Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lena Stolze - Sie wandelt unter Blumen

Quickborn/Berlin Es ist Dienstagabend. Nach 19 Uhr. Das Telefon in der Quickborner Redaktion klingelt.  Am Apparat ist Lena Stolze. Ich hatte der Schauspielerin, die in Berlin wohnt,  einen Tag zuvor per E-Mail einige Fragen geschickt.  Stolze  möchte     lieber persönlich   antworten.
Im November kommt sie  nach Hamburg und Quickborn.  Zusammen mit Gabriele Rossmanith, Kammersängerin der Staatsoper Hamburg, und Eberhard Hasenfratz am Klavier,  Vorsitzender des Vereins   Kammermusik  Quickborn,   wird sie einen Liederabend gestalten. Titel:  „Ich wandle unter Blumen“ – Lieder und Literatur von Liebe, Sehnsucht und Vergänglichkeit“.
Die Schauspielerin wird Texte rezitieren  –  unter anderem  von Hans-Christian Andersen, Gottfried Benn, Anette von Droste-Hülshoff und Kurt Schwitters –  und Rossmanith singen und Hasenfratz Klavier spielen.  Lieder von Robert Schumann, Richard Strauss, Alma Mahler, Fanny Hensel, Claude Debussy und Francis Poulenc stehen auf dem Programm.
„Unser großer Wunsch ist es, die Menschen mit unseren Beiträgen zu unterhalten und  zu berühren“, sagt Stolze, die zusammen mit Rossmanith die Idee zu dem Liederabend hatte. Die Texte  hat Stolze  selbst ausgesucht. Zu Hause, wo sie eine große Bibliothek besitzt.  Auf die Balance käme es ihr an, denn zu dem Thema gebe es viele melancholische Texte. „Die Blume ist eine Metapher für die vielen Dinge, die einem Menschen im Leben begegnen“, sagt sie. Die guten wie die schlechten.
Die Zuhörer können sich auf einen großen Abend bester Vorlesekunst freuen. Stolze hat Hörbücher wie „Die Bildhauerin“ gelesen und während ihrer Zeit in Hamburg am Thalia Theater Leseabende  gegeben. Während dieser Zeit hat die Schauspielerin  Rossmanith kennen gelernt:   „Unsere Söhne gingen auf dieselbe Grundschule“, sagt Stolze. Schon damals sei der Wunsch entstanden, mal etwas Gemeinsames zu machen.
Geprobt wird so lange, bis es aus einem Guss ist, sagt Stolze.  Lieder und Literatur – das passt. „Ich bin mit klassischer  Musik aufgewachsen. Fast jede Woche gehe ich  zu den Proben der Berliner Philharmoniker“, sagt Stolze. Im Augenblick höre sie viel Mahler.
Jetzt horcht der Filmfan auf: In „Mahler auf der Couch“ (2010)  spielt Stolze  Mahlers Schwester Justine und würzt das Ehedrama mit schnippischen Gouvernanten-Bemerkungen.   Stolze ist eine Schauspieler-Legende: Als junge Widerstandskämpferin Sophie Scholl in „Die weiße Rose“ (1982)  –  außer „Die Blechtrommel“ und „Das Leben der Anderen“   der wohl wichtigste deutsche  Film der Nachkriegszeit –   wurde sie dem breiten Publikum bekannt. Hängt ihr diese Rolle heute noch nach? „Es ist schon erstaunlich, wie lange diese Figur im Gedächtnis geblieben ist. Es ist eine Gnade. Sophie Scholl ist eine wichtige Figur“, sagt sie.
Während der letzten Jahre ist Stolze vom Kino ins Fernsehfach gewechselt und überzeugt dort mit starken Frauencharakteren.  Gerade beschäftigt sie sich  mit Artikel drei, Absatz zwei des Grundgesetzes und wie es zu der Formulierung „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ überhaupt kam. „Das ist für einen Fernsehfilm, in dem  ich  eine von zwei Frauen spiele, die  das Grundgesetz um eine Formulierung reicher gemacht haben“, erzählt sie.
Welch ein Zufall: Am Sonntag, 3. November, am Tag ihres Auftritts in Quickborn, läuft  in der ZDF-Reihe Herzkino-Film „Beste Freundinnen“.  Er  erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich vor 20 Jahren bei einer Schiffskatastrophe kennen gelernt haben und seitdem immer zusammen Urlaub machen. Doch  für    Caro Ellermann, gespielt von Stolze, wird es die letzte Reise sein. Beginn im ZDF ist um 20.15Uhr. „Dann müssen wir ja sehen, dass wir mit dem Liederabend rechtzeitig fertig sind“,  sagt Stolze scherzhaft.

Von René Erdbrügger


Lena Stolze.


Veröffentlich im Quickborner Tageblatt vom 28. Oktober 2013

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