Sonntag, 17. November 2024

Kurz belichtet: "Godzilla x Kong ++ "Emily the Criminal" ++ "Das Lehrerzimmer"

 

"Godzilla x Kong: The New Empire": Der Film setzt nach den Ereignissen von "Godzilla vs. Kong" an. Während Kong sich in die Hohlerde zurückgezogen hat, um nach weiteren seiner Art zu suchen und sich von den Strapazen des letzten Kampfes zu erholen, bleibt Godzilla auf der Erdoberfläche und wacht über das Gleichgewicht. Ein mysteriöses Signal aus der Tiefe der Hohlerde zieht Godzilla an. Die Menschen, insbesondere die Wissenschaftler von Monarch, werden neugierig und begeben sich auf eine Expedition, um den Ursprung dieses Signals zu ergründen. Sie stoßen dabei auf eine bisher unbekannte Zivilisation von Titanen und auf einen neuen, mächtigen Gegner: den Skar-King.

Genau: Klingt ganz schön gaga. Die Handlung folgt bekannten Mustern und bietet wenig Überraschungen. Der Film liefert genau das, was man erwartet: eine Menge Action und Zerstörung.  Die spektakulären Kämpfe zwischen den beiden Titanen sind das Highlight des Films. Kommt an die Vorgänger aber nicht heran, Godzilla-Fans werden es dennoch lieben.

 



"Emily the Criminal": Der Thriller erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in eine Welt der Kriminalität gerät. Emily, gespielt von Aubrey Plaza, ist hoch verschuldet und findet kaum Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt. Als sie einen Nebenjob als Kreditkartenbetrügerin annimmt, stürzt sie sich immer tiefer in eine gefährliche Unterwelt. Der Film zeichnet ein düsteres Bild von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Verzweiflung vieler junger Menschen in den USA.

Aubrey Plaza liefert eine beeindruckende Leistung als Emily. Sie verkörpert eine komplexe Figur, die zwischen Moral und Überleben kämpft. Super-Performance. Regisseur John Patton Ford erzählt dicht und schnell ohne Umwege. Die Spannung baut sich langsam auf und gipfelt in einem intensiven Finale. Ein großartiger Film.

"Das Lehrerzimmer": Carla Nowak (Leonie Benesc), eine engagierte Lehrerin, sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, als ein Diebstahl die Ruhe an ihrer Schule stört. Ein wertvoller Gegenstand verschwindet spurlos, und die Suche nach dem Täter löst eine Kettenreaktion aus.Verdächtigungen fallen auf verschiedene Schüler, und alte Konflikte werden wiederbelebt.Und dann läuft im Lehrerzimmer ein Vater auch noch Amok. 

Während Carla versucht, den Schulalltag aufrechtzuerhalten, gerät sie in einen Strudel aus Ermittlungen, Schuldzuweisungen und persönlichen Belastungen. Regisseur İlker Çatak zeigt das Scheitern einer Pädagogin – anders als bei Goethe ist sie die Person, die stets das Gute will und stets das Böse schafft – in einem "kranken" Schulsystem.




Samstag, 16. November 2024

Historiendrama "Napoleon": Großer Feldherr, lausiger Lieberhaber

 

Held oder Tyrann, grandioser Politiker oder doch eher ein Kriegstreiber.  Das Ansehen Napoleons (1769-1821) im heutigen Frankreich ist ambivalent, der vor 200 Jahren verstorbene Kaiser polarisiert noch immer.Der Regisseur Ridley Scott wagt sich an den Mythos.

Der Film ist ein historisches Epos, dass das Leben des französischen Kaisers von seinen Anfängen in Korsika bis zu seinem Exil auf St. Helena nachzeichnet. Scott  konzentriert sich auf Napoleons Aufstieg zur Macht, seine militärischen Triumphe und seine turbulente Beziehung zu Josephine de Beauharnais.

Der Film zeigt Napoleon, gespielt von Joaquin Phoenix, als einen jungen, ehrgeizigen Offizier, der sich durch seine militärischen Fähigkeiten schnell einen Namen macht. Seine Rolle in der Französischen Revolution und seine späteren Eroberungen in Italien und Ägypten werden ausführlich dargestellt.

Die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine wird als zentrale Achse der Handlung inszeniert. Ihre Liebe ist leidenschaftlich, aber auch von politischen Kalkülen geprägt. Josephines Einfluss auf Napoleon wird betont, ebenso wie ihre Rolle als erste Dame Frankreich. Der Film präsentiert eine Reihe von Napoleons berühmtesten Schlachten, darunