Interview mit dem Bremer Lehrer und Autor Frank Salewski
Frank Salewski (links) auf der Frankfurter Buchmesse. |
Herr Salewski, was können Sie uns über Ihr neues Buch „Fußballmord“ verraten?
Zunächst
möchte ich Vorsicht anmahnen; wenn man den Aussagen eines Redakteurs
einer großen Münchner Tageszeitung glaubt, ist der Inhalt des Buches zu
brisant, um etwas darüber zu veröffentlichen
und wäre ein Grund für seine fristlose Kündigung. Doch sei hier
Entwarnung gegeben; es handelt sich bei Fußballmord weder um ein
pornographisches noch um ein gewaltverherrlichendes Buch. Vermutlich
hätte er darüber eher geschrieben als über einen jungen Fußballprofi,
der als jüngster Torwart der Liga zu einem großen Münchner Verein
wechselt. Er wird dort wie durch ein Wunder im Verlauf seiner ersten
Saison für den FC zum besten Torwart Deutschlands und steigt zum
Nationalkeeper auf. Doch Robin, so heißt der Protagonist
der Geschichte, steht unter bisweilen großem Druck. Im Unklaren über
seine Neigungen und seine wahre Berufung, sitzen ihm auch noch sein
ehrgeiziger Vater und eine alkoholkranke Mutter im Nacken. Zudem muss er
auch noch zwischen Gesundheit und Erfolg wählen.
Doch hat auch sein Verein Probleme. Verstrickt in den Mord an dem
bekannten Münchner Immobilienmakler Hans Christian K., kommen pikante
Details aus dem Leben der FC Stars ans Tageslicht. Selbst der
übermächtige FC Manager Ambos, der sich zunächst schützend
vor seine Spieler stellt, steht plötzlich wegen Steuerhinterziehung im
Fokus der Behörden.
Fußballmord klingt nach einem Krimi. Würden Sie es dem Genre Krimi zuordnen?
Als
ich es geschrieben habe, war ich sicher, ich schreibe ein Jugendbuch,
doch kaum fertiggestellt, haben sowohl mein Verleger, als auch meine
schärfsten Kritiker (meine Familie) dem widersprochen
und es als Krimi, der im Fußallmilieu spielt und eine Liebesgeschichte
beinhaltet, bezeichnet. Nach einigem Nachdenken konnte ich dem
zustimmen, aber ich glaube, dass Fußballmord, wenn kein Jugendbuch, so
doch auch für diese Altersgruppe gut geeignet ist.
Als
Lehrer an einer sportbetonten Oberschule haben Sie viel mit
leistungsorientierten Schülern zu tun. Hat Sie diese Tatsache beim
Schreiben von „Fußballmord“ beeinflusst?
Vermutlich
mehr als mir es zunächst beim Schreiben klar gewesen ist. Erst nach und
nach ist mir bewusst geworden, dass mir die eine oder andere Szene im
Buch sehr bekannt vorkam, als ich
nach Beendigung des Buches wieder in die Schule kam.
So
hatte ich es zum Beispiel in den letzten Jahren mehrmals erlebt, dass
ein Sportler unserer Schule nach dem Abitur zum Profisportler wurde.
Welche Faszination geht für Sie vom Schreiben aus?
Die
Möglichkeit völlig abzutauchen, alles hinter sich zu lassen und doch
(meist unbewusst) die eigenen Gedanken mit zu verarbeiten.
Hat das Ihr Leben verändert?
Da
muss ich ein wenig ausholen, denn den Drang zu schreiben hatte ich
schon immer und habe das auch der Umwelt (vor allem meiner Frau) immer
wieder Kund getan. Besonders intensiv (so wird
von bösen Stimmen behauptet) bei der Talkshow 3 nach 9. Bei diesen
ritualisierten Fernsehabenden soll ich immer, wenn ein junger Autor sein
neues Buch vorstellte, gesagt haben, ich will auch schreiben, ich will
auch zu 3 nach 9 (gewisse Ähnlichkeiten zu einem
an der Kanzleramtspforte rüttelnden Gerhard Schröder wurden mir
nachgesagt). An so einem Abend vor vier Jahren platzte deswegen meiner
sonst stets ruhigen und ausgeglichenen Frau der Kragen: „Entweder Du
fängst jetzt endlich an zu schreiben oder ich will nie
mehr etwas davon hören.“
2010
habe ich dann mein erstes Buch geschrieben. In den Sommerferien.
„Zugezogen“, die Geschichte eines Jungen, der als 8-jähriger auf ein
Dorf zieht. Dazu bin ich jeden Morgen um 7 Uhr
aufgestanden, habe sechs Stunden geschrieben, bin mit meiner Frau
spazieren gegangen und habe weitere zwei bis vier Stunden geschrieben.
Es war wie ein Rausch, in dem ich endlich meine Ideen, Phantasien und
Erlebnisse in eine angemessene Form gießen konnte.
Seitdem habe ich in den folgenden Sommerferien jeweils ein Buch
geschrieben. 2011 „Heimgekehrt - Wäre er doch gefallen“.
Das in Quickborn spielt?
Richtig, das Buch erzählt ja zumindest in Ansätzen die Geschichte meiner Oma und die hat hier in Quickborn gelebt.
