Montag, 25. August 2014
Sonntag, 24. August 2014
"Lucy"- Blondine mit Killerinstinkt
Ob „Nikita“, „Léon – Der Profi“ oder „Johanna von
Orleans“ – wenn junge, attraktive Frauen in seinen Filmen die Heldinnen sind, zahlt sich das für den französischen Regisseur Luc Besson immer aus. Nach Parillaud, Portman und Jovovich nun Hollywoodstar Scarlett Johansson (29). In der Rolle der Lucy, so auch der Filmtitel, wird sie in einen gefährlichen Handel verwickelt und gezwungen, in ihrem Körper synthetische Drogen zu schmuggeln, die aber in ihren Blutkreislauf geraten und Lucy zu einer Einzelkämpferin mit übermenschlichen Kräften mutieren lassen. Je mehr Gedanken-Power sie dazugewinnt, umso stärker werden ihre Fähigkeiten: Eine brutale Gang, die ihr auf den Fersen ist, steckt sie ebenso in die Tasche wie den
Top-Hirnforscher Norman (Morgan Freeman), der über die noch nicht ausgeschöpften Fähigkeiten des Gehirns referieren darf. Ein bisschen pseudointellektuelles Futter für die grauen Zellen.
So sind die letzten 20 Minuten eine gelungene Hommage an die Film-Klassiker der SF: von "Der Mann mit den Röntgenaugen" bis zu "2001".
Dass Besson kürzlich in einem Interview gesagt hat, es werde keine Fortsetzung von "Lucy" geben, obwohl der Streifen ein Riesenerfolg an der Kinokasse ist, geht auch in Ordnung, denn es ist alles erzählt worden - und zwar rund und gut. (erd)
****
Donnerstag, 7. August 2014
"Planet der Affen - Revolution" - "Ein Affe tötet keinen Affen“
Anspruchsvoller
Blockbuster: Die „Planet der Affen“-Fortsetzung ist ein Lehrstück über
die Zerbrechlichkeit des Friedens
Wie viel Affe steckt im Menschen, wie
viel Mensch im Affen? Das Erbmaterial beider Spezies
stimmt in großen Teilen überein. Schimpansen haben sogar bis zu 99
Prozent der menschlichen Gene. Doch dieser Unterschied von einem Prozent
macht eben den Unterschied aus, bestimmt, wer der Herr der Schöpfung
ist. Was aber wäre, wenn es zu einer Genmutation
käme, die den Affen zu einem Evolutionssprung verhelfen würde?
Von dieser Prämisse geht die vor 46Jahren
gestartete „Planet der Affen“-Reihe aus. Der erste Film aus dem Jahr
1968 mit Charlton Heston basiert auf dem Buch des französischen
Schriftstellers Pierre Boulle (1912 -1994). Regisseur Matt
Reeves („Cloverfield“) setzt die Serie nun mit „Revolution“ fort. Der
Vorgänger „Prevolution“, der 2011 erfolgreich in den Kinos lief, endet
mit dem Aufstand der Affen, angeführt durch den Schimpansen Ceasar.
Die Fortsetzung spielt zehn Jahre später: Das
einst aus einem Forschungslabor freigesetzte Virus hat den größten Teil
der Menschheit dahingerafft, die Affen hingegen schlauer gemacht. Eine
Kolonie von Menschen lebt in den Ruinen von San
Francisco, das Volk der Affen in den umliegenden Wäldern.
Wie in einer Natur-DokuDie ersten 20 Minuten sind
allerdings ganz den „Tieren“ gewidmet: Eine dynamische Sequenz, die wie
eine hyperrealistische Natur-Doku der BBC anmutet, gibt Einblicke in
das soziale Verhalten und die Hierarchie dieses
Affenvolkes nebst Rotwildjagd und der Geburt eines Jungen.
Die Affen kommunizieren per Zeichensprache und
werden von dem hochintelligenten und zur Reflektion fähigen Schimpansen
Caesar angeführt. Dieser beherrscht zwar auch rudimentär die menschliche
Sprache, aber er ist misstrauisch gegenüber
der Spezies Mensch.
So folgt die Affenbande seinen moralischen
Prinzipien: „Ein Affe tötet keinen Affen“. Es scheint der Beginn einer
neuen zivilisierten Gesellschaft aus Orang-Utans, Gorillas,
Schimpansen und Bonobos. Reeves und seine drei Drehbuchautoren
schaffen damit einen visionären Gegenentwurf – auch wenn sie ihn nicht
konsequent zu Ende denken – zur pessimistischen Prolog-Szene aus
„2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968), in der ein Menschenaffe nach einer
Art kosmischem Evolutionsschub einen Artgenossen
mit einem Knochen totprügelt – Regisseur Stanley Kubrick ging konform
mit jenen Verhaltensforschern, die Aggression als Antrieb für die
Entwicklung sehen.
