Samstag, 14. Dezember 2013

Frank Salewski - Der Mann, der nur im Sommer schreibt

Interview mit dem Bremer Lehrer und Autor Frank Salewski

Frank Salewski (links) auf der Frankfurter Buchmesse.

Herr Salewski, was können Sie uns über Ihr neues Buch  „Fußballmord“ verraten?

Zunächst möchte ich Vorsicht anmahnen; wenn man den Aussagen eines Redakteurs einer großen Münchner Tageszeitung glaubt, ist der Inhalt des Buches zu brisant, um etwas darüber zu veröffentlichen und wäre ein Grund für seine fristlose Kündigung.  Doch sei hier Entwarnung gegeben; es handelt sich bei Fußballmord weder um ein pornographisches noch um ein gewaltverherrlichendes Buch. Vermutlich hätte er darüber eher geschrieben als über einen jungen Fußballprofi, der als jüngster Torwart der Liga zu einem großen Münchner Verein wechselt. Er wird dort wie durch ein Wunder im Verlauf seiner ersten Saison für den FC zum besten Torwart Deutschlands und steigt zum Nationalkeeper auf. Doch Robin, so heißt der Protagonist der Geschichte, steht unter bisweilen großem Druck. Im Unklaren über seine Neigungen und seine wahre Berufung, sitzen ihm auch noch sein ehrgeiziger Vater und eine alkoholkranke Mutter im Nacken. Zudem muss er auch noch zwischen Gesundheit und Erfolg wählen. Doch hat auch sein Verein Probleme. Verstrickt in den Mord an dem bekannten Münchner Immobilienmakler Hans Christian K., kommen  pikante Details aus dem Leben der FC Stars ans Tageslicht. Selbst der übermächtige FC Manager Ambos, der sich zunächst schützend vor seine Spieler stellt, steht plötzlich wegen Steuerhinterziehung im Fokus der Behörden.

Fußballmord klingt nach einem Krimi. Würden Sie es dem Genre Krimi zuordnen?

Als ich es geschrieben habe, war ich sicher, ich schreibe ein Jugendbuch, doch kaum fertiggestellt, haben sowohl mein Verleger, als auch meine schärfsten Kritiker (meine Familie) dem widersprochen und es als Krimi, der im Fußallmilieu spielt und eine Liebesgeschichte beinhaltet,  bezeichnet. Nach einigem Nachdenken konnte ich dem zustimmen, aber ich glaube, dass  Fußballmord, wenn kein Jugendbuch, so doch auch für diese Altersgruppe gut geeignet ist.

Als Lehrer an einer sportbetonten Oberschule haben Sie viel mit leistungsorientierten Schülern zu tun. Hat Sie diese Tatsache beim Schreiben von „Fußballmord“ beeinflusst?

Vermutlich mehr als mir es zunächst beim Schreiben klar gewesen ist. Erst nach und nach ist mir bewusst geworden, dass mir die eine oder andere Szene im Buch sehr bekannt vorkam, als ich nach Beendigung des Buches wieder in die Schule kam.
So hatte ich es zum Beispiel in den letzten Jahren mehrmals erlebt, dass ein Sportler unserer Schule nach dem Abitur zum Profisportler wurde.


Welche Faszination geht für Sie vom Schreiben aus?

Die Möglichkeit völlig abzutauchen, alles hinter sich zu lassen und doch (meist unbewusst) die eigenen Gedanken mit zu verarbeiten.

Hat das Ihr Leben verändert?
Da muss ich ein wenig ausholen, denn den Drang zu schreiben hatte ich schon immer und habe das auch der Umwelt (vor allem meiner Frau) immer wieder Kund getan. Besonders intensiv (so wird von bösen Stimmen behauptet) bei der Talkshow 3 nach 9. Bei diesen ritualisierten Fernsehabenden soll ich immer, wenn ein junger Autor sein neues Buch vorstellte, gesagt haben, ich will auch schreiben, ich will auch zu 3 nach 9 (gewisse Ähnlichkeiten zu einem an der Kanzleramtspforte rüttelnden Gerhard Schröder wurden mir nachgesagt). An so einem Abend vor vier Jahren platzte deswegen meiner sonst stets ruhigen und ausgeglichenen Frau der Kragen: „Entweder Du fängst jetzt endlich an zu schreiben oder ich will nie mehr etwas davon hören.“
 2010 habe ich dann mein erstes Buch geschrieben. In den Sommerferien. „Zugezogen“, die Geschichte eines Jungen, der als 8-jähriger auf ein Dorf zieht. Dazu bin ich jeden Morgen um 7 Uhr aufgestanden, habe sechs Stunden geschrieben, bin mit meiner Frau spazieren gegangen und habe weitere zwei bis vier Stunden geschrieben. Es war wie ein Rausch, in dem ich endlich meine Ideen, Phantasien und Erlebnisse in eine angemessene Form gießen konnte. Seitdem habe ich in den folgenden Sommerferien jeweils ein Buch geschrieben. 2011 „Heimgekehrt - Wäre er doch gefallen“.