Mit „Heimgekehrt“ hatten Sie einen überraschenden Erfolg?
Das
stimmt, es hat sich so gut verkauft, dass der E-Bookverlag strombuch an
meinen Verlag herangetreten ist, um die Rechte für die englische
Version zu erwerben. Es ist inzwischen unter dem
Titel „Back home why?“ sowohl in den USA, als auch in England
erhältlich.
Doch sie haben sich nicht auf dem Erfolg ausgeruht?
Nein,
2012 habe ich „Fußballmord“ geschrieben und in den Sommerferien dieses
Jahr eine Geschichte über einen Sonderschullehrer, der sich für einen
berühmten Autor hält und hofft, so aus seiner
hoffnungslosen Lage zu entkommen (noch in Arbeit).
Doch
um auf die Frage zurückzukommen, ob das Schreiben mein Leben verändert
hat. Die vermutlich konkreteste Veränderung ist, dass ich das Schrauben
an Oldtimern gegen das Schreiben eingetauscht
habe. Fahrzeugöl gegen Druckertinte. Den Tausch habe ich noch nicht
eine Sekunde bereut.
Was lesen Sie selbst gern?
Zurzeit
sind es drei Bücher: Die Bibel, von James Herriot: „Der Doktor und das
liebe Vieh“, Shakespeares: „Much Ado about Nothing“ und natürlich der
neue Asterix. Gerade in der dunklen Jahreszeit
bevorzuge ich unterhaltsame Literatur.
Drei Bücher auf einmal, haben Sie immer schon viel gelesen?
Ja, ich hatte immer einen starken Drang mich in fremde Geschichten und Charaktere zu versenken.
Wie kann man diese Begeisterung am Lesen in Zeiten von X-Box und Internet jungen Menschen weitergeben?
Ich
glaube durch Vorleben und durch Vorlesen von guten Büchern. Wenn man
seinen Kindern früh vorliest, später beim Lesen-Lernen mit ihnen
zusammenliest und ihnen danach immer guten Lesestoff
zur Verfügung stellt, kann Lesen zu einer lebenslangen Sucht werden.
Bei meiner Tochter hat es funktioniert, sie ist eine echte Leseratte.
Sie haben von guten Büchern gesprochen. Warum sollte Ihr Buch dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum liegen?
- weil Weihnachten das Fest der Liebe ist
- weil die Norddeutschen mehr noch als der Rest Deutschlands fußballverrückt (und das im
besten Sinne) sind
- weil viele Menschen Krimis lieben
- weil eine Liebesgeschichte nie verkehrt sein kann.
Welche Pläne haben Sie als Autor für das nächste Jahr?
Natürlich
arbeite ich an der Ursprungsidee der Einladung zu 3 nach 9 weiter. Aber
im Ernst, vielleicht ein wenig mehr Zeit zum Schreiben freischaufeln,
denn die Ideen, zumindest für die nächsten
zwei Bücher, habe ich schon im Kopf und die wollen natürlich raus.
Erfolgreicher Auftritt mit Fußballmord
Frank Salewski. |
Auch
mit seinem zweiten Roman „Fußballmord“ hat der Autor Frank Salewski
das Publikum auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt. War die
letztjährige Präsentation seines Romans „Heimgekehrt
-Wäre er doch gefallen“, der in Quickborn spielt, ein echter Erfolg, so
hat die Vorstellung seines neuen Buches alle Erwartungen des Autors und
seines Verlegers übertroffen. „Für mich gab es kaum einen ruhigen
Moment, kaum hatte ich ein Exemplar signiert,
wartete schon der nächste Interessent, der näheres über den Titel und
den Inhalt von „Fußballmord“ wissen wollte. Für den Autor eine alles
andere als zu erwartende Wendung. Hatte er doch noch kurz vor der
Buchmesse die Rückmeldung der Münchner tz bekommen:
„Ein sicherlich interessantes und gutes Buch, aber jede kritische
Veröffentlichung über Leistungsdruck in der Bundesliga oder die
Thematisierung von Homosexualität von Fußballprofis findet bei Lesern
kein Interesse.“ Ein Irrtum, wie sich herausgestellt
hat. Vielleicht dem geschuldet, dass Salewski in seinem neuen Buch
verschiedene Probleme im Bundesliga-Alltag in einen Krimi eingebettet
hat und die Geschichte aus der Sicht Robins, eines jungen
Fußballprofis, schildert. Der ist gerade aus dem Amateurbereich
zu einem Bundesligaverein aus München gewechselt und macht im Verlauf
der Geschichte nicht nur Erfahrungen mit dem gnadenlosen Leistungsdruck
im Profifußball, sondern wird auch von älteren Vereinskollegen mit in
ein Bordell gelockt. Überraschend ist, dass
Salewski den Roman schon im Sommer 2012 geschrieben hat und eine der
Personen in seinem Buch ein Manager ist, der wegen Steuerhinterziehung
(wenn auch für seinen Verein) angeklagt wird. Eine Vorahnung des Autors,
vielleicht hat er aber auch, wie 2012 mit "Heimgekehrt",
einen Nerv getroffen.
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