Held oder Tyrann, grandioser Politiker oder doch eher ein Kriegstreiber. Das Ansehen Napoleons (1769-1821) im heutigen Frankreich ist ambivalent, der vor 200 Jahren verstorbene Kaiser polarisiert noch immer.Der Regisseur Ridley Scott wagt sich an den Mythos.
Der Film ist ein historisches Epos, dass das Leben des französischen Kaisers von seinen Anfängen in Korsika bis zu seinem Exil auf St. Helena nachzeichnet. Scott konzentriert sich auf Napoleons Aufstieg zur Macht, seine militärischen Triumphe und seine turbulente Beziehung zu Josephine de Beauharnais.
Der Film zeigt Napoleon, gespielt von Joaquin Phoenix, als einen jungen, ehrgeizigen Offizier, der sich durch seine militärischen Fähigkeiten schnell einen Namen macht. Seine Rolle in der Französischen Revolution und seine späteren Eroberungen in Italien und Ägypten werden ausführlich dargestellt.
Die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine wird als zentrale Achse der Handlung inszeniert. Ihre Liebe ist leidenschaftlich, aber auch von politischen Kalkülen geprägt. Josephines Einfluss auf Napoleon wird betont, ebenso wie ihre Rolle als erste Dame Frankreich. Der Film präsentiert eine Reihe von Napoleons berühmtesten Schlachten, darunter Austerlitz und Waterloo, prächtig und opulent in Szene gesetzt.
Das ist alles schön anzusehen. Es wird gezeigt, wie Napoleon die Pyramiden von Gizeh beschießt und diese zerstört.Das ist nie passiert. Napoleon wird in einer Szene bei der Hinrichtung Marie Antoinettes gezeigt, obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt an einem anderen Ort befand. Und: Marie-Antoinettes lange Haare waren im Gefängnis längst abrasiert worden. Die Schlacht bei Austerlitz wird auf einem gefrorenen See dargestellt, was nicht den historischen Tatsachen entspricht.Historiker würden noch wahrscheinlich noch viel mehr Fehler entdecken.
Doch das sind künstlerische Freiheiten. Sein Film solle keine
"Geschichtsstunde" sein, das wäre ja langweilig, sagte Scott auf die
Vorwürfe.
Die Liebe kommt auch nicht zu kurz: Napoleon wird oft als ein Mann mit großer Leidenschaft und sexueller Energie beschrieben. In Scotts Film ist er ein kläglicher Liebhaber, der auch noch von Josephine zum Hahnrei gemacht wird.
Phoenix' Interpretation des französischen Kaisers ist dennoch komplex, und er schafft es, die widersprüchlichen Aspekte von Napoleons Persönlichkeit einzufangen. Sympathisch kommt dieser Feldherr rüber. Wenn man aber bedenkt, dass in Napoleons sechs Koalitionskriegen schätzungsweise 1,5 - 2 Millionen Menschen zum Opfer fielen, kommt man ins Grübel.
"Napoleon" ist auf AppleTV + zu sehen
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