Dienstag, 1. Januar 2013

J.K. Rowling ohne Zauber


Buchbesprechung: „Ein plötzlicher Todesfall“ ( J.K. Rowling)


Eines muss man J.K. Rowling lassen: Die Harry-Potter-Autorin   zieht mit „Ein plötzlicher Todesfall“  nicht  nur inhaltlich eine klare Grenze zu ihren überaus unterhaltenden Jugendbüchern, sondern auch stilistisch. So kalt, analytisch, aber auch klischeehaft kam schon lange kein Gesellschaftsroman  mehr daher. Dafür fehlt der Zauber.Wenn auch der Vorwurf erlaubt sein muss, dass ihr Plot und das Aufeinandertreffen so  vieler,  psychisch angeknackster  Charaktere, unter denen  nicht ein einziger Sympathieträger ist,  konstruiert erscheint.

Wie ein Laborexperiment, bei dem ein Wissenschaftler sehen will, welcher Reiz welche Reaktion, auslöst, lässt Rowling in dem fiktiven Kaff Pagford den wohl einzig ehrenwerten Bürger,  Barry Fairbrother, auf den ersten Seiten an einem Aneurysma sterben. Mit dem plötzlichen Todesfall wird ein Sitz im Gemeinderat frei, um den sich eine Anzahl scheinbar verdienter Wohlstandsbürger reißt. Dabei schrecken sie auch vor kleinen Gemeinheiten nicht zurück,um den ein oder anderen schlecht dastehen zu lassen.

Weil es Rowling  um  sozialrealistische Komplexität geht, wirft sie auch einen Blick  auf die sozial Schwachen. Auf dem Weg zur Wahl, nimmt sich Rowling erzählerisch, immerhin 575 Seiten lang, einer Vielzahl gesellschaftlicher Probleme an: Drogensucht, Prostitution, Armut, Kriminalität und die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen, um nur einige zu nennen.
Auf den ersten Seiten „lauscht“ der Leser Rowlings neuer, ungewohnter Stimme noch gern. Der Mittelteil ist allerdings bleiern, während die Autorin das Tempo auf den letzten 150 Seiten wieder anzieht. Dann wird es sogar spannend. Unterm Strich zu wenig für eine Schriftstellerin vom Schlage Rowlings.  „Ein plötzlicher Todesfall“  ist nämlich  wie "Harry Potter"  - allerdings ohne die fantastischen Elemente und mit viel zu viel Fakten aus dem Leben von Familien wie den furchtbaren Dursleys.  

Joanne K. Rowling: „Ein plötzlicher Todesfall“, Carlsen Verlag, Hamburg 2012, 575 Seiten, Preis: 24,90 Euro

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