„Sucker Punch“ ist wie der auf
der großen Leinwand wahr gewordene feuchte (Alb-)Traum eines
pubertierenden Jungen, der außer Mädchen nur Comics und Videospiele im
Kopf hat. In diesem Fall heißt er Zack Snyder. Von
der Vorliebe des Regisseurs für visuell durchgestylte Welten konnte man
sich schon in „300“ und „Watchmen“ überzeugen.
Jetzt setzt er noch eins drauf: Sein „Erguss“ über
ein blondes Mädchen namens Babydoll (Emily Browning), das von ihrem
perversen Vater in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird und mit
ihrer Vorstellungskraft in Traumwelten flüchtet,
ist zwar reinstes Oberflächenkino, das die dünne Story niederwalzt,
aber besticht durch eine ausufernde Fantasie, einen trunken machenden
Bilderrausch und einen hämmernden Soundtrack – mit Songs von Björk bis
„Queen“.
Vier Leidensgenossinnen – Sweet Pea, Rocket,
Blondie und Amber –, die im Reich der Fantasie zu Sexy-Amazonen (kurze
Röcke, Netzstrümpfe) werden, kämpfen, bis an die Zähne bewaffnet, an
Babydolls Seite. Fünf Aufgaben müssen sie – so
verspricht es ihnen der Weise (Scott Glenn) – erfüllen, um aus der
Anstalt zu fliehen.
Ihre Gegner in den Traumwelten sind
Riesen-Samurai-Krieger, Zombie-Soldaten, feuerspeiende Drachen und
Cyborgs, die die Welten wechseln von einem Japan des 15. Jahrhunderts
über ein Paralleluniversum, in dem der Erste Weltkrieg noch nicht
beendet ist, bis hin zu einer futuristischen Welt. Nicht zu vergessen
das Bordell, in dem die Mädels leicht bekleidet vor schmierigen Kerlen
tanzen müssen.
Weil „Sucker Punch“ auch auf mehreren Traumebenen
spielt, liegt der Vergleich zu dem SF-Thriller „Inception“ nahe. An
dessen dramaturgische Raffinesse kommt Synder nicht heran. Aber trotz
der Verrisse in den USA: Die Kampf- und Actionszenen,
die sich an der Ästhetik von Videospielen orientieren, setzen
neue Maßstäbe.
René Erdbrügger
Herausragend
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