Donnerstag, 19. Juni 2014

Ein „Road Movie“ auf der Weser

Mit Hamburg-Krimis wie „Der Rikschamann“ und „Freundschaftsdienste“ hat  sich Jan Schröter einen Namen gemacht. Mit dem Schreiben von Drehbüchern für Serien wie „Großstadtrevier“ und „Traumschiff“ hat er  sein Gespür für Plots und Dialoge unter Beweis gestellt. Dass der Autor auch glänzende  Unterhaltungsromane schreiben kann, die sich so leicht lesen wie Wasser einen Abhang herunterfließt, wissen seine Leser nach den Veröffentlichungen von „Mogelpackung“ und „Kreisverkehr“. 
Jan Schröter auf der Weser. Foto:Privat
Am 2. Juni ist Schröters neuer Roman „Rettungsringe“ (Knaur, 8,99 Euro) erschienen. Wieder im renommierten Knaur Taschenbuch Verlag, wo die Verantwortlichen den Autor sehr zu schätzen wissen, denn Schröter ist längst zum Sprachrohr für die Befindlichkeiten der Männer der Generation 50 plus geworden, denen der ganz große Erfolg versagt geblieben ist und die die Tücken des Arbeitsmarktes gehörig zu spüren bekommen. Sprachlich gelingt Schröter das mit Spielarten des Humors, ohne in einen zynischen Ton zu verfallen. Besonders beim weiblichen Publikum hat er damit einen Stein im Brett: „Es lesen nun einmal mehr Frauen als Männer“, sagt Schröter im Gespräch mit dem „Tageblatt am Sonntag“.   „Rettungsringe“ ist wieder so ein typischer Schröter.  Schon allein der doppeldeutige Titel, der einerseits auf die Rahmenhandlung, eine Paddeltour hinweist, und andererseits auf das Übergewicht von Paul Cullmann.   Die Hauptfigur ist  über 50 und hat  20 Kilo zu viel auf den Rippen. Die Ehe ist kaputt, die Geschäfte laufen schlecht. So mancher  Leser wird sich mit ihm identifizieren können. Während der Abiturfeier  seines Sohnes beschließt Cullmann mit ein paar ehemaligen Klassenkameraden, die einst ausgefallene  Abschlussfahrt auf der Weser nachzuholen. „Die Hauptfigur  fragt sich:  Wie wäre das Leben verlaufen, wenn er die Reise angetreten hätte?“, sagt Schröter. 

Drei Männer, drei Frauen,  drei Kanus und ein Hund, das  erinnert irgendwie an „Drei Männer im Boot“ von  Jerome K. Jerome. Doch Schröter betont, dass das nur ein Zufall sei. Mit Paddeltouren auf der Weser kennt sich der Schriftsteller schließlich aus: „Ich unternehme jedes Jahr mit meinen Freunden eine Paddeltour.“ Also darf der Leser sich über viel Lokalkolorit freuen.
René Erdbrügger


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