„Avatar“: James Camerons SF-Öko-Abenteuer ist der Aufbruch in ein neues Kinozeitalter
Ja: Es hat sich gelohnt, zwölf Jahre lang auf den neuen Spielfilm von James Cameron („Titanic“) zu warten. „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ ist ein vor allen Dingen visuell Maßstäbe setzendes Werk, in dem die Verschmelzung von realer- und virtueller Welt atemberaubend gelungen ist. Es ist ein Aufbruch in eine neue Kinodimension, die Lichtspielhäuser wieder zu dem Ort machen wird, wo wir staunen dürfen. Wie einst „2001 – Odyssee im Weltraum“ und „Star Wars“ entfaltet auch „Avatar“ – mit etwa 300 Millionen Dollar Produktionskosten der teuerste Film aller Zeiten – seine Schönheit und Faszination nur auf der großen Leinwand und in diesem Fall in 3D. Der Inhalt trägt das Effektgewitter. Wenn Cameron als Drehbuchautor auch eine klassische Geschichte über Kolonialismus, Ausbeutung und Krieg ins Weltall verlegt wie Ray Bradbury das schon in seinen „Mars-Chroniken“ in den 1950er Jahren tat, so ist sein parabelhaftes Ökomärchen allein durch die Verbindung von Science-Fiction und Fantasy-Elementen aufregend. Jake Sully (Sam Worthington) ist ein querschnittsgelähmter Ex-Marine, der auf den Planeten Pandora geflogen wird. Längst hat ein Konzern, vertreten durch Carter Selfridge (Giovanni Ribisi), seine Hände ausgestreckt, um dort einen wertvollen Rohstoff mit Hilfe des US-Militärs zu plündern. Im Weg stehen ihnen die Na’vi, die friedfertigen Ureinwohner des Planeten. Bevor die große Vernichtung beginnt, soll Jake die Außerirdischen ausspionieren. Er schlüpft dazu in den Körper eines Avatars, ein Hybrid aus der DNA von Mensch und Na‘vi. Zusammen mit der Wissenschaftlerin Augustine (Sigourney Weaver), die auch einen Avatar benutzt, erforscht er die Ureinwohner und kommt dabei der jungen Neytiri (Zoe Saldana) näher. Camerons Sympathie gehört der fremden, bunten Dschungelwelt, deren Üppigkeit an Pflanzen und seltsamen Tieren er mit einer schier grenzenlosen Fantasie darstellt, und den Na’vi, großen und blauhäutigen Wesen mit grün-goldfarbenen Augen, die mit Fauna und Flora in Einklang leben und sogar mit Drachen durch die Lüfte fliegen – wohl eine Referenz an die Fantasy-Geschichten von Tarzan-Autor Edgar Rice Burroughs. Im Kontrast dazu die real gefilmte Welt der Wissenschaft und des Militärs: kalt und grau. Der Konflikt zwischen Mensch und Alien wird konsequent durchgespielt. Auf dem Spannungshöhepunkt kämpfen die Na’vi mit Pfeil und Bogen gegen Hightech-Waffen – der unfaire Fight erinnert an Cowboys gegen Indianer.
René Erdbrügger
Bewertung: Herausragend
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