Junger Cutter aus
Pinneberg dreht Abschlussfilm „Rewind“ / Quickborner Schauspielerin
gibt ihr Filmdebüt / Premiere im Beluga-Kino
Die Filmcrew bei der Premiere im Quickborner Beluga-Kino. Foto: Erdbrügger |
Szene aus "Rewind". |
Noch eine Szene aus "Rewind". |
Quickborn/Pinneberg/Hamburg Ein junger Mann liegt blutend auf dem Boden. Der
Killer, der auf ihn herabblickt, nimmt noch einen letzten Zug von
seiner Zigarette, schnippt sie weg und zieht seine Pistole. Er schießt
und die Kugel fliegt in Zeitlupe auf das Opfer zu. Plötzlich hört man
eine Frauenstimme aus dem Off: „Wenn man sich etwas
stark genug wünscht, dann geht es in Erfüllung.“ Wie durch Zauberhand
stoppen Geschoss und Film – und alles spult zurück.
Zurückspulen heißt auf Englisch „Rewind“ –
und das ist auch der Titel des achtminütigen Films des Pinnebergers
Ruben Spitz (24), mit dem er seine Ausbildung zum Film-und Videoeditor
(Cutter) in Hamburg abgeschlossen hat. Der Kurzfilm
– eine Mischung aus Thriller- und Mystery-Elementen – hatte jetzt
Premiere im Quickborner Beluga-Kino. Bei der Aufführung waren Dreh-Team
und die beiden Hauptdarsteller, die aus dem Kreis Pinneberg kommen, im
Kinosaal.
„Es ist eine Sache, seinen Film auf einem Monitor
zu schauen, aber eine andere, ihn auf der großen Leinwand zu sehen. Das
ist, als würde man ihn wieder zum ersten Mal sehen“, sagt Ruben Spitz,
der seinen ersten Film im Alter von acht Jahren
mit einer Videokamera drehte.
Drei Monate lang hatte der junge Cutter die
Abschlussarbeit „Rewind“ vorbereitet: ein Drehbuch geschrieben, ein
Storyboard gezeichnet, eine Shotlist erstellt, das Equipment organisiert
und nach Schauspielern und einem Filmteam Ausschau
gehalten. „Die meisten Leute habe ich direkt in meiner
Berufsschulklasse gefunden“, sagt er. Beim Hauptdarsteller griff er auf
Patrick Finck (23) zurück. Mit dem Holmer, der gerade seine Ausbildung
als Medienkaufmann zum RTL Nord abgeschlossen hat, hat
Ruben bereits zwei Kurzfilme gedreht – einen davon auf dem
Jugendpressefrühling in Barmstedt. „Für mich war der Dreh eine
spannende Herausforderung. Es hat großen Spaß gemacht, einmal vor der
Kamera Erfahrungen zu sammeln und mit einem professionellen Team
zu arbeiten“, sagt Patrick Finck.
Einzige professionelle Schauspielerin im Team: die
Quickbornerin Katharina Wermke (22). Sie steht kurz vor dem Abschluss an
der Freien Schauspielschule Hamburg und hat dort den Beruf in all
seinen Facetten kennen gelernt: Tanz und Gesang
gehören auch dazu. „Ich war positiv überrascht, dass ein junger
Filmemacher so einen professionellen Film gemacht hat – von der Regie
über die Kamera bis zum Schnitt“, lobt Katharina Wermke.
„Katharina hat Patrick Finck bei den Proben
wichtige Tipps gegeben“, erinnert sich Ruben Spitz. „Auch wenn die
anderen Laien waren, haben sie mich alle mit ihrer Leistung überzeugt.
Mir ist Authentizität und Realismus wichtiger als einstudierte
Mimik und Gesten“, sagt der Pinneberger. Bei der Technik konnte er auf
die angehenden Profis zurückgreifen: Dennis Schröder (Kamera) und Tim
Corleis (Ton und Glidecam) machen ihre Ausbildung beim NDR.
Wie kam er auf die Story? „Ich hatte immer schon
das Bild eines Filmheldens vor Augen, der auf dem Boden liegt und von
einem Killer bedroht wird. Niemand weiß in diesem Moment, ob er
überleben oder sterben wird“, sagt Ruben Spitz.
Doch mit der Idee ist es allein nicht getan. Einen
Tag lang wurde in Hamburg gedreht. An verschiedenen Locations wie den
Landungsbrücken, Bahnhof Dammtor, in Mümmelmannsberg und auf dem Gelände
von Studio Hamburg. „Es war schwierig, an
die Drehorte zu gelangen, weil wir nur wenig Zeit hatten und uns nur
zwei Autos zur Verfügung standen. Wir sind teilweise an unsere Grenzen
gestoßen.“
Auch vor Green-Screen, einem grünen
Stoff-Hintergrund für Fotos und Videos, wurde gedreht. „Es wäre zu
gefährlich für die Hauptdarsteller gewesen, eine Dialogszene im
fahrenden Auto zu drehen. Die Fahrtstrecke wurde per Computer
eingefügt“,
erläutert Ruben Spitz.
Bei der Bewertung des Films ging es in erster Linie
um den Schnitt: Daran saß der Jung-Cutter zehneinhalb Stunden lang.
„Während ich drehe, habe ich den Schnitt schon vor Augen. Das
Schwierigste ist, einen Fluss zu erzeugen, so dass
die Szenen zusammenpassen, keine Anschlussfehler entstehen und der
Zuschauer nicht bemerkt, dass die Szenen zusammengeschnitten sind.“
Außer einem Zeitplan für sein Projekt verlangte
die Schule auch eine Kalkulation: „Im Grunde war es ein
No-Budget-Projekt. Ich habe von meiner Ausbildungsfirma, der Fernsehecke
in Hamburg, 500 Euro zur Verfügung gestellt bekommen. Das
ganze Geld ging für die Mietgebühr der Profi-Kamera, der Glidecam- und
Lichtausrüstung drauf. Das Ton-Equipment stellte die Schule. Meinen
Darstellern konnte ich kein Geld zahlen.“ Dafür bekamen sie nach der
Vorführung eine Blu-ray mit dem Film geschenkt.
Nun will Ruben Spitz erst mal als Cutter arbeiten.
Sein großer Traum: „Ich werde mich an Filmhochschulen bewerben, um Regie
zu studieren. Am liebsten an der Hamburg Media School.“ „Rewind“ will
er auf Filmfestivals einreichen.
Auf You-Tube ist er jetzt schon zu sehen:
René Erdbrügger
(erschienen im Quickborner Tageblatt am 29. Januar 2013)
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