„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen. […]
Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andere Welt?
Vielleicht nur andere Götter? Oder keine? […]
Sie selber dächten auf der Stelle nach
Auf welche Weis dem guten Menschen man
Zu einem guten Ende helfen kann.
Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss!
Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss!“
– Bertolt Brecht: Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan.
Ein Mensch beklagte sich ständig
über andere und über den "Zustand der Welt". Ein weiser Mann erbarmte
sich eines Tages und sagte zu ihm: "Wenn du wirklich Frieden haben willst,
versuche dich selbst zu ändern, nicht andere. Es ist einfacher, die eigenen Füße
mit Schuhen zu schützen, als barfuß zu rennen und sich zu wünschen, die ganze
Welt wäre mit Leder ausgelegt."
Seit Mittwochabend ist der umstrittene Film "The Interview" via YouTube Movies, Xbox Video, Google Play und der separaten Sony-Webseite www.seetheinterview.com zu sehen. In "The Interview" geht es um zwei Journalisten und ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un.
Like "Hannibal," but with a lot less cannibalism, "Fargo" reworks already-amazing source material into a shape that it can only take on television. The precision of the Coen brothers film is given room to breathe in the weekly format, as its theme of the slippery slope of criminal activity gets futher, fascinating examination. (www.rogerebert.com)
Ridley Scotts Monumental-Bibel-Epos über die Befreiung des Volkes Israel überrascht mit optischer Opulenz und Tiefgang
Zwei Stiefbrüder, die zu Feinden werden,
Sklaverei, blutige Schlachten und eine übernatürliche Macht, die die
Menschen mit zehn grässlichen Plagen heimsucht. Nein, „Exodus: Götter
und Könige“ ist alles andere als ein besinnlicher Weihnachtsfilm.
Doch der Stoff, den sich auch ein begnadeter Drehbuchautor ausgedacht
haben könnte, hat Hollywood immer wieder inspiriert: „Die Zehn
Gebote“ (1956) mit Charlton Heston bleibt genauso in Erinnerung wie die
beeindruckende Disney-Adaption „Der Prinz von Ägypten“
(1998).
Nun schlägt Ridley Scott (77, „Alien“;
„Gladiator“) das Bibelkapitel aus dem alten Testament auf: Seine Vision
der Geschichte um Moses, gespielt von Batman-Darsteller Christian Bale,
der die Israeliten ins gelobte Land führte, ist ein
visueller Triumph, der mit der Flucht des auserwählten Volkes vor der
Armee des Pharaos und der Teilung des roten Meers seinen Höhepunkt
erreicht.
Fast eine halbe Stunde dauert der Showdown, der mit
allen Finessen der Computertechnik ein bis dahin nie gesehenes
3D-Spektakel generiert, in dem der ägyptische Herrscher und seine
Soldaten wie bei einem Tsunami von einer Riesenwelle niedergewalzt
werden.
Es ist so, als wollte Scott mit seinen
überbordenden Landschaftspanoramen und Vogelperspektiven die Renaissance
des Monumental-US-Kinos aus den 50er und 60er Jahren einläuten. Dagegen
wirkt die „Noah“-Bibelverfilmung von Darren Aronofsky
aus dem Frühjahr geradezu wie ein Kammerspiel und ästhetisch wenig
aufregend. Erzählerisch wählt Scott den konservativen Weg, indem er
sich chronologisch an den biblischen Plot hält. Er hetzt aber dabei oft
sprunghaft von Szene zu Szene – das Problem vieler
Sandalenfilme.
Es ist das Jahr 1300 vor unserer Zeitrechnung:
Moses, ein Findelkind, und Ramses (Joel Edgerton) wachsen gemeinsam wie
Brüder in der ägyptischen Pharaofamilie auf. Als Ramses seinem
verstorbenen Vater Seti (John Turturro) auf den Thron
folgt und Pharao wird, erfährt Moses von dem hebräischen Gelehrten Nun
(Ben Kingsley), dass er auserwählt ist, die Sklaven von der Jochschaft
der Ägypter zu befreien. Ramses erfährt davon. Der frisch gekürte
Herrscher, immer schon ein wenig eifersüchtig
auf Moses, der Seti mit seinen kämpferischen Fähigkeiten zu Gefallen
wusste, verbannt seinen Stiefbruder daraufhin in die Wüste und schickt
ihm zwei Männer hinterher, die ihn töten sollen. Oder war es vielleicht
Ramses’ Mutter (Sigourney Weaver)?
Doch Moses kann sich ins Exil retten, aus dem er
schließlich zurückkehrt, um zum Aufstand aufzurufen, weil Jahwe nun mal
von ihm verlangt, die Israeliten ins geheiligte Land Kanaan zu führen.
Den Fokus setzen Scott und sein Drehbuch-Team,
darunter Steven Zaillian, Autor des Dramas „Schindlers Liste“, ganz
klar auf die beiden Brüder. Auf der einen Seite der charismatische
Moses, der zu Beginn der Handlung gar nicht an
Gott und Prophezeiungen glaubt, ein Zweifler, dann aber Frau und Kind
verlässt, um seine Leute aus der Sklaverei zu befreien, auf der anderen
Seite Ramses, hin- und hergerissen zwischen Rache und Sorge um seine
Familie. Dabei ist Ramses’ Zwiespalt durchaus
nachzuvollziehen. Gern würde er die Sklaven gehen lassen, aber das sei
nicht produktiv, erklärt Ramses seinem Stiefbruder, als dieser ihn zur
Rede stellt.
