Quickborn/Berlin Es ist Dienstagabend. Nach 19 Uhr.
Das Telefon in der Quickborner Redaktion klingelt. Am Apparat
ist Lena Stolze. Ich hatte der Schauspielerin, die in Berlin wohnt,
einen Tag zuvor per E-Mail einige Fragen geschickt. Stolze möchte
lieber persönlich antworten.
Im November kommt sie nach Hamburg und Quickborn.
Zusammen mit Gabriele Rossmanith, Kammersängerin der Staatsoper
Hamburg, und Eberhard Hasenfratz am Klavier, Vorsitzender des Vereins
Kammermusik Quickborn, wird sie einen Liederabend
gestalten. Titel: „Ich wandle unter Blumen“ – Lieder und Literatur von
Liebe, Sehnsucht und Vergänglichkeit“.
Die Schauspielerin wird Texte rezitieren – unter
anderem von Hans-Christian Andersen, Gottfried Benn, Anette von
Droste-Hülshoff und Kurt Schwitters – und Rossmanith singen und
Hasenfratz Klavier spielen. Lieder von Robert Schumann,
Richard Strauss, Alma Mahler, Fanny Hensel, Claude Debussy und Francis
Poulenc stehen auf dem Programm.
„Unser großer Wunsch ist es, die Menschen mit
unseren Beiträgen zu unterhalten und zu berühren“, sagt Stolze, die
zusammen mit Rossmanith die Idee zu dem Liederabend hatte. Die Texte
hat Stolze selbst ausgesucht. Zu Hause, wo sie eine
große Bibliothek besitzt. Auf die Balance käme es ihr an, denn zu dem
Thema gebe es viele melancholische Texte. „Die Blume ist eine Metapher
für die vielen Dinge, die einem Menschen im Leben begegnen“, sagt sie.
Die guten wie die schlechten.
Die Zuhörer können sich auf einen großen Abend
bester Vorlesekunst freuen. Stolze hat Hörbücher wie „Die Bildhauerin“
gelesen und während ihrer Zeit in Hamburg am Thalia Theater Leseabende
gegeben. Während dieser Zeit hat die Schauspielerin
Rossmanith kennen gelernt: „Unsere Söhne gingen auf dieselbe
Grundschule“, sagt Stolze. Schon damals sei der Wunsch entstanden, mal
etwas Gemeinsames zu machen.
Geprobt wird so lange, bis es aus einem Guss ist,
sagt Stolze. Lieder und Literatur – das passt. „Ich bin mit
klassischer Musik aufgewachsen. Fast jede Woche gehe ich zu den Proben
der Berliner Philharmoniker“, sagt Stolze. Im Augenblick
höre sie viel Mahler.
Jetzt horcht der Filmfan auf: In „Mahler auf der
Couch“ (2010) spielt Stolze Mahlers Schwester Justine und würzt das
Ehedrama mit schnippischen Gouvernanten-Bemerkungen. Stolze ist eine
Schauspieler-Legende: Als junge Widerstandskämpferin
Sophie Scholl in „Die weiße Rose“ (1982) – außer „Die Blechtrommel“
und „Das Leben der Anderen“ der wohl wichtigste deutsche Film der
Nachkriegszeit – wurde sie dem breiten Publikum bekannt. Hängt ihr
diese Rolle heute noch nach? „Es ist schon erstaunlich,
wie lange diese Figur im Gedächtnis geblieben ist. Es ist eine Gnade.
Sophie Scholl ist eine wichtige Figur“, sagt sie.
Während der letzten Jahre ist Stolze vom Kino ins
Fernsehfach gewechselt und überzeugt dort mit starken
Frauencharakteren. Gerade beschäftigt sie sich mit Artikel drei,
Absatz zwei des Grundgesetzes und wie es zu der Formulierung „Frauen
und Männer sind gleichberechtigt“ überhaupt kam. „Das ist für einen
Fernsehfilm, in dem ich eine von zwei Frauen spiele, die das
Grundgesetz um eine Formulierung reicher gemacht haben“, erzählt sie.
Welch ein Zufall: Am Sonntag, 3. November, am Tag
ihres Auftritts in Quickborn, läuft in der ZDF-Reihe Herzkino-Film
„Beste Freundinnen“. Er erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich
vor 20 Jahren bei einer Schiffskatastrophe kennen
gelernt haben und seitdem immer zusammen Urlaub machen. Doch für
Caro Ellermann, gespielt von Stolze, wird es die letzte Reise sein.
Beginn im ZDF ist um 20.15Uhr. „Dann müssen wir ja sehen, dass wir mit
dem Liederabend rechtzeitig fertig sind“, sagt
Stolze scherzhaft.
Von René Erdbrügger
Von René Erdbrügger
Veröffentlich im Quickborner Tageblatt vom 28. Oktober 2013
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