Sonntag, 26. Oktober 2014

Nachtlektüre (2014/53): Neil Gaiman: "Der Ozean am Ende der Straße" (Eichborn)


"The good Wife - Season 5": In dubio pro reo

Die beste Anwaltsserie aller Zeiten. Wer wissen möchte, wie das moderne Amerika politisch und gesellschaftlich tickt, kommt an "The good Wife" nicht vorbei.






Samstag, 25. Oktober 2014

„The Equalizer“: Die Bestie von nebenan

Zwölf Jahre nach „Training Day“ haben Regisseur Antoine Fuqua und Schauspielstar Denzel Washington wieder einen Film am Start: „The Equalizer“.  Washington  spielt Robert McCall, einen scheinbar biederen Baumarkt-Angestellten. Was niemand weiß: Er ist ein ehemaliger Agent. Als die blutjunge Prostituierte Teri (Chloë Grace Moretz), mit der sich McCall angefreundet hat,von ihrem Zuhälter zusammengeschlagen wird, verwandelt sich Robert in eine Bestie. Aus dem netten Mann von nebenan wird eine Mord-Maschine, die auf Rache sinnt und sich mit der Russenmafia anlegt. „The Equalizer“, basierend auf einer TV-Serie, erhebt keinen Anspruch auf Realismus, dafür ist McCalls Rachefeldzug zu absurd und die Gewalt bewusst ästhetisiert. Ein paar Gewaltszenen weniger hätten dem durchaus sehenswerten Rache-Thriller dennoch gut getan. **** (erd)

Sonntag, 19. Oktober 2014

Nachtlektüre (2014/52): Alex Marwood: "Im Schatten der Lüge" (Heyne)

Ein Thriller.

Singen für den guten Zweck: "God Only Knows"

Die  BBC hat  26 Gastsänger für die  Coverversion des Beach Boys-Klassikers "God Only Knows" gewinnen können. Das Geld fließt in die BBC-Hilfsorganisation "Children In Need". Gut so. Die Version ist zwar gewöhnungsbedürftig, das Video aber großartig.

Und hier das Original:


Nachtlektüre (2014/51): Chris Pavone: "Das Manuskript" (Verlag Piper)


Thriller mit vielen Wendungen und Insider-Wissen aus der Verlagsbranche. I like it!

Wir freuen uns auf ... "Birdman"


Das Drama "Birdman" ist in den USA gestartet und bekommt glänzende Kritiken. Vom Film des Jahres ist sogar die Rede. 

Auf www.rogerebert.com ist zu lesen: "It’s powerfully clear that they all worked their asses of to make this complicated thrill ride look effortless. The result is one of the best times you’ll have at the movies this year–which might even be the best movie this year."

Und Peter Travers vom Rolling Stone meint: "I'm jazzed by every tasty, daring, devastating, howlingly funny, how'd-they-do-that minute in Birdman. Like all movies that soar above the toxic clouds of Hollywood formula and defy death at the box office, Alejandro G. Iñárritu's cinematic whirlwind will bring out the haters. They can all go piss off. Birdman is a volcano of creative ideas in full eruption. Buy a ticket and brace yourself."



Donnerstag, 16. Oktober 2014

Nachtlektüre (2014/50): David Cronenberg: "Verzehrt" (Fischer)

Das grandiose Roman-Debüt des Kult-Regisseurs. Genauso verstörend wie viele seiner Filme.

Zurück nach "Twin Peaks"


Regisseur David Lynch hat eine Fortsetzung seiner Kult-Serie "Twin Peaks" angekündigt. Was allerdings nicht verwundert, denn es muss einen Grund gegeben haben, dass nach mehr als 20 Jahren die alte Serie auf Blu-ray und in einer wunderschönen Klapp-Box erscheint -  mit rund anderthalb Stunden geschnittener Szenen aus „Twin Peaks - Der Film“.

Außer zahlreichen TV-Vorschau-Spots ist die 20-minütige Dokumentation „Rückkehr nach Twin Peaks“, in der Fans berichten, was sie an dieser Serie so fasziniert, mit enthalten. Hinzu kommen der Original-Pilotfilm und Interviews mit allen wichtigen Schauspielern und Crewmitgliedern: Hauptfigur Kyle MacLachlan etwa erzählt von der Zusammenarbeit mit David Lynch und wie er in seine Rolle des Ermittlers Cooper fand.
Wie dem auch sei: Wer die Serie bisher nicht kannte, kann sich nun ein Bild davon machen und für sich entscheiden, ob die zahlreichen Lobeshymnen gerecht sind. Ich meine: "Twin Peaks" - surreal, skurril und spleenig - war auf jeden Fall seiner Zeit weit voraus, auch wenn es in den späteren Folgen unnötige Längen gab und man deutlich merkt, dass Lynch einfach nichts mehr einfiel.  (erd)


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Nachtlektüre (2014/49): Nic Pizzolatto: "Galveston" (Verlag: Metrolit)

Von dem Mann, der uns die HBO-Serie "True Detective" bescherte. Ein Noir-Roman über Schuld und Sühne.