In solchen Szenen bekommt das Bibelepos frischen
Wind und schlägt die Brücke zur Gegenwart und zu Debatten über moderne
Arbeitsverhältnisse. Und wenn Gott Moses in Gestalt eines zornigen
Schuljungens erscheint, der keine Diskussionen
zulässt, ist das nicht nur sehr originell, sondern dahinter ist der
Agnostiker Scott zu spüren. Auch die Frage „Welche Fanatiker beten solch
einen Gott an, der sogar Kinder tötet?“, muss sich Moses gefallen
lasen.
In manchen Szenen deutet der Regisseur an, dass die
Erscheinung des Allmächtigen vielleicht doch nur in Moses’ Einbildung
geschieht. Da legt uns Scott, der in einem Interview sagte, der Glaube
sei ihm in seinen Jugendjahren etwas abhandengekommen,
aber all das stecke noch tief in ihm, doch noch ein Bonbon mit einem
bitteren Kern auf den bunten Weihnachtsteller. ****
Die Zuschauer mögen zwar in die Kinos strömen, aber "Mockingjay" ist ein schlechter Film, ein Film ohne Seele.Wer die beiden vorherigen Teile von "Die Tribute von Panem" nicht kennt, hat sowieso keine Chance, hier durchzublicken. So geht es in "Mockingjay" in medias res: Die Anführerin im unterirdisch angelegten Distrikt 13 - Präsidentin Coin (Julianne Moore) - hat Katniss (Jennifer Lawrence) dazu überredet, als Leitfigur die Menschen in den von Snow (Donald Sutherland) mit harter Hand regierten
Distrikten zur Rebellion zu bewegen. Da sie das Gesicht des Widerstands ist, werden Propagandafilme mit ihr gedreht, die dann überall ausgestrahlt werden.
Aber das ist auch schon alles, was der Zuschauer zu sehen bekommt. Es gibt nur eine Actionszene, in der Katniss mit einem ihrer Pfeile einen Kampfjet abschießt. Die Hungerspiele,
bei denen sich Jugendliche auf Leben und Tod bekämpfen, sind vorbei - sie waren das Salz in der Suppe in den vorherigen Teilen. Jetzt gilt es, die Mächtigen zu stürzen. Weil Hollywood die Geldkuh aber so lange wie möglich melken will, wurde der letzte Teil gesplittet - auf Kosten der Dramaturgie und der Spannung. Fast alle Szenen spielen im Bunker, außer einigen Dialogen passiert so gut wie nichts. Und das mehr als zweieinhalb Stunden lang. Schlecht für Jennifer Lawrence, weil man jetzt auch merkt, dass sie überhaupt nicht spielen kann - oder will. Was auch immer.
Aber wer will es ihr verübeln: So ist "Mockingjay 1" dann auch nicht mehr als eine Hinführung zum Showdown. Ein überflüssiger Wurmfortsatz. Dass man mit Filmen Geld machen will, ist klar, aber vor Jahren wäre niemand auf den Gedanken gekommen, so dreist den Mammon vor den filmischen und ästhetischen Anspruch zu stellen. Ganz, ganz übles Kino. (erd) *
Die Menschen auf der Erde werden von Sandstürmen und Trockenheit geplagt. Das letzte Stündlein der Menschheit hat geschlagen. "Gehen Sie raus und retten sie die Welt. Suchen Sie uns eine neue Heimat“, so lautet der Auftrag von Professor Brand (Michael Caine) an den Farmer und ehemaligen Astronauten Cooper (Matthew McConaughey) und sein Team. Durch ein Wurmloch am Saturn sollen der Space-Cowboy und sein Team in ein fernes Sternensystem gelangen und einen neuen bewohnbaren Planeten suchen. Brands Tochter (Anne Hathaway)
unterstützt ihn bei der Mission.
Auf keinen Film war ich in diesem Jahr so gespannt und neugierig wie auf „Interstellar“ von Christopher Nolan. 2012 hat der Regisseur mit „The Dark Knight Rises“ seine Batman-Trilogie abgeschlossen, nun greift er nach den Sternen. Während er im Action-Genre Maßstäbe gesetzt hat und mit "Inception" einen der großartigsten Filme der letzen Dekaden gedreht hat, trudelt „Interstellar“ wie ein steuerloses Raumschiff im All umher. Die erste Stunde ist dröge, der Rest nur wirr und seltsam statisch wie ein Kammerspiel.
Fremde Sterne, Wurmlöcher, Zeitreisen, Schwarze Löcher, multiple Dimensionen und Botschaften aus der Zukunft - ja geht's noch? Das ist einfach too much. Nolan und sein Bruder, der das Drehbuch mit geschrieben hat, bedienen sich einerseits an der Nomenklatur populärwissenschaftlicher Bücher über das Thema und andererseits versehen sie das Ganze mit Bildern, die wir von "2001", "Star Wars", "Der Stoff, aus dem die Helden sind" und "Gravity" längst kennen. Selbst die tanzende Raumstation aus "2001" ersparen uns die Nolan Brüder nicht. Bei der Szene hinter der Bücherwand plagiieren sie sogar „Inception“. Was fehlt, ist die Vision, das Aha-Erlebnis. Interstellar - das ist nur ein Haufen Weltraumschrott. **
Die Vorgeschichte Hannibals steht für sich allein, irgendwo in einem Paralleluniversum angesiedelt. Stephen King twittert: After watching two seasons of Hannibal, I think a new license plate motto is in order: MARYLAND, HOME OF EXOTIC MURDER SCENES. Die Sets allein sind es wert, diese Serie zu kaufen. Morbide Kunst, keine Frage. Wie für Season 1 gilt: Nur in kleinen Dosen zu genießen.
Kaum ein Film wird so sehnsüchtig erwartet wie das neue Abenteuer aus dem legendären "Star Wars" Universum. "Star Wars": Das Erwachen der Macht" startet am 17. Dezember 2015 in den deutschen Kinos. Jetzt gibt es einen Teaser, der allerdings unfreiwillig komisch ist - als wäre Mel Brooks dafür verantwortlich, der bereits eine formidable "Star Wars"-Parodie abgeliefert hat.
