Die Quickborner Stewardess Andrea Schön auf der Escadaria Selarón. Fotos: Privat |
Rio de Janeiro: Quickborner Stewardess entdeckt Eulenwappen in der wohl berühmtesten Treppe der Welt
Quickborn Die Quickborner Stewardess Andrea Schön hat die ganze Welt gesehen. Hunderttausende von Kilometern ist sie um den Globus gejettet. Ihren Aufenthalt in den großen Städten nutzt sie, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Rio de Janeiro in Brasilien. Zwei Tage frei. Na klar, die wohl berühmteste Treppe der Welt, die Escadaria Selarón, gehört zum Pflicht-Programm.
Als die Quickborner Flugbegleiterin die Stufen
hochstieg, fasziniert von den mehr als 2000 bunten Keramikkacheln,
traute sie plötzlich ihren Augen nicht: „Über zwei Stufen sind vier
Kacheln mit dem Quickborner Eulenwappen eingelassen“,
erzählt sie. Das fand sie so außergewöhnlich, dass sie diese Zeitung
darüber informierte. „Das ist doch toll. Ich finde, darauf kann
Quickborn stolz sein“, sagt Schön, die mit dem Feuerwehrmann Wido Schön
verheiratet ist.
Es ist ein Stück Heimat in der Fremde, ein Stück
Quickborn im fernen Brasilien am anderen Ende der Welt. Aber nicht nur
das Quickborn-Wappen ist dort zu sehen, sondern Fliesen aus mehr als 60
Ländern zieren die Stufen.
Ihren Namen erhielt die Treppe zum Armenviertel
durch ihren Erschaffer: Jorge Selarón, der Anfang des Jahres auf den
Stufen tot aufgefunden wurde. Die „Escadaria Selarón“ – mit dieser
Arbeit wollte der ursprünglich aus Chile stammende
Künstler seiner Wahlheimat Brasilien ein Denkmal setzen. Die Ecadaria
Selarón besteht aus mehr als 250 Stufen. Die Treppe verziert ein
Mosaik aus Fliesen, die hauptsächlich in den Farben grün, gelb und blau
gehalten sind – es ist ein Tribut an die brasilianische
Flagge. Und dazwischen immer wieder die Farbakzente von Kacheln aus
Orten aller Herren Länder – ein Kunstwerk, das die Grenzen
überschreitet.
„Ich habe mich allerdings gefragt, wer die Kacheln
nach Brasilien gebracht hat“, sagt Schön während des Gesprächs. Es war
die Quickborner Künstlerin Maren Nitschke, die Anfang des neuen
Jahrtausends die vier Fliesen mit dem Eulenwappen
brannte und Jorge Selarón überreichte. Da sie die Hälfte des Jahres
in Brasilien lebte, hatte sie von der Escadaria Selarón gehört und
wollte die Eulenstadt symbolisch zu einem Teil des Kunstwerks machen.
Damals war Selarón, der in seinem Haus mit
Künstlerwerkstatt direkt an der bunten Treppe wohnte, noch ein
Unbekannter. Das sollte sich schnell ändern: Der US-Rapper Snoop Dogg
setzte der bunten Treppe in seinem Musik-Video „Beautiful“ ein
Denkmal. 2005 stufte der Bürgermeister das Kunstwerk als
historisches Monument ein und machte Selarón zum Ehrenbürger der Stadt.
Je bekannter der Fliesen-Künstler wurde, desto mehr Neider gab es:
„Hinter vorgehaltener Hand wird gesagt, dass Selarón ermordet wurde“,
sagt Andrea Schön.
„Ein verrückter und einzigartiger Traum, welcher
erst an dem Tag meines Todes enden wird“, hat Selarón einmal gesagt.
Doch sein Kunstwerk wird hoffentlich überdauern.
Von René Erdbrügger
Info Jorge Selarón: Künstler tot aufgefunden
Am 10.
Januar 2013 wurde der Maler und Keramiker Jorge Selarón (Foto) tot
aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Seine Leiche habe
Verbrennungen aufgewiesen, neben ihm habe eine
Dose Lösungsmittel für Farbe gestanden, teilte die Polizei mit. Am
Tag von Selaróns Tod hatte die Zeitung „O Globo" ein Interview mit dem
Künstler veröffentlicht, in dem er berichtete, er werde von einem
früheren Mitarbeiter mit dem Tode bedroht. Aber auch
über einen Selbstmord wurde spekuliert: „Wir haben damit gerechnet,
dass er seinem Leben ein Ende setzt“, zitierte „O Globo" einen Freund
des Künstlers. „Er war sehr traurig und sagte, dass er verraten wurde.“
Selarón wurde 65 Jahre alt.
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