"Can A Song Save Your Life?" - Dieser Film rettet Dir den Tag

Mit "Once" hat John Carey einen der schönsten Liebesfilme aller Zeiten geschaffen. Sollen wir  ihm also verzeihen, dass "Can A Song Save Your Life?“ nichts weiter ist als eine Variation seines Kultfilms - diesmal gedreht  für das Mainstream-Publikum.
Warum nicht? Ein abgehalfterter Musikproduzent (Mark Ruffalo) mit Hang zum Alkohol und eine junge, talentierte Musikerin (Keira Knightley), die von ihrem Freund ("Maroon 5"-Sänger Adam Levine) betrogen wurde, begegnen sich zufällig in einer Bar. Dort spielt und singt sie eher recht als schlecht  einen selbst komponierten Song - doch er hört das Potenzial in dem Lied und überredet sie dazu, auf den Straßen von New York ein Album aufzunehmen.
Das Märchen "Can A Song Save Your Life?“, das sich den Erzählkonventionen von Liebeskomödien dieser Art widersetzt, handelt von der Kraft der Musik, die kranke Seelen zu heilen vermag, und erinnert daran, seine Träume zu verfolgen. Ein Film, der einem vielleicht nicht das Leben, doch den Tag retten kann. (erd) ****


Donnerstag, 9. Oktober 2014

"Gone Girl": Abgründe einer Ehe

Edelthriller, Melodram  und Mediensatire in  einem:  Regisseur David Fincher hat den  Bestseller „Gone Girl“  kongenial verfilmt

„Ehen werden im Himmel geschlossen und in der Hölle gelebt“,  hat einmal die Opernsängerin Maria Callas gesagt. Auch für die Beziehung von   Nick  ( Ben Affleck)   und der attraktiven Blondine Amy  (Rosamund Pike) mag das gelten, obwohl der Thriller „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ den Zuschauer eine lange Zeit darüber im Unklaren lässt, wie es  um das nach außen zunächst makellos wirkende Traumpaar bestellt ist.
Regisseur David Fincher („Sieben“; „Verblendung“)  hat   den gleichnamigen Bestseller   (Scherz-Verlag; 16,99 Euro) der ehemaligen „Entertainment Weekly“-TV-Kritikerin Gillian Flynn –  den   wohl    raffiniertesten  Krimi der vergangenen zehn Jahre  – nach ihrem eigenen, kongenial   verdichteten Drehbuch verfilmt: Herausgekommen ist ein  zwischen doppelbödigem Edelkrimi, düsterem Ehe-Melodram und greller  Mediensatire changierendes Meisterwerk. Es erschüttert den Zuschauer mit  seinem  größten     halluzinatorischen Schockeffekt – von dem  Elektro-Score   des „Nine Inch Nails“-Gründers Trent Reznor   und des Musikers Atticus Ross verstärkt –   bis ins Mark.
Es  ist  der fünfte Hochzeitstag, als   Amy plötzlich verschwindet. Kampf und  Blutspuren  in der Küche lassen den Verdacht aufkommen,  dass  Nick  seine Frau getötet hat.  Der tumb wirkende  Ehemann  beteuert zwar seine Unschuld, verstrickt sich aber immer mehr in ein Netz aus Lügen und Verrat.  Nach und nach  deuten  Indizien  darauf hin, dass Amy Angst vor ihrem Mann hatte. In einer Mall hat  sie sogar eine Waffe gekauft. Dann aber taucht  ein  Tagebuch auf, das auch die  dunklen Geheimnisse  der scheinbar perfekten  Ehefrau ans Licht bringt.  
Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Medienmeute längst ein Urteil gebildet und  Nick vorverurteilt –  angeführt von  der  Moderatorin Ellen Abbott (Missi Pyle),  die in ihrer   auf  bloßen Populismus setzenden   Fernsehsendung eine  Hexenjagd auf den  Ehemann veranstaltet.
Außer der Medienschelte  steht   die grotesk überzeichnete Dekonstruktion einer  modernen Ehe im Mittelpunkt, deren  moralischen Grundfeste sich an den Beziehungen der 50er Jahre zu orientieren scheinen, die jedoch an der Wirklichkeit scheitern.   Das Ehepaar ist nach Missouri gezogen,  die erhofften Karrieren in New York in Zeiten des Medienwandels  kläglich gescheitert.  
Aber auch die kleinen Lügen, Gemeinheiten und Animositäten gegenüber dem Partner, die  sich in eine  Ehe einschleichen können, nimmt Flynn seziererisch  ins Visier,  so dass es einem kalt den Rücken herunterläuft. 
Für die Autorin spielen alle Theater, wie es in dem  Roman heißt. Im Grunde keine neue Idee: Schon der amerikanische Soziologe Erving Goffman  (1922 bis 1982 kommt   zum Schluss, dass sich   alle Menschen eine Fassade schaffen.  Und so scheint es dramaturgisch nur stimmig, dass Buch und Film beide Seiten –  wie in einem Gerichtsprozess – zu Worte kommen lassen, um  die Motivation der   Figuren  zu  enthüllen.   
Der Film übernimmt  dabei die Struktur des Romans, überlässt aber zunächst  Nick den größten Erzählpart.  Amys Tagebucheintragungen, die in der literarischen Vorlage einen großen Teil ausmachen,  wurden gekürzt.  Sie    sind  aus dem Off  zu hören.
Für die Schauspielerin Pike, die bislang immer nur in der zweiten Reihe zu sehen war, dürfte   ihre überzeugende Darstellung  den  Durchbruch  an die Spitze bedeuten.  Auch Affleck ist  in der  Rolle des zunächst  müde wirkenden, aber später aggressiven Ehemanns, dem der Boden unter den Füßen weggerissen wird,  souverän.
Wer den Roman „Gone Girl“,  eine moderne  Pop-Version  von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“,  gelesen hat,  weiß, dass der große Reiz  aus den   zahlreichen Plot-Twists besteht –  alle finden sich auch im Film wieder –      die die Geschichte immer wieder in eine andere Richtung lenken und immer mehr von Nicks und Amys Psyche  offenbaren.    Am Ende sind diese beiden Figuren entblößt – Abgründe tun sich auf.    Nein, Romantiker sollten um Kinos, die „Gone Girl“ zeigen, einen weiten Bogen machen. Alle anderen werden von diesem intelligenten Thriller   begeistert sein. *****

René Erdbrügger