Quickborner Autor schreibt über
den Wandel in der Druckbranche
Quickborn Mit seinem Debüt-Roman
„Kalte Wasser“ (2008) hat Peter Jäger (74) ein historisches Thema
aufgegriffen – die Adenauer-Ära und den Aufbruch der
rebellierenden Jugend vor dem Hintergrund der großen Sturmflut am 16.
Februar 1962. Auch sein neuer Roman „Junge Füchse. Alte Hasen. Die
Kunst des Überlebens“ ist wieder ein Stück Zeitgeschichte. Der
Quickborner Journalist und Autor, der auch für diese
Zeitung arbeitet, hat sich intensiv mit dem Wandel in der Druckbranche
befasst. Und wieder ist es ihm gelungen, seiner Story eine kräftige
Portion Leben einzuhauchen.
Über die Idee für den Roman sagt der Autor: „Ich
stelle einen alten Hasen des Druckerei-Gewerbes vor, der den technischen
Wandel verschlafen hat und deswegen in Schwierigkeiten gerät. Die
billigere Konkurrenz der Internetanbieter hat seine
Kunden erreicht und fordert unliebsame Entscheidungen von ihm. Aber er
resigniert nicht. Eddi Buchholz kämpft um sein Lebenswerk, was nicht
ohne Zoff in seinem Betrieb und in der Familie abgeht.“
Geschickt schlägt Jäger im Roman eine Brücke zu den
erfolgreichen „jungen Füchsen“ einer Werbeagentur. In seiner
Verzweiflung geht der alte Unternehmer einen Beratungspakt mit dem
agilen Agentur-Inhaber Sven Kinkel ein. Aber schon bald
riskiert der gestresste Kinkel, zerrissen von einem schwierigen Spagat,
nicht nur seine Karriere, sondern auch seine leidenschaftliche
Beziehung zu Monika, der Tochter von Eddi Buchholz. Wie schon in „Kalte
Wasser“ kommen auch Eros und Erotik nicht zu kurz.
Für Verwirrung sorgt eine rassige Spanierin, die ein falsches Spiel
treibt. Ein besonders originelles Element des Buches darf nicht
unerwähnt bleiben: Die Geschichte wird aus der Sicht zweier Journalisten
erzählt, die sich regelmäßig in der Autobahnraststätte
Holmmoor-West treffen. Bei einem „gigantischen Frühstück“ entwickeln
sie ihre Ideen und den Fortgang der Erzählung – bis zum Finale.
Dieser Teil bildet sozusagen den Rahmen für den Roman.
Handlung spielt 2001/2002
Zeitlich ist der Plot in den Jahren
2001/2002 angesiedelt. Schauplätze sind Quickborn, Norderstedt und
Hamburg. Obwohl der Roman online erschienen ist, gibt es ein
Titelblatt, das vom Quickborner Künstler Hans-Werner Seyboth
gestaltet wurde. „Mit der alten Schreibmaschinen-Typografie will ich
eine optische Verbindung von der Tradition des Buchdrucks zur heutigen
digitalen Technik herstellen. Das Titelbild ist eine verfremdete, von
mir gezeichnete Landschaft, die an Probedrucke
aus der Rotationsmaschine erinnert und an Lettern aus dem Setzkasten“,
sagt Seyboth.
Auf die Frage, warum der Autor den neuen Roman als
E-Book anbietet, antwortet Jäger: „Das hat mit der Überlastung der
Lektorate zu tun, die bei der Vielzahl von Manuskript-Bewerbungen höchst
selten einem wenig bekannten Schriftsteller
die Chance für eine Veröffentlichung einräumen. Bereits während des
Schreibens, nach einem halben Jahr, habe ich einige Verlage erfolglos
angeschrieben“, sagte er.
Von der Online-Ausgabe in der Vorweihnachtszeit
verspreche sich der Autor eine „Anschubwirkung“, um sich bei Verlagen
für eine Buchausgabe ins Gespräch zu bringen. „Die gedruckte Ausgabe
bleibt mein Ziel, das ich nicht aus den Augen verlieren
werde“, sagt Jäger.
Der Roman ist über die Plattform „neobooks.com“
der Verlage Droemer Knaur und Rowohlt erhältlich. Man kann ihn dort
für 6,49 Euro herunterladen. Auch Amazon bietet „Junge Füchse. Alte Hasen“
an.
Die beste Anwaltsserie aller Zeiten. Wer wissen möchte, wie das moderne Amerika politisch und gesellschaftlich tickt, kommt an "The good Wife" nicht vorbei.
Zwölf Jahre nach „Training Day“ haben Regisseur Antoine Fuqua und Schauspielstar Denzel Washington wieder einen Film am Start: „The Equalizer“. Washington spielt Robert McCall, einen scheinbar biederen Baumarkt-Angestellten. Was niemand weiß: Er ist ein ehemaliger Agent. Als die blutjunge Prostituierte Teri (Chloë Grace Moretz), mit der sich McCall angefreundet hat,von ihrem Zuhälter zusammengeschlagen wird, verwandelt sich Robert
in eine Bestie. Aus dem netten Mann von nebenan wird eine Mord-Maschine,
die auf Rache sinnt und sich mit der Russenmafia anlegt. „The Equalizer“, basierend auf einer TV-Serie, erhebt keinen Anspruch auf Realismus, dafür ist McCalls Rachefeldzug zu absurd und die Gewalt bewusst ästhetisiert. Ein paar Gewaltszenen weniger hätten dem durchaus sehenswerten Rache-Thriller dennoch gut getan. **** (erd)
Die BBC hat 26 Gastsänger für die Coverversion des Beach Boys-Klassikers "God Only Knows" gewinnen können. Das Geld fließt in die BBC-Hilfsorganisation "Children In Need". Gut so. Die Version ist zwar gewöhnungsbedürftig, das Video aber großartig. Und hier das Original:
Das Drama "Birdman" ist in den USA gestartet und bekommt glänzende Kritiken. Vom Film des Jahres ist sogar die Rede. Auf www.rogerebert.com ist zu lesen: "It’s powerfully clear that they all worked their asses of to make this complicated thrill ride look effortless. The result is one of the best times you’ll have at the movies this year–which might even be the best movie this year." Und Peter Travers vom Rolling Stone meint: "I'm jazzed by every tasty, daring, devastating, howlingly funny, how'd-they-do-that minute in Birdman. Like all movies that soar above the toxic clouds of Hollywood formula and defy death at the box office, Alejandro G. Iñárritu's cinematic whirlwind will bring out the haters. They can all go piss off. Birdman is a volcano of creative ideas in full eruption. Buy a ticket and brace yourself."
Regisseur David Lynch hat eine Fortsetzung seiner Kult-Serie "Twin Peaks" angekündigt. Was allerdings nicht verwundert, denn es muss einen Grund gegeben haben, dass nach mehr als 20
Jahren die alte Serie auf Blu-ray und in einer wunderschönen Klapp-Box erscheint - mit rund anderthalb Stunden geschnittener Szenen
aus „Twin Peaks - Der Film“.
Außer zahlreichen TV-Vorschau-Spots ist die 20-minütige
Dokumentation „Rückkehr nach Twin Peaks“, in der Fans berichten, was
sie an dieser Serie so fasziniert, mit enthalten. Hinzu kommen der Original-Pilotfilm und
Interviews mit allen wichtigen Schauspielern und Crewmitgliedern: Hauptfigur Kyle MacLachlan etwa erzählt von der
Zusammenarbeit mit David Lynch und wie er in seine Rolle des Ermittlers
Cooper fand.
Wie dem auch sei: Wer die Serie bisher nicht kannte, kann sich nun ein Bild davon machen und für sich entscheiden, ob die zahlreichen Lobeshymnen gerecht sind. Ich meine: "Twin Peaks" - surreal, skurril und spleenig - war auf jeden Fall seiner Zeit weit voraus, auch wenn es in den späteren Folgen unnötige Längen gab und man deutlich merkt, dass Lynch einfach nichts mehr einfiel. (erd)
Mit "Once" hat John Carey einen der schönsten Liebesfilme aller Zeiten geschaffen. Sollen wir ihm also verzeihen, dass "Can A Song Save Your Life?“ nichts weiter ist als eine Variation seines Kultfilms - diesmal gedreht für das Mainstream-Publikum.
Warum nicht? Ein abgehalfterter Musikproduzent (Mark Ruffalo) mit Hang zum Alkohol und eine junge,
talentierte Musikerin (Keira Knightley), die von ihrem Freund ("Maroon 5"-Sänger Adam Levine) betrogen wurde, begegnen sich zufällig in einer Bar. Dort spielt und singt sie eher recht als schlecht einen selbst komponierten Song - doch er hört das Potenzial in dem Lied und überredet sie dazu, auf den Straßen von New York ein Album aufzunehmen.
Das Märchen "Can A Song Save Your Life?“, das sich den Erzählkonventionen von Liebeskomödien dieser Art widersetzt, handelt von der Kraft der Musik, die kranke Seelen zu heilen vermag, und erinnert daran, seine Träume zu verfolgen. Ein Film, der einem vielleicht nicht das Leben, doch den Tag retten kann. (erd) ****
Edelthriller, Melodram und
Mediensatire in einem: Regisseur David Fincher hat den Bestseller
„Gone Girl“ kongenial verfilmt
„Ehen werden im Himmel geschlossen und in
der Hölle gelebt“, hat einmal die Opernsängerin
Maria Callas gesagt. Auch für die Beziehung von Nick ( Ben
Affleck) und der attraktiven Blondine Amy (Rosamund Pike) mag das
gelten, obwohl der Thriller „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ den
Zuschauer eine lange Zeit darüber im Unklaren lässt, wie es
um das nach außen zunächst makellos wirkende Traumpaar bestellt ist.
Regisseur David Fincher („Sieben“; „Verblendung“)
hat den gleichnamigen Bestseller (Scherz-Verlag; 16,99 Euro) der
ehemaligen „Entertainment Weekly“-TV-Kritikerin Gillian Flynn – den
wohl raffiniertesten Krimi der vergangenen
zehn Jahre – nach ihrem eigenen, kongenial verdichteten Drehbuch
verfilmt: Herausgekommen ist ein zwischen doppelbödigem Edelkrimi,
düsterem Ehe-Melodram und greller Mediensatire changierendes
Meisterwerk. Es erschüttert den Zuschauer mit seinem größten
halluzinatorischen Schockeffekt – von dem Elektro-Score des „Nine
Inch Nails“-Gründers Trent Reznor und des Musikers Atticus Ross
verstärkt – bis ins Mark.
Es ist der fünfte Hochzeitstag, als Amy
plötzlich verschwindet. Kampf und Blutspuren in der Küche lassen den
Verdacht aufkommen, dass Nick seine Frau getötet hat. Der tumb
wirkende Ehemann beteuert zwar seine Unschuld, verstrickt
sich aber immer mehr in ein Netz aus Lügen und Verrat. Nach und nach
deuten Indizien darauf hin, dass Amy Angst vor ihrem Mann hatte. In
einer Mall hat sie sogar eine Waffe gekauft. Dann aber taucht ein
Tagebuch auf, das auch die dunklen Geheimnisse
der scheinbar perfekten Ehefrau ans Licht bringt.
Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Medienmeute längst
ein Urteil gebildet und Nick vorverurteilt – angeführt von der
Moderatorin Ellen Abbott (Missi Pyle), die in ihrer auf bloßen
Populismus setzenden Fernsehsendung eine Hexenjagd
auf den Ehemann veranstaltet.
Außer der Medienschelte steht die grotesk
überzeichnete Dekonstruktion einer modernen Ehe im Mittelpunkt, deren
moralischen Grundfeste sich an den Beziehungen der 50er Jahre zu
orientieren scheinen, die jedoch an der Wirklichkeit scheitern.
Das Ehepaar ist nach Missouri gezogen, die erhofften Karrieren in New
York in Zeiten des Medienwandels kläglich gescheitert.
Aber auch die kleinen Lügen, Gemeinheiten und
Animositäten gegenüber dem Partner, die sich in eine Ehe einschleichen
können, nimmt Flynn seziererisch ins Visier, so dass es einem kalt
den Rücken herunterläuft.
Für die Autorin spielen alle Theater, wie es in
dem Roman heißt. Im Grunde keine neue Idee: Schon der amerikanische
Soziologe Erving Goffman (1922 bis 1982 kommt zum Schluss, dass
sich alle Menschen eine Fassade schaffen. Und so
scheint es dramaturgisch nur stimmig, dass Buch und Film beide Seiten
– wie in einem Gerichtsprozess – zu Worte kommen lassen, um die
Motivation der Figuren zu enthüllen.
Der Film übernimmt dabei die Struktur des Romans,
überlässt aber zunächst Nick den größten Erzählpart. Amys
Tagebucheintragungen, die in der literarischen Vorlage einen großen Teil
ausmachen, wurden gekürzt. Sie sind aus dem Off
zu hören.
Für die Schauspielerin Pike, die bislang immer nur
in der zweiten Reihe zu sehen war, dürfte ihre überzeugende
Darstellung den Durchbruch an die Spitze bedeuten. Auch Affleck ist
in der Rolle des zunächst müde wirkenden, aber später
aggressiven Ehemanns, dem der Boden unter den Füßen weggerissen wird,
souverän.
Wer den Roman „Gone Girl“, eine moderne
Pop-Version von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, gelesen hat,
weiß, dass der große Reiz aus den zahlreichen Plot-Twists besteht –
alle finden sich auch im Film wieder – die die Geschichte
immer wieder in eine andere Richtung lenken und immer mehr von Nicks
und Amys Psyche offenbaren. Am Ende sind diese beiden Figuren
entblößt – Abgründe tun sich auf. Nein, Romantiker sollten um Kinos,
die „Gone Girl“ zeigen, einen weiten Bogen machen.
Alle anderen werden von diesem intelligenten Thriller begeistert
sein. *****
Ein
rotzfrecher, schießwütiger Waschbär namens Rocket Racoon, ein Baumriese, der
nur den Satz „Ich bin Groot“ murmelt, die grünhäutige Killer-Amazone Gamora,
der Muskelprotz Drax the Destroyer, der nicht weiß, was eine Metapher ist, und
der Abenteurer Peter Quill, der in den 1970er Jahren von Außerirdischen
entführt wurde, und 26 Jahre später als "Star Lord" durch die
Galaxien düst, um brauchbaren Weltraumschrott zu suchen. Zugegeben: Das ist ein
schräger Haufen. Den Wenigsten dürfte wohl bekannt sein, dass
die „Guardians of the Galaxy“, wie sie sich selbst nennen, zum
Marvel-Comic-Kosmos gehören, dort aber ein eher zweitrangiges Dasein führen.
Ich jedenfalls kannte sie nicht. Doch
das dürfte sich wohl mit diesem Filmauftritt ändern. Regisseur und
Drehbuchautor James Gunn („Super“; „Slither - Voll auf den Schleim
gegangen“), der sein Handwerk einst bei der Trashfilm-Produktionsfirma Troma
lernte, hat es geschafft, im Superhelden-Comic-Genre einen noch nicht
entdeckten Pfad zu beschreiten. Die bunte, surreale Welt von "Yellow
Submarine" trifft auf die "Star Wars"-Saga mit ihrem Reichtum an
außerirdischen, absurden, freakigen Lebensformen und Weltraumschlachten - so
ließe sich diese irre Mischung beschreiben, wenn man denn eine Einordnung
vornehmen möchte. Peter Quill gleich Han Solo - warum nicht?
Die
Story ist simpel, nicht mehr als ein Gerüst für Spaß, Action, Fantasy und auch
ein wenig Pathos: Nach dem Fund einer mysteriösen Kugel, deren Energie den
Kosmos zerstören könnte, wird Quill plötzlich zum Gejagten. Oberbösewicht Ronan
(Lee Pace) stellt ihm mit seinen galaktischen Kriegern nach. Zunächst sind auch
Rocket Racoon, Groot und Gamora (Zoe Saldana, „Avatar“) hinter der Waffe
her. Doch dann landen die vier Gauner im Gefängnis und erkennen, dass sie sich
gegen Ronan verbünden müssen.
Mal
eben wieder das Universum retten - das haben schon zig Marvel Helden getan,
zuletzt "Captain America" mit patriotischem Ernst. Die
Gaga-Truppe „Guardians of the Galaxy“ macht es mit viel Humor und coolen
Sprüchen, während im Hintergrund die Songs der 1970er Jahre laufen.
Auch
die Nebenrollen sind gut besetzt: Oscar-Preisträger Benicio Del Toro als
weißhaariger Sammler von irdischen Schätzen, Glenn Close spielt die Chefin der
Weltraum-Polizei und John C. Reilly schlüpft in die Uniform eines galaktischen
Polizisten.
