Mittwoch, 23. Januar 2013

Astronaut am Rande des Wahnsinns


Duncan Jones’ sensationelles Debüt „Moon“ / Kammerspiel über die Einsamkeit

Duncan Jones ist der Sohn von David Bowie. Statt sich für eine Karriere als Musiker zu entscheiden, gehört seine Leidenschaft dem Film. Doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Wie sein Vater hat auch Jones eine Vorliebe für Science-Fiction-Stoffe. Bowies Song „Space Oddity“,  in dem es heißt „Though I'm past one hundred thousand miles, I'm feeling very still/  And I think my spaceship knows which way to go“,  dürfte als Inspiration für sein  Debüt gedient haben.
Auch in „Moon“, der bereits 18 Preise und 15 Nominierungen einheimste,  geht es um Einsamkeit und Isolation. Eine Raumstation auf dem Mond. Dort überwacht der Astronaut Bell (Sam Rockwell mit einer bravourösen One-Man-Show) seit drei Jahren den Abbau von Helium, das auf der Erde zur Energiegewinnung genutzt wird. Sein einziger Gesprächspartner ist der Computer Gerty, im Original von Kevin Spacey gesprochen. Genau wie HAL aus Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“, der als Vorlage herangezogen wurde,  scheint die Maschine mehr zu wissen, als sie vorgibt.
Es sind nur noch wenige Wochen, bis Bell wieder zur Erde zu Frau und Tochter zurückkehrt. Plötzlich erkrankt er und verursacht einen Unfall bei Außenarbeiten. Als er auf der Krankenstation erwacht, traut er seinen Augen nicht: Vor ihm steht ein Mann, der genauso aussieht wie er.
Mit einer traumwandlerischen Sicherheit für Dramaturgie und Spannung  hat Jones dieses subtile Kammerspiel, in dem ein Mann  an den Rand des Wahnsinns getrieben wird, inszeniert. Während das Abtasten zwischen den beiden scheinbar identischen  Astronauten zunächst etwas Chaplineskes  hat, wird die Situation später kafkaesk. Immer mehr gerät Bells Welt ins Wanken. Als der Astronaut herausfindet, was es mit dem Doppelgänger auf sich hat,  wird seine  Existenz in Frage gestellt.
Mit seiner pessimistisch-philosophischen Haltung gegenüber dem  zügellosen Fortschrittsdenken    steht  „Moon“ in der Tradition von „Lautlos im Weltraum“ und „2001“. Aber es ist kein Abklatsch oder eine wahllose Aneinanderreihung von Versatzstücken geworden, sondern eine Hommage, die in ihrer Originalität für sich bestehen kann.   Es müssen ja nicht immer Weltraumschlachten gegen Klingonen sein. 

René Erdbrügger

Herausragend


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