Am Anfang eine schwarze Leinwand, dröhnende Klänge wie aus der Hölle. Der Filmtitel erscheint, löst sich auf. Der Klangteppich wird wieder dichter, um dann von Vogelgezwitscher abgelöst zu werden. Der Himmel ist blau, eine fünfköpfige Familie badet im Fluss. Idylle. Es sind Rudolf Höß (Christian Friedel), Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, und sein Frau Hedwig (Sandra Hüller) und deren Kinder
Ja, sie wohnen neben dem Lager. Anstatt sich auf die Gräueltaten im Lager selbst zu konzentrieren, zeigt Jonathan Glazers in "The Zone of Interest" die scheinbar normale Welt, die sich direkt neben den Gaskammern abspielt.Während er die Vernichtungsmaschinerie des Lagers organisiert, führt seine Frau einen Haushalt, als wäre das nichts Besonderes.
Der Film kontrastiert die Schönheit der Natur und die häusliche Idylle mit der Grausamkeit, die sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Diese Diskrepanz erzeugt eine beklemmend unheimliche Atmosphäre. Nie wird gezeigt, was im Lager passiert, aber der Soundtrack ist omnipotent: Schüsse, Schreie, und man hat das Gefühl, das Lodern der Brennöfen zu hören. Gedreht wurde in Polen, zwar nicht im Original-Haus der Familie Höß, aber in gleicher Nähe zu Auschwitz.
The Zone of Interest", nach dem Roman von Martin Amis, lotet die Grenzen der filmischen Darstellung des Holocausts aus wie bislang kein anderer Film. Die Idylle des Familienlebens steht in krassem Gegensatz zur Grausamkeit, die sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Hannah Arendts Begriff von der Banalität des Bösen kommt einem in den Sinn.
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