Nein,
ernst nehmen sie sich auf keinen Fall. Das tun die Avengers und andere
Superhelden doch auch schon zur Genüge.
Ob „Nikita“, „Léon – Der Profi“ oder „Johanna von
Orleans“ – wenn junge, attraktive Frauen in seinen Filmen die Heldinnen sind, zahlt sich das für den französischen Regisseur Luc Besson immer aus. Nach Parillaud, Portman und Jovovich nun Hollywoodstar Scarlett Johansson (29). In der Rolle der Lucy, so auch der Filmtitel, wird sie in einen gefährlichen Handel verwickelt und gezwungen, in ihrem Körper synthetische Drogen zu schmuggeln, die aber in ihren Blutkreislauf geraten und Lucy zu einer Einzelkämpferin mit übermenschlichen Kräften mutieren lassen. Je mehr Gedanken-Power sie dazugewinnt, umso stärker werden ihre Fähigkeiten: Eine brutale Gang, die ihr auf den Fersen ist, steckt sie ebenso in die Tasche wie den
Top-Hirnforscher Norman (Morgan Freeman), der über die noch nicht ausgeschöpften Fähigkeiten des Gehirns referieren darf. Ein bisschen pseudointellektuelles Futter für die grauen Zellen.
Die wahren Helden dieses Action-SF-Esoterik-Films, der seine Geschichte in 90 Minuten zu erzählen weiß, sind nämlich die Effekte: In Sekundenschnelle scannt Lucy Mensch und Maschine, lässt Gangster durch die Luft fliegen und reist durch Raum und Zeit, bis sie sich ganz auflöst und nur noch Bewusstsein ist. So sind die letzten 20 Minuten eine gelungene Hommage an die Film-Klassiker der SF: von "Der Mann mit den Röntgenaugen" bis zu "2001". Dass Besson kürzlich in einem Interview gesagt hat, es werde keine Fortsetzung von "Lucy" geben, obwohl der Streifen ein Riesenerfolg an der Kinokasse ist, geht auch in Ordnung, denn es ist alles erzählt worden - und zwar rund und gut. (erd)
Anspruchsvoller
Blockbuster: Die „Planet der Affen“-Fortsetzung ist ein Lehrstück über
die Zerbrechlichkeit des Friedens
Wie viel Affe steckt im Menschen, wie
viel Mensch im Affen? Das Erbmaterial beider Spezies
stimmt in großen Teilen überein. Schimpansen haben sogar bis zu 99
Prozent der menschlichen Gene. Doch dieser Unterschied von einem Prozent
macht eben den Unterschied aus, bestimmt, wer der Herr der Schöpfung
ist. Was aber wäre, wenn es zu einer Genmutation
käme, die den Affen zu einem Evolutionssprung verhelfen würde?
Von dieser Prämisse geht die vor 46Jahren
gestartete „Planet der Affen“-Reihe aus. Der erste Film aus dem Jahr
1968 mit Charlton Heston basiert auf dem Buch des französischen
Schriftstellers Pierre Boulle (1912 -1994). Regisseur Matt
Reeves („Cloverfield“) setzt die Serie nun mit „Revolution“ fort. Der
Vorgänger „Prevolution“, der 2011 erfolgreich in den Kinos lief, endet
mit dem Aufstand der Affen, angeführt durch den Schimpansen Ceasar.
Die Fortsetzung spielt zehn Jahre später: Das
einst aus einem Forschungslabor freigesetzte Virus hat den größten Teil
der Menschheit dahingerafft, die Affen hingegen schlauer gemacht. Eine
Kolonie von Menschen lebt in den Ruinen von San
Francisco, das Volk der Affen in den umliegenden Wäldern.
Wie in einer Natur-DokuDie ersten 20 Minuten sind
allerdings ganz den „Tieren“ gewidmet: Eine dynamische Sequenz, die wie
eine hyperrealistische Natur-Doku der BBC anmutet, gibt Einblicke in
das soziale Verhalten und die Hierarchie dieses
Affenvolkes nebst Rotwildjagd und der Geburt eines Jungen.
Die Affen kommunizieren per Zeichensprache und
werden von dem hochintelligenten und zur Reflektion fähigen Schimpansen
Caesar angeführt. Dieser beherrscht zwar auch rudimentär die menschliche
Sprache, aber er ist misstrauisch gegenüber
der Spezies Mensch.
So folgt die Affenbande seinen moralischen
Prinzipien: „Ein Affe tötet keinen Affen“. Es scheint der Beginn einer
neuen zivilisierten Gesellschaft aus Orang-Utans, Gorillas,
Schimpansen und Bonobos. Reeves und seine drei Drehbuchautoren
schaffen damit einen visionären Gegenentwurf – auch wenn sie ihn nicht
konsequent zu Ende denken – zur pessimistischen Prolog-Szene aus
„2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968), in der ein Menschenaffe nach einer
Art kosmischem Evolutionsschub einen Artgenossen
mit einem Knochen totprügelt – Regisseur Stanley Kubrick ging konform
mit jenen Verhaltensforschern, die Aggression als Antrieb für die
Entwicklung sehen.
Gespielt wird Caesar abermals von dem britischen
Schauspieler Andy Serkis. Dabei bedienen sich nicht nur Serkis, sondern
auch die anderen Affen-Darsteller des Performance-Capture-Verfahrens:
Bewegung und Mimik der Schauspieler, die spezielle
Körperanzüge tragen, werden dabei im realen Set aufgenommen. Später
verwandeln sich die Schauspieler mithilfe grafischer Effekte in
Primaten. Jede Gefühlsregung, von Liebe über Kummer bis Hass, spiegelt
sich dann in den Affengesichtern wider.
