Donnerstag, 24. Januar 2013

Amazonen im Traumland


„Sucker Punch“ ist wie der auf der großen Leinwand wahr gewordene feuchte (Alb-)Traum eines pubertierenden Jungen, der außer Mädchen nur Comics und Videospiele  im Kopf hat. In diesem Fall heißt er Zack Snyder.  Von der Vorliebe des Regisseurs für visuell durchgestylte Welten konnte man sich schon in „300“ und „Watchmen“ überzeugen.
Jetzt setzt er noch eins drauf: Sein „Erguss“  über ein blondes Mädchen namens Babydoll (Emily Browning), das  von ihrem perversen Vater in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird und mit ihrer Vorstellungskraft  in Traumwelten flüchtet, ist zwar reinstes Oberflächenkino, das die  dünne Story niederwalzt, aber besticht  durch  eine ausufernde Fantasie, einen trunken machenden Bilderrausch und einen hämmernden Soundtrack – mit Songs von Björk bis „Queen“.
Vier Leidensgenossinnen – Sweet Pea, Rocket, Blondie und Amber –, die im Reich der Fantasie zu Sexy-Amazonen (kurze Röcke, Netzstrümpfe)   werden, kämpfen, bis an die Zähne bewaffnet,  an Babydolls  Seite. Fünf Aufgaben müssen sie –  so verspricht es ihnen der Weise (Scott Glenn) – erfüllen, um aus der Anstalt zu fliehen. 
Ihre Gegner in den Traumwelten sind Riesen-Samurai-Krieger, Zombie-Soldaten, feuerspeiende Drachen und  Cyborgs, die die Welten wechseln von einem Japan des  15. Jahrhunderts über ein Paralleluniversum, in dem der Erste Weltkrieg noch nicht beendet ist, bis hin  zu einer futuristischen Welt. Nicht  zu vergessen das  Bordell, in dem die Mädels leicht bekleidet vor schmierigen Kerlen tanzen müssen.
Weil „Sucker Punch“ auch auf mehreren Traumebenen spielt, liegt der Vergleich zu dem SF-Thriller „Inception“ nahe. An dessen dramaturgische Raffinesse kommt Synder nicht heran.   Aber trotz der Verrisse in den USA:  Die  Kampf- und Actionszenen, die sich an der Ästhetik von Videospielen orientieren,     setzen   neue Maßstäbe.

René Erdbrügger

Herausragend


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