "Film des Jahres". 
Ganz so neu, wie das jetzt immer wieder zu lesen war, ist das Konzept allerdings nicht: Man denke an Francois Truffauts  Reihe um die fiktive Figur Antoine Doinel, gespielt von Jean-Pierre Leaud. Während einer Spanne von 20 Jahren entstanden fünf Filme, unter anderem "Sie küssten und sie schlugen ihn" (1959). Auch diese Reihe ist absolut sehenswert. ***** (erd)

Samstag, 7. Juni 2014

Böse Consultants, böser Geist


Es gibt sie noch: die intelligenten deutschen Filme. Doch leider will sie niemand sehen. Außer "Stereo" ist "Zeit der Kannibalen" derzeit Pflicht für Cineasten. Dahinter steckt eine bitter-böse Kapitalismus-Kritik. Vielleicht deshalb auch kein Erfolg.
Darum geht's: Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) haben alles im Griff. Die Unternehmensberater optimieren in den dreckigsten Metropolen der Welt den Profit ihrer Kunden. Das  Ziel: endlich in den Firmenolymp aufsteigen, endlich Partner werden! Als ihr Teamkollege Hellinger den ersehnten Karriereschritt macht, liegen die Nerven blank. Denn „up or out“ ist das Prinzip. Dass Hellinger sich bald aus ungeklärten Gründen aus dem Bürofenster stürzt, hilft hier auch nicht weiter. Ausgerechnet die junge, ehrgeizige Bianca (Katharina Schüttler) rückt für ihn nach – die Zeit der Kannibalen, die Zeit des Zerfleischens, bricht an. *****

Stilistisch auch beeindruckend: "Stereo". Ein Mann trifft auf, ja was: einen Doppelgänger, einen Geist oder auf das personifizierte Gewissen? Ein Thriller aus deutschen Landen, abseits vom Krimi-Mist unserer Tage.  *****








„Dornröschens“ böse Seite


Wer wagt es, ein Baby kurz nach der Geburt zu verfluchen? Die böse Fee! Was „Dornröschen“ widerfährt, bot schon Stoff für unzählige Filme. Auch das Disney-Spektakel „Maleficent – Die dunkle Fee“ greift das Märchen der Brüder Grimm auf. 
Im Mittelpunkt steht aber nicht die Prinzessin, die in einen hundertjährigen Schlaf fällt, sondern die Fee selbst.Warum wurde sie so fies?Angelina Jolie spielt die Magierin, die früher gerecht über das Waldkönigreich herrschte. Doch ein Verrat ließ ihr Herz erstarren. Jahre später sehen wir sie als gefallenen Engel: die Lippen so rot, die Wangenknochen so kantig und Hörner wie ein Dämon.
Fürs Geld gibt's viel: schöne Bilder, ein kompositorischer Szenenaufbau, düstere Momente und eine Jolie, die so richtig Spaß an ihrer Rolle hat. Das alles ist feinster Budenzauber, der allerdings besser in die Weihnachtszeit passen würde.  ****
   

Nachtlektüre (2014/28): Marcus Sakey: "Im Augenblick der Angst" (Verlag: Heyne)


Sonntag, 1. Juni 2014

"Kiss of the Vampire (1963)"

Lest we forget: "Kiss of the Vampire" aus dem Hause Hammer. Atmosphärischer Film in satten Farben über einen teuflischen Vampirkult. Mit Anleihen an Stokers "Dracula". Toller Showdown, wären die Fledermäuse nur nicht aus Plastik. Hat aber Charme.
Über Amazon.uk. ***



Nachtlektüre (2014/27): Joe R. Lansdale: "Hot in "December" (Dark Regions Press)