Dagegen wirken die menschlichen Charaktere blass.
Zur Konfrontation kommt es, als eine Gruppe, angeführt von dem zu
Kompromissen bereiten Ehepaar Malcom (Jason Clarke) und Ellie (Keri
Russell), auf ihrem Weg zu einem Stausee, der zur Stromgewinnung
für San Francisco genutzt werden soll, das Gebiet der Affen
durchqueren muss. Caesar schließt mit den Menschen ein Friedensabkommen,
das aber auf beiden Seiten seine Skeptiker hat: Für den Anführer der
Kolonie, Dreyfus (Gary Oldmam; „Batman“), sind die Affen
schuld am Ausbrechen des Virus.
Offene RechnungHier die guten Affen, dort die bösen
Menschen – dieser vereinfachten Dualität folgt das Drehbuch jedoch
nicht. Der einst geschundene Laboraffe Koba (Toby Kebbell) – seine
milchigen Augen und sein Narbengesicht lassen gar
Böses erahnen – hat noch eine Rechnung mit seinen Peinigern offen. Wie
viel Mensch in Koba, der rechten Hand von Caesar, und den von ihm
angestachelten Primaten steckt, werden alle Beteiligten bitter zu spüren
bekommen. Hier zieht der Plot den Bogen zum
Shakespeare'schen Königsdrama „Julius Cäsar“ über Macht, Loyalität und
Verrat, aber auch zum ewig schwelenden Konflikt zwischen
Palästinensern und Israelis.
Für einen Sommerblockbuster ist „Revolution“,
selbstverständlich in 3D aufgenommen, somit ziemlich ungewöhnlich:
Wenige Locations, kaum Actionszenen, dafür aber Dialoge beispielsweise
über den Sinn und Unsinn des Krieges im Angesicht einer
Bedrohung. „Planet der Affen – Revolution“ ist ein parabelhaftes
Lehrstück, das die Zerbrechlichkeit des Friedens auf eindringliche Weise
bewusst macht, und ein echter Anti-Kriegs-Film, wie er in seiner
Eindringlichkeit schon lange nicht mehr zu sehen war.
„Sherry“, „Big Girls Don’t Cry“, „Walk Like a Man“, „Dawn“, „Rag Doll“, „Bye Bye Baby“ und „Who Loves You“ - das waren nur einige Hits von Frankie Valli und den Four Seasons. Regisseur Clint Eastwood hat das mit dem amerikanischen Theaterpreis Tony ausgezeichnete Musicals „Jersey Boys“ auf die Leinwand gebracht. Mit nostalgischem Blick und Liebe zum Detail. Der Film erzählt die Geschichte von den jungen italoamerikanischen Männern aus einem Armeleuteviertel in New Jersey auf dem Weg zum Erfolg - Amerikas erste Boygroup. ****
Zweite Staffel der Serie rund um zwei Konkurrentinnen in der Country-Musik-Szene von Nashville. Dabei stehen diesmal die Beziehungen der beiden Frauen im Mittelpunkt. Auch Patriotismus kommt nicht zu kurz. Die großartige Musik versöhnt. ***
Hartwig
Valdmanis hat einst die Schönen und Reichen der Welt abgelichtet –
heute kümmert er sich um seine kranke Tochter
Quickborn Hartwig
Valdmanis (62) wartet draußen, obwohl es für die Jahreszeit
recht frisch ist. Er blättert in einer Tageszeitung. Nach einer
herzlichen Begrüßung geht es in einen Anbau des weißen Bungalows, in
dem er mit seiner Familie wohnt. Graue Metallschränke stehen in dem
kleinen Raum, in denen sein Foto- und Videoarchiv untergebracht
ist – Zeugnis einer beispiellosen Karriere als Fotograf.
Hartwig Valdmanis erzählt aus seinem Leben. Fotos (6): Erdbrügger
Valdmanis hat sie alle vor der Linse gehabt: die
Schönen und Reichen dieser Welt, die Stars und Sternchen, den Jahrmarkt
der Eitelkeiten der vergangenen vier Dekaden. Von Tina Turner, den
„Stones“, Lady Di und Leonard Bernstein über Helmut
Schmidt und die Queen bis hin zu Oliver Kahn. Der Star-fotograf, den
seine Kollegen und Freunde „Valdi“ nennen, jettete um die Welt für ein
Foto, „jagte“ Steffi Graf in New York und lauerte vor Dieter Bohlens
Haus. Er besuchte Weltmeister- und Europameisterschaften
und reiste zu den Filmfestspielen nach Cannes.
Der Starfotograf, der mit acht Jahren zum ersten
Mal zur Kamera griff, war gut im Geschäft: Während der Zeiten, als die
Zeitungsverlage noch kräftig zahlten, gab's 20000 Euro für eines seiner
Fotos. Bild, Stern und die Bunte lichteten
seine Porträts ab. Valdmanis gründete seine eigene Agentur: „Foto Press
International“. 17 Fotografen arbeiteten für ihn. Fünf Jahre lang war
er der Einzige, der bei der NDR-Talkshow Fotos schießen und diese selbst
vermarkten durfte. Schon deshalb möchte er
nicht als Paparazzo bezeichnet werden: „Ich bin nie über Zäune
gestiegen und habe nie durch Schlüssellöcher fotografiert.“
So hätte es immer weitergehen können, doch auf dem
Zenit seiner Karriere schlug das Schicksal erbarmungslos zu: Seine
Tochter Jennifer, heute 26, hatte einen schweren Unfall. Während der
Behandlungen stellten die Ärzte darüber hinaus
fest, dass Jennifer an einer unheilbaren Muskelerkrankung leidet, die
sie an den Rollstuhl fesseln sollte.