Gespielt wird Caesar abermals von dem britischen
Schauspieler Andy Serkis. Dabei bedienen sich nicht nur Serkis, sondern
auch die anderen Affen-Darsteller des Performance-Capture-Verfahrens:
Bewegung und Mimik der Schauspieler, die spezielle
Körperanzüge tragen, werden dabei im realen Set aufgenommen. Später
verwandeln sich die Schauspieler mithilfe grafischer Effekte in
Primaten. Jede Gefühlsregung, von Liebe über Kummer bis Hass, spiegelt
sich dann in den Affengesichtern wider.
Dagegen wirken die menschlichen Charaktere blass.
Zur Konfrontation kommt es, als eine Gruppe, angeführt von dem zu
Kompromissen bereiten Ehepaar Malcom (Jason Clarke) und Ellie (Keri
Russell), auf ihrem Weg zu einem Stausee, der zur Stromgewinnung
für San Francisco genutzt werden soll, das Gebiet der Affen
durchqueren muss. Caesar schließt mit den Menschen ein Friedensabkommen,
das aber auf beiden Seiten seine Skeptiker hat: Für den Anführer der
Kolonie, Dreyfus (Gary Oldmam; „Batman“), sind die Affen
schuld am Ausbrechen des Virus.
Offene RechnungHier die guten Affen, dort die bösen
Menschen – dieser vereinfachten Dualität folgt das Drehbuch jedoch
nicht. Der einst geschundene Laboraffe Koba (Toby Kebbell) – seine
milchigen Augen und sein Narbengesicht lassen gar
Böses erahnen – hat noch eine Rechnung mit seinen Peinigern offen. Wie
viel Mensch in Koba, der rechten Hand von Caesar, und den von ihm
angestachelten Primaten steckt, werden alle Beteiligten bitter zu spüren
bekommen. Hier zieht der Plot den Bogen zum
Shakespeare'schen Königsdrama „Julius Cäsar“ über Macht, Loyalität und
Verrat, aber auch zum ewig schwelenden Konflikt zwischen
Palästinensern und Israelis.
Für einen Sommerblockbuster ist „Revolution“,
selbstverständlich in 3D aufgenommen, somit ziemlich ungewöhnlich:
Wenige Locations, kaum Actionszenen, dafür aber Dialoge beispielsweise
über den Sinn und Unsinn des Krieges im Angesicht einer
Bedrohung. „Planet der Affen – Revolution“ ist ein parabelhaftes
Lehrstück, das die Zerbrechlichkeit des Friedens auf eindringliche Weise
bewusst macht, und ein echter Anti-Kriegs-Film, wie er in seiner
Eindringlichkeit schon lange nicht mehr zu sehen war.
*****
Von René Erdbrügger
Samstag, 2. August 2014
Neuer Teaser-Trailer: "Interstellar"
„Jersey Boys": Amerikas erste Boygroup
„Sherry“, „Big Girls Don’t Cry“, „Walk Like a Man“, „Dawn“, „Rag Doll“, „Bye Bye Baby“ und „Who Loves You“ - das waren nur einige Hits von Frankie Valli und den Four Seasons. Regisseur Clint Eastwood hat das mit dem amerikanischen Theaterpreis Tony ausgezeichnete Musicals „Jersey Boys“ auf die Leinwand gebracht. Mit nostalgischem Blick und Liebe zum Detail. Der Film erzählt die Geschichte von den jungen italoamerikanischen Männern aus einem Armeleuteviertel in New Jersey auf dem Weg zum Erfolg - Amerikas erste Boygroup. ****
"Nashville" - Season 2: The Show must go on
Zweite Staffel der Serie rund um zwei Konkurrentinnen in der Country-Musik-Szene von Nashville. Dabei stehen diesmal die Beziehungen der beiden Frauen im Mittelpunkt. Auch Patriotismus kommt nicht zu kurz. Die großartige Musik versöhnt. ***
"Californication" - Season 6: Suff und Sex in L.A.
Neue wilde Abenteuer von David Duchovny als durchtriebener Frauenheld, Autor und Alkoholiker Hank Moody. Immer noch sehenswert und urkomisch. ****
Starfotograf in Quickborn gestrandet
Hartwig
Valdmanis hat einst die Schönen und Reichen der Welt abgelichtet –
heute kümmert er sich um seine kranke Tochter
Quickborn Hartwig
Valdmanis (62) wartet draußen, obwohl es für die Jahreszeit
recht frisch ist. Er blättert in einer Tageszeitung. Nach einer
herzlichen Begrüßung geht es in einen Anbau des weißen Bungalows, in
dem er mit seiner Familie wohnt. Graue Metallschränke stehen in dem
kleinen Raum, in denen sein Foto- und Videoarchiv untergebracht
ist – Zeugnis einer beispiellosen Karriere als Fotograf.
