Montag, 12. Mai 2025

Ein-Mann-Armee: Tom Hardy zerlegt die Unterwelt in "Havoc"

Mit "Havoc" liefert Regisseur Gareth Evans ("The Raid") einen gnadenlosen Actionthriller ab, der vor allem eines will: durch rohe Gewalt und ungeschönte Härte beeindrucken. Der Netflix-Film versetzt uns in eine namenlose, düstere Stadt, in der Korruption, Drogen und Gewalt den Alltag bestimmen – ein urbaner Alptraum, durch den sich Tom Hardy als gebrochener Einzelkämpfer schleppt.

Handlung als Aufhänger – nicht als Fokus

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt: Nach einem aus dem Ruder gelaufenen Drogendeal kämpft sich der Polizist Walker (Hardy) durch die kriminelle Unterwelt, um den Sohn eines Politikers zu retten. Doch wer bei dieser Prämisse auf vielschichtige Erzählkunst hofft, wird enttäuscht. Die Handlung ist klar zweitrangig – sie dient vor allem als Bühne für eine Tour de Force aus Faustkämpfen, Verfolgungsjagden und Schusswechseln.



Was "Havoc" an Tiefe fehlt, macht er in der Action wieder wett. Die Kampfszenen sind brutal, intensiv und oft schmerzhaft realistisch. Gareth Evans bleibt seiner Handschrift treu: Die Kämpfe sind handgemacht, ungeschönt und mitreißend choreografiert – ein Fest für Genre-Fans. Tom Hardy geht körperlich wie emotional an seine Grenzen und überzeugt als wortkarger, kaputter Cop, der sich nur noch mit Wut und Willenskraft auf den Beinen hält.

Düster, aber nicht besonders neu

Visuell ist der Film konsequent in seinem Ton: alles ist grau, dreckig und bedrückend. Die Kameraarbeit unterstreicht das Gefühl einer Stadt im moralischen Verfall. Doch trotz dieser gelungenen Atmosphäre hat der Streifen mit einem Problem zu kämpfen: Das alles kennt man irgendwie schon. Die Geschichte vom Einzelgänger, der sich durch Korruption und Chaos kämpft, wirkt in ihrer Erzählweise erstaunlich konventionell.

"Havoc" ist zwar ein kompromissloser Actionfilm, der seine Stärken klar im physischen Spiel von Tom Hardy und in den brutal-ehrlichen Kampfszenen hat. Als emotionaler oder erzählerischer Thriller bleibt er aber hinter den Erwartungen zurück. Wer knallharte Action ohne viel Drumherum sucht, kommt auf seine Kosten – alle anderen werden sich an der fehlenden Tiefe und Originalität stören.

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