Donnerstag, 10. August 2017

"Der dunkle Turm" - Tapfere Wanderer zwischen den Welten

"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm."  Mit diesem perfekten Satz beginnt der erste Band "Schwarz" der Saga um den Dunklen Turm von Stephen King. Das Fantasy-Epos, das sich vor Werken wie "Herr der Ringe" und "Game of Thrones" nicht verstecken muss, bringt es auf acht Bände sowie eine Comic-Reihe und somit auf Tausende von Buchseiten. Ein Kosmos für sich.

Doch dass aus diesem umfangreichen Stoff ein nur 90 Minuten langer Film entstanden ist, führt zu Irritationen vor allem  bei den King-Puristen. In den USA hagelte es fast nur negative Kritiken. Zugegeben: Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel ("Die Königin und der Leibarzt") und die Drehbuchautoren haben Nebenstränge und viele Figuren weggelassen und beschränken sich nur auf den roten Faden des Epos. Der geschätzte amerikanische Rolling-Stone-Kritiker Peter Travers spottete deshalb in seiner Rezension "The Dark Tower for Dummies". Lässt man das akademische Gemotze mal beiseite: Dass dabei ein straffer, rasanter, in sich geschlossener Fantasy-Action-Film mit tollen Effekten rausgekommen ist, der keine Minute langweilt und dazu auch noch spannend ist, sollte nicht unerwähnt bleiben. Mit diesen positiven Eindrücken bin ich jedenfalls aus der Pressevorführung gekommen. Eine wohl als Prequel angelegte Fernsehserie, die der ausufernden Geschichte eher gerecht werden soll,  ist angeblich geplant. Und das Ende des Films verschließt nicht die Türen vor einem Sequel.
Der Film hat eine lange Produktionsgeschichte hinter sich: Schon J.J. Abrams ("Star Wars - Das Erwachen") zeigte Interesse. Dann sollte Ron Howard ("Inferno") den Stoff umsetzen. Nun muss Arcel mit dem Erbe leben. 
Das Kinoplakat am Cinemaxx-Kino in Hamburg. Foto: Erdbrügger

Im Mittelpunkt der Saga stehen drei Figuren: Da ist der junge Jake (Tom Taylor), der in New York von Visionen aus einer anderen Welt heimgesucht wird, in der ein dunkler Turm das ganze Universum zusammenhält. Sollte der Turm zu Fall gebracht werden, bedeutet dies das Ende aller Parallel-Welten. Monster außerhalb des Alls hätten freie Bahn - der Cthulhu-Mythos von Lovecraft ("Berge des Wahnsinns") lässt grüßen.
Genau das hat der  Mann in Schwarz vor, der hier Walter heißt und von Matthew McConaughey ("Interstellar") brillant dargestellt wird und für das nötige Gruseln sorgt.  Der Weltenwandler ist ein Bösewicht par excellence. Wenn er durch New York flaniert und einem lieben kleinen Mädchen, das auf einer Bank sitzt, "Hate" zuflüstert oder einem Mann "Stop Breathing" befiehlt, weiß man, aus welchen Tiefen dieses Scheusal kommt. Er ist der Geist, der stets verneint. Mit diabolischer Freude stürzt er Menschen ins Verderben.

Dessen größter Widersacher  ist Roland, der Revolverheld. Er ist der letzte seiner Art und damit der einzige, der verhindern kann, dass der Schwarze Mann den dunklen Turm zum Einsturz bringt. Der britische Schauspieler Idris Elba ("Luther") spielt  diesen gebrochenen Helden, der in Mittwelt, einem Paralleluniversum, lebt - eben jener Welt, von der Jack immer wieder träumt. Durch eine Art Portal gelangt er schließlich in dieses düstere Land, ein Ödland, das eine Symbiose aus Wildem Westen und Mittelalter darstellt, wo er den Revolvermann trifft, den Gunslinger, wie es im Englischen heißt. Nach anfänglichen Zweifeln, macht er Jack zum Verbündeten. Denn der Junge hat seherische Fähigkeiten, das Shine, eine feine Anspielung auf den Roman "Shining" von Stephen King, und soll ihm helfen den  Mann in Schwarz in New York aufzuspüren.
"Rolands Geschichte ist mein Jupiter ­- ein Planet, der alle anderen zu Zwergen macht", hat Stephen King über seine Fantasy-Saga gesagt. Mit der Verfilmung von Schwarz ist der Autor im Reinen. Auf Twitter schrieb er vor dem Filmstart: "Like the first book in the series, it's a killer and no filler." Dem ist nichts hinzuzufügen.

René Erdbrügger

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