Der Starfotograf zog die Konsequenzen: Er löste
seine Firma auf, verkaufte sein Haus in Niendorf und zog nach Quickborn
in einen Bungalow, den er behindertengerecht umbauen ließ. „Ich will
die nächsten Jahre uneingeschränkt für Jennifer
da sein. Sie muss 24 Stunden am Tag beaufsichtigt werden“, sagt
Valdmanis. Und das zieht er ohne wenn und aber durch. Der Fotograf, der
für die Hamburger Morgenpost als Polizeireporter gearbeitet hat und die
Kieler Redaktion der Bild-Zeitung leitete, lebt
heute von wenig Geld. Seine Frau, die mit dem Mediengeschäft nichts am
Hut ab, geht als Kassiererin arbeiten.
„Ich bin in Quickborn gestrandet“, sagt der Mann
mit den grauen langen Haaren und dem grauen Vollbart. Etwa so wie ein
Wal an einem unbekannten Strand.
Gern hätte Valdmanis sein riesiges Archiv, das aus
Dias, Negativen, Fotos und 5000 Betamax-Kassetten besteht, für viel
Geld verkauft, doch das digitale Medienzeitalter hat ihm einen Strich
durch die Rechnung gemacht. Die großen Agenturen
wie DPA und Reuters gaben ihm eine Korb: „Mensch, Valdi. Das ist ein
tolles Archiv, aber die Sachen sind nicht digitalisiert“, musste er sich
anhören, denn die Umwandlung sei sehr teuer. „Aber ich trenne mich
ungern von meinen Arbeiten“, sagt der Fotograf.
So bringt er Fotobände seiner Porträts in Eigenregie heraus. Dennoch
sind von einer Million Dias und Negativen nur noch 100000 übrig
geblieben. Valdmanis schätzt, dass er zehn Jahre dafür brauchen wird,
sie auf Computer und CDs zu übertragen.
Wenn auch ein großer Teil seiner Fotos vernichtet
sind, in seinem Kopf hat er all die Aufnahmen gespeichert. Er wirft
einen kurzen Blick auf einen gelben Spickzettel hat, den er sich
gemacht, und schon laufen vor seinem Auge die Kopffilme
zu den Präliminarien der Shootings ab.
Als Weizsäcker seine Rede in Israel an der
Klagemauer hielt, abgeschirmt von einem Zelt, war Valdmanis mit dabei.
„Eigentlich durfte man überhaupt nicht fotografieren. Ich habe es
trotzdem getan. Weizsäcker hat nur geschmunzelt“, erinnert
er sich. Während der Trauerfeier von Olof Palme sprach Honecker den
Starfotografen an. „Ob ich ihn mit Johannes Rau fotografieren könne. Das
habe ich getan und später von beiden Dankesschreiben erhalten.“ Und so
geht es weiter: Für Karl Lagerfeld und Chanel
hat „Valdi“ im Backstage-Bereich gearbeitet und einen Blick auf
Claudia Schiffer „oben ohne“ werfen dürfen. „Da denkt man gern dran
zurück“, sagt er und schmunzelt. Genauso wie an Jessica Stockmanns
nackten Busen, den der Fotograf nur durch Zufall vor seine
Linse bekam, als er mit dem langen Tele während eines Tennis-Turniers
am Rothenbaum die Reihen abgraste. „Sie zog ihren Pullover aus und dabei
rutschte das T-Shirt nach oben.“ In Sibirien hat Valdmanis alte
Ölraffinerien aufgenommen. „Es brodelte, qualmte
und zischte.“ Um Bilder vom Absturz der Maschine zu machen, in der Uli
Hoeneß saß, sei er um Mitternacht durchs Moor gelaufen.
Man könnte ihm noch stundenlang zuhören, wie er
eine Geschichte nach der anderen erzählt. „Andere haben vielleicht ein
Erlebnis gehabt, sind mal über den roten Teppich gegangen. Ich habe
fast jeden Tag solche Erlebnisse gehabt. Je mehr
ich erzähle, desto unglaubwürdiger erscheint es. Ich kann es aber
alles beweisen und belegen.“
... but I like it. Gut, könnte man über jeden Blockbuster sagen. Zwar erzählt Bay die Geschichte über den Kampf der Transformers nach Schema F, aber mit einer filmischen Ästhetik und einer Liebe zum Detail, die vielen neuen Popcorn-Movies fehlen. Der Erfolg an der Kinokasse gibt dem Regisseur übrigens Recht und bestätigt meine These, dass das kommerzielle Kino nicht mehr ist als "Jahrmarkt". Dort wurden vor mehr als 100 Jahren die ersten Filme gezeigt. Man erwartet heute nichts Neues mehr, aber das Alte sollte mindestens so spektakulär sein wie beim letzten Kino-Besuch. ***
Kaum zu glauben: Nach nur fünf Monaten nach seiner Premiere wird Deutschlands erster Musical-Export, "Rocky", am New Yorker Broadway abgesetzt. Der Grund: Zu wenig Zuschauer. Das auf dem Film von Sylvester Stallone basierende und zuerst in Hamburg aufgeführte Musical käme damit auf nur 200 Vorstellungen. Nachzuvollziehen ist das nicht, den die Inszenierung ist modern und greift auf Elemente des Kinos zurück. So wird auf mehreren Ebenen erzählt. Höhepunkt: Im letzten Teil steht ein richtiger Boxring mitten zwischen den Zuschauern, in dem der alles entscheidende Kampf stattfindet. Ein Gänsehaut-Erlebnis. Vielleicht aber zu modern und rasant für ein konservatives amerikanisches Publikum. (erd)
"A friend asked yesterday if this blog is addressed to anyone in particular? I said yes - it’s a love letter to someone I haven’t met yet." Wer die Seite entdeckt, ist willkommen.