Mittwoch, 11. September 2013

Quickborn in Rio de Janeiro


Die Quickborner Stewardess Andrea Schön auf der   Escadaria Selarón. Fotos: Privat


Rio de Janeiro: Quickborner Stewardess entdeckt   Eulenwappen in der wohl berühmtesten Treppe der Welt

Quickborn  Die Quickborner Stewardess Andrea Schön hat die ganze Welt gesehen.  Hunderttausende von  Kilometern ist sie um den Globus gejettet. Ihren  Aufenthalt in den großen Städten nutzt sie, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Rio de Janeiro in  Brasilien. Zwei Tage frei. Na klar,  die wohl berühmteste Treppe der Welt, die Escadaria  Selarón, gehört zum Pflicht-Programm.
Als die Quickborner Flugbegleiterin die Stufen hochstieg, fasziniert von den mehr als 2000 bunten Keramikkacheln, traute sie plötzlich ihren Augen nicht: „Über zwei Stufen sind vier  Kacheln mit dem Quickborner Eulenwappen eingelassen“, erzählt  sie. Das fand sie so außergewöhnlich, dass sie diese Zeitung darüber informierte. „Das ist doch toll. Ich finde, darauf kann Quickborn stolz sein“, sagt Schön, die mit dem Feuerwehrmann Wido Schön verheiratet ist.
Es ist ein Stück Heimat in der Fremde, ein Stück Quickborn im fernen Brasilien  am anderen Ende der Welt. Aber nicht nur das Quickborn-Wappen ist dort zu sehen, sondern Fliesen aus mehr als 60 Ländern zieren die Stufen.
 Ihren Namen erhielt die Treppe zum Armenviertel durch ihren Erschaffer: Jorge Selarón, der  Anfang des Jahres   auf den Stufen tot aufgefunden wurde. Die „Escadaria  Selarón“ – mit dieser Arbeit wollte der ursprünglich aus Chile stammende Künstler seiner Wahlheimat Brasilien ein Denkmal setzen. Die Ecadaria  Selarón besteht  aus mehr als  250 Stufen. Die Treppe verziert ein Mosaik aus Fliesen, die hauptsächlich in den Farben grün, gelb und blau gehalten sind –  es ist ein Tribut an die brasilianische Flagge. Und dazwischen immer wieder die Farbakzente von Kacheln aus Orten aller Herren Länder –  ein Kunstwerk, das die Grenzen überschreitet.
„Ich habe mich allerdings gefragt, wer die Kacheln nach Brasilien gebracht hat“, sagt Schön während des Gesprächs.  Es war die Quickborner Künstlerin Maren Nitschke, die Anfang des neuen Jahrtausends die vier Fliesen mit dem Eulenwappen brannte und Jorge Selarón    überreichte. Da sie die Hälfte des Jahres in Brasilien lebte, hatte sie von der Escadaria  Selarón gehört und wollte  die Eulenstadt  symbolisch zu einem Teil des Kunstwerks machen.  Damals   war Selarón, der in seinem Haus mit  Künstlerwerkstatt direkt an der bunten Treppe wohnte,  noch ein Unbekannter.  Das sollte sich schnell ändern:   Der US-Rapper Snoop Dogg setzte der bunten Treppe in seinem Musik-Video „Beautiful“  ein Denkmal.  2005 stufte der Bürgermeister das Kunstwerk als historisches Monument ein und machte Selarón zum Ehrenbürger der Stadt. Je bekannter der Fliesen-Künstler wurde, desto mehr Neider gab es: „Hinter vorgehaltener Hand wird gesagt, dass Selarón ermordet wurde“, sagt Andrea Schön.
 „Ein verrückter und einzigartiger Traum, welcher erst an dem Tag meines Todes enden wird“,  hat Selarón   einmal gesagt. Doch sein Kunstwerk wird hoffentlich überdauern.

Von  René Erdbrügger


Info Jorge Selarón:  Künstler tot aufgefunden

Am 10. Januar 2013 wurde  der Maler und Keramiker   Jorge Selarón   (Foto) tot aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Seine Leiche habe Verbrennungen aufgewiesen, neben ihm habe eine   Dose Lösungsmittel für Farbe gestanden, teilte die Polizei mit.    Am Tag von Selaróns Tod hatte die Zeitung „O Globo" ein Interview mit dem Künstler veröffentlicht, in dem er berichtete, er werde von einem früheren Mitarbeiter mit dem Tode bedroht. Aber auch über einen Selbstmord wurde spekuliert: „Wir haben damit gerechnet, dass er seinem Leben ein Ende setzt“, zitierte „O Globo" einen Freund des Künstlers. „Er war sehr traurig und sagte, dass er verraten wurde.“ Selarón  wurde 65 Jahre alt.


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