Hartwig Valdmanis erzählt aus seinem Leben. Fotos (6): Erdbrügger |
Der Starfotograf, der mit acht Jahren zum ersten
Mal zur Kamera griff, war gut im Geschäft: Während der Zeiten, als die
Zeitungsverlage noch kräftig zahlten, gab's 20000 Euro für eines seiner
Fotos. Bild, Stern und die Bunte lichteten
seine Porträts ab. Valdmanis gründete seine eigene Agentur: „Foto Press
International“. 17 Fotografen arbeiteten für ihn. Fünf Jahre lang war
er der Einzige, der bei der NDR-Talkshow Fotos schießen und diese selbst
vermarkten durfte. Schon deshalb möchte er
nicht als Paparazzo bezeichnet werden: „Ich bin nie über Zäune
gestiegen und habe nie durch Schlüssellöcher fotografiert.“
So hätte es immer weitergehen können, doch auf dem
Zenit seiner Karriere schlug das Schicksal erbarmungslos zu: Seine
Tochter Jennifer, heute 26, hatte einen schweren Unfall. Während der
Behandlungen stellten die Ärzte darüber hinaus
fest, dass Jennifer an einer unheilbaren Muskelerkrankung leidet, die
sie an den Rollstuhl fesseln sollte.
Der Starfotograf zog die Konsequenzen: Er löste
seine Firma auf, verkaufte sein Haus in Niendorf und zog nach Quickborn
in einen Bungalow, den er behindertengerecht umbauen ließ. „Ich will
die nächsten Jahre uneingeschränkt für Jennifer
da sein. Sie muss 24 Stunden am Tag beaufsichtigt werden“, sagt
Valdmanis. Und das zieht er ohne wenn und aber durch. Der Fotograf, der
für die Hamburger Morgenpost als Polizeireporter gearbeitet hat und die
Kieler Redaktion der Bild-Zeitung leitete, lebt
heute von wenig Geld. Seine Frau, die mit dem Mediengeschäft nichts am
Hut ab, geht als Kassiererin arbeiten.
„Ich bin in Quickborn gestrandet“, sagt der Mann
mit den grauen langen Haaren und dem grauen Vollbart. Etwa so wie ein
Wal an einem unbekannten Strand.
Gern hätte Valdmanis sein riesiges Archiv, das aus
Dias, Negativen, Fotos und 5000 Betamax-Kassetten besteht, für viel
Geld verkauft, doch das digitale Medienzeitalter hat ihm einen Strich
durch die Rechnung gemacht. Die großen Agenturen
wie DPA und Reuters gaben ihm eine Korb: „Mensch, Valdi. Das ist ein
tolles Archiv, aber die Sachen sind nicht digitalisiert“, musste er sich
anhören, denn die Umwandlung sei sehr teuer. „Aber ich trenne mich
ungern von meinen Arbeiten“, sagt der Fotograf.
So bringt er Fotobände seiner Porträts in Eigenregie heraus. Dennoch
sind von einer Million Dias und Negativen nur noch 100000 übrig
geblieben. Valdmanis schätzt, dass er zehn Jahre dafür brauchen wird,
sie auf Computer und CDs zu übertragen.
Wenn auch ein großer Teil seiner Fotos vernichtet
sind, in seinem Kopf hat er all die Aufnahmen gespeichert. Er wirft
einen kurzen Blick auf einen gelben Spickzettel hat, den er sich
gemacht, und schon laufen vor seinem Auge die Kopffilme
zu den Präliminarien der Shootings ab.
Als Weizsäcker seine Rede in Israel an der
Klagemauer hielt, abgeschirmt von einem Zelt, war Valdmanis mit dabei.
„Eigentlich durfte man überhaupt nicht fotografieren. Ich habe es
trotzdem getan. Weizsäcker hat nur geschmunzelt“, erinnert
er sich. Während der Trauerfeier von Olof Palme sprach Honecker den
Starfotografen an. „Ob ich ihn mit Johannes Rau fotografieren könne. Das
habe ich getan und später von beiden Dankesschreiben erhalten.“ Und so
geht es weiter: Für Karl Lagerfeld und Chanel
hat „Valdi“ im Backstage-Bereich gearbeitet und einen Blick auf
Claudia Schiffer „oben ohne“ werfen dürfen. „Da denkt man gern dran
zurück“, sagt er und schmunzelt. Genauso wie an Jessica Stockmanns
nackten Busen, den der Fotograf nur durch Zufall vor seine
Linse bekam, als er mit dem langen Tele während eines Tennis-Turniers
am Rothenbaum die Reihen abgraste. „Sie zog ihren Pullover aus und dabei
rutschte das T-Shirt nach oben.“ In Sibirien hat Valdmanis alte
Ölraffinerien aufgenommen. „Es brodelte, qualmte
und zischte.“ Um Bilder vom Absturz der Maschine zu machen, in der Uli
Hoeneß saß, sei er um Mitternacht durchs Moor gelaufen.
Man könnte ihm noch stundenlang zuhören, wie er
eine Geschichte nach der anderen erzählt. „Andere haben vielleicht ein
Erlebnis gehabt, sind mal über den roten Teppich gegangen. Ich habe
fast jeden Tag solche Erlebnisse gehabt. Je mehr
ich erzähle, desto unglaubwürdiger erscheint es. Ich kann es aber
alles beweisen und belegen.“
Von René Erdbrügger
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