Dienstag, 29. Januar 2013

Alles wieder auf Anfang


 Junger Cutter aus Pinneberg dreht Abschlussfilm „Rewind“ / Quickborner  Schauspielerin   gibt ihr Filmdebüt / Premiere im Beluga-Kino 


Die Filmcrew bei der Premiere im Quickborner Beluga-Kino.
Foto: Erdbrügger
Szene aus "Rewind".
Noch eine Szene aus "Rewind".
Quickborn/Pinneberg/Hamburg  Ein junger Mann liegt blutend auf dem Boden. Der  Killer, der auf ihn herabblickt,  nimmt noch einen letzten Zug von seiner Zigarette, schnippt sie weg und  zieht seine Pistole. Er schießt und die Kugel fliegt in Zeitlupe auf das Opfer zu. Plötzlich hört man eine Frauenstimme aus dem Off: „Wenn man sich etwas  stark genug wünscht, dann geht es in Erfüllung.“ Wie durch Zauberhand  stoppen Geschoss und Film – und alles spult zurück.
   Zurückspulen heißt auf Englisch   „Rewind“  –  und das ist auch der Titel  des achtminütigen Films des Pinnebergers Ruben Spitz (24), mit dem er seine Ausbildung zum Film-und Videoeditor (Cutter) in Hamburg abgeschlossen hat. Der Kurzfilm –  eine Mischung aus  Thriller- und Mystery-Elementen –  hatte jetzt Premiere im Quickborner Beluga-Kino. Bei der Aufführung waren Dreh-Team und die beiden Hauptdarsteller,  die  aus dem Kreis Pinneberg kommen, im Kinosaal.
„Es ist eine Sache, seinen Film auf einem Monitor zu schauen, aber eine andere, ihn auf der großen Leinwand zu sehen. Das ist, als würde man ihn wieder zum ersten Mal sehen“, sagt Ruben Spitz, der seinen ersten Film im Alter von acht Jahren mit einer Videokamera drehte.
Drei Monate lang hatte der junge Cutter  die Abschlussarbeit „Rewind“ vorbereitet: ein Drehbuch geschrieben, ein Storyboard gezeichnet, eine Shotlist erstellt, das Equipment organisiert und  nach Schauspielern und einem Filmteam Ausschau gehalten. „Die meisten Leute habe ich direkt in meiner Berufsschulklasse gefunden“, sagt er.  Beim Hauptdarsteller griff er auf Patrick Finck (23) zurück.  Mit dem Holmer, der gerade seine Ausbildung als Medienkaufmann zum  RTL Nord abgeschlossen hat, hat Ruben bereits zwei Kurzfilme gedreht – einen davon auf dem  Jugendpressefrühling in  Barmstedt. „Für mich war der Dreh eine spannende Herausforderung. Es  hat großen Spaß gemacht, einmal vor der Kamera Erfahrungen zu sammeln und mit einem professionellen Team zu arbeiten“, sagt Patrick  Finck.
Einzige professionelle Schauspielerin im Team: die Quickbornerin Katharina Wermke (22). Sie steht kurz vor dem Abschluss an der Freien Schauspielschule Hamburg und hat dort  den Beruf  in all seinen Facetten kennen gelernt: Tanz und  Gesang gehören auch dazu. „Ich war positiv überrascht, dass ein junger Filmemacher so einen  professionellen Film gemacht hat –  von der Regie über  die Kamera bis  zum Schnitt“, lobt   Katharina Wermke.
„Katharina hat Patrick Finck bei den Proben wichtige Tipps gegeben“, erinnert sich Ruben Spitz. „Auch wenn die anderen Laien waren, haben sie mich alle mit ihrer Leistung überzeugt. Mir ist Authentizität und Realismus wichtiger als einstudierte Mimik und Gesten“, sagt der Pinneberger.  Bei der Technik konnte er auf die angehenden Profis zurückgreifen: Dennis Schröder (Kamera) und Tim Corleis (Ton und Glidecam) machen ihre Ausbildung beim NDR.
Wie kam er auf die Story? „Ich hatte immer schon das Bild eines Filmheldens vor Augen, der auf dem Boden liegt und von einem Killer bedroht wird. Niemand weiß in diesem Moment, ob er überleben  oder sterben wird“, sagt Ruben Spitz.
Doch mit der Idee ist es allein nicht getan. Einen Tag lang  wurde in Hamburg gedreht. An verschiedenen Locations wie den Landungsbrücken, Bahnhof Dammtor, in Mümmelmannsberg und auf dem Gelände von Studio Hamburg. „Es war schwierig, an die Drehorte zu gelangen, weil wir nur wenig Zeit hatten und uns nur zwei Autos zur Verfügung standen. Wir sind teilweise an unsere Grenzen gestoßen.“
Auch vor Green-Screen, einem grünen  Stoff-Hintergrund für Fotos und Videos, wurde gedreht. „Es wäre zu gefährlich für die Hauptdarsteller gewesen, eine Dialogszene im fahrenden Auto zu drehen. Die Fahrtstrecke wurde per Computer eingefügt“, erläutert Ruben Spitz.
Bei der Bewertung des Films ging es in erster Linie um den Schnitt: Daran saß  der Jung-Cutter zehneinhalb  Stunden lang.  „Während ich drehe,  habe ich den Schnitt schon vor Augen. Das Schwierigste ist, einen Fluss zu erzeugen, so dass die Szenen zusammenpassen, keine Anschlussfehler entstehen und der Zuschauer nicht bemerkt, dass die Szenen zusammengeschnitten sind.“
Außer  einem Zeitplan für sein Projekt verlangte die Schule auch eine Kalkulation: „Im Grunde war  es ein No-Budget-Projekt. Ich habe von meiner Ausbildungsfirma, der Fernsehecke in Hamburg, 500 Euro zur Verfügung gestellt bekommen. Das ganze Geld ging für die Mietgebühr der Profi-Kamera, der Glidecam- und Lichtausrüstung drauf. Das Ton-Equipment stellte die Schule. Meinen Darstellern konnte ich kein Geld zahlen.“ Dafür bekamen sie nach der Vorführung eine Blu-ray mit dem Film geschenkt. 
Nun will Ruben Spitz erst mal als Cutter arbeiten. Sein großer Traum: „Ich werde mich an Filmhochschulen bewerben, um Regie zu studieren. Am liebsten an der Hamburg Media School.“  „Rewind“ will er auf Filmfestivals einreichen.
Auf You-Tube ist er jetzt schon zu sehen:


René Erdbrügger
(erschienen im Quickborner Tageblatt am 29. Januar 2013)

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