Das in Quickborn spielt?
Richtig, das Buch erzählt ja zumindest in Ansätzen die Geschichte meiner Oma und die hat hier in Quickborn gelebt.

Mit „Heimgekehrt“ hatten Sie einen überraschenden Erfolg?
Das stimmt, es hat sich so gut verkauft, dass der E-Bookverlag strombuch an meinen Verlag herangetreten ist, um die Rechte für die englische Version zu erwerben. Es ist inzwischen unter dem Titel „Back home why?“ sowohl in den USA, als auch in England erhältlich.

Doch sie haben sich nicht auf dem Erfolg ausgeruht?
Nein, 2012 habe ich „Fußballmord“ geschrieben und in den Sommerferien dieses Jahr eine Geschichte über einen Sonderschullehrer, der sich für einen berühmten Autor hält und hofft, so aus seiner hoffnungslosen Lage zu entkommen (noch in Arbeit).
Doch um auf die Frage zurückzukommen, ob das Schreiben mein Leben verändert hat. Die vermutlich konkreteste Veränderung ist, dass ich das Schrauben an Oldtimern gegen das Schreiben eingetauscht habe. Fahrzeugöl gegen Druckertinte. Den Tausch habe ich noch nicht eine Sekunde bereut.

Was lesen Sie selbst gern?

Zurzeit sind es drei Bücher: Die Bibel, von James Herriot: „Der Doktor und das liebe Vieh“, Shakespeares: „Much Ado about Nothing“  und natürlich der neue Asterix. Gerade in der dunklen Jahreszeit bevorzuge ich unterhaltsame Literatur.
 
Drei Bücher auf einmal, haben Sie immer schon viel gelesen?
Ja, ich hatte immer einen starken Drang mich in fremde Geschichten und Charaktere zu versenken.

Wie kann man diese Begeisterung am Lesen in Zeiten von X-Box und Internet jungen Menschen weitergeben?

Ich glaube durch Vorleben und durch Vorlesen von guten Büchern. Wenn man seinen Kindern früh vorliest, später beim Lesen-Lernen mit ihnen zusammenliest und ihnen danach immer guten Lesestoff zur Verfügung stellt, kann Lesen zu einer lebenslangen Sucht werden. Bei meiner Tochter hat es funktioniert, sie ist eine echte Leseratte. 

Sie haben von guten Büchern gesprochen. Warum sollte Ihr Buch dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum liegen?

- weil Weihnachten das Fest der Liebe ist
- weil die Norddeutschen mehr noch als der Rest Deutschlands  fußballverrückt (und das im  
   besten Sinne) sind
- weil viele Menschen Krimis lieben
- weil eine Liebesgeschichte nie verkehrt sein kann.

Welche Pläne haben Sie als Autor für das nächste Jahr?

Natürlich arbeite ich an der Ursprungsidee der Einladung zu 3 nach 9 weiter. Aber im Ernst, vielleicht ein wenig mehr Zeit zum Schreiben freischaufeln, denn die Ideen, zumindest für die nächsten zwei Bücher, habe ich schon im Kopf und die wollen natürlich raus. 


Erfolgreicher Auftritt mit Fußballmord

Frank Salewski.
Auch mit seinem zweiten Roman „Fußballmord“  hat der Autor Frank Salewski das Publikum auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt. War die letztjährige Präsentation seines Romans „Heimgekehrt -Wäre er doch gefallen“, der in Quickborn spielt, ein echter Erfolg, so hat die Vorstellung seines neuen Buches alle Erwartungen des Autors und seines Verlegers übertroffen. „Für mich gab es kaum einen ruhigen Moment, kaum hatte ich ein Exemplar signiert, wartete schon der nächste Interessent, der näheres über den Titel und den Inhalt von „Fußballmord“ wissen wollte. Für den Autor eine alles andere als zu erwartende Wendung. Hatte er doch noch kurz vor der Buchmesse die Rückmeldung der Münchner tz bekommen: „Ein  sicherlich interessantes und gutes Buch, aber  jede kritische Veröffentlichung über Leistungsdruck in der Bundesliga oder die Thematisierung  von Homosexualität  von Fußballprofis findet bei Lesern kein Interesse.“  Ein Irrtum, wie sich herausgestellt hat. Vielleicht dem geschuldet, dass Salewski in seinem neuen Buch verschiedene Probleme im Bundesliga-Alltag in einen Krimi eingebettet hat und die Geschichte aus der Sicht Robins, eines jungen Fußballprofis,  schildert. Der ist gerade aus dem Amateurbereich zu einem Bundesligaverein aus München gewechselt und macht im Verlauf der Geschichte nicht nur Erfahrungen mit dem gnadenlosen Leistungsdruck im Profifußball, sondern wird auch von älteren Vereinskollegen mit in ein Bordell gelockt. Überraschend ist, dass Salewski den Roman schon im Sommer 2012 geschrieben hat und eine der Personen in seinem Buch ein Manager ist, der wegen Steuerhinterziehung (wenn auch für seinen Verein) angeklagt wird. Eine Vorahnung des Autors, vielleicht hat er aber auch, wie 2012 mit "Heimgekehrt", einen Nerv getroffen. 




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