Lautlos im Weltall. Foto: Warner Bros. |
Regisseur Alfonso Cuarón hat einen Klassiker gedreht
So nah war der Zuschauer dem Weltall bisher noch nie: In
„Gravity“ nimmt Alfonso Cuarón uns mit auf eine Reise in den Orbit, zu einem
Space-Shuttle, wo die Astronauten Kowalsky (George Clooney als abgeklärter
Space-Jockey) und Stone (Sandra Bullock in ihrer bislang überzeugendsten Rolle)
Arbeiten außerhalb des Raumschiffs am Weltraumteleskop Hubble verrichten. Als
heranrasende Trümmerteile eines Satelliten auf
das Shuttle treffen, treiben die beiden Astronauten, nur durch ein Kabel
miteinander verbunden, ins All und sind auf sich allein gestellt. Es gibt
keinen Funkkontakt mehr zur Erde, die Sauerstoffreserven sind beinahe
aufgebraucht. Ein Wettrennen gegen die
Zeit beginnt. Irgendwo in der Ferne blinken die Lichter der Raumstation ISS,
die es zu erreichen gilt, während Mutter Erde ihnen von der Sonne angestrahlt
entgegenleuchtet.
Kammerspielartig erzählt Cuarón von existenzieller
Verlorenheit, von der Hoffnung und von Wiedergeburt. Er zitiert Klassiker wie
„2001“, wenn Bullock sich wie ein Embryo zusammenkauert, und „Alien“, wenn sie
sich durch die Gänge der Raumstation zwängt - ohne die Ikonen zu kopieren. Und
er macht die letzten 30 Minuten des Films mit seiner Dramatik und Spannung zu
einem Lehrstück des effizienten Action-Kinos. Auch wenn recht viel gesprochen
wird, der Film könnte auch ohne Worte funktionieren.
Mögen Krittler auch auf einige Ungereimtheiten und
Logikfehler hinweisen, nach 90 Minuten ist klar, dass „Gravity“ nicht nur der
beste Film des Jahres ist, sondern ein Klassiker, der mit 3D-Bildern aufwartet,
die es so bislang nicht auf der Leinwand zu sehen gab und die uns durch ihre
Schärfe und ihren Realismus das Gefühl vermitteln, hautnah dabei zu sein, ja
zusammen mit den beiden Astronauten im All zu schweben.
Gravity heißt Schwerkraft, aber die Kamera ist völlig losgelöst und wir mit
ihr.
Von René Erdbrügger
Bewertung: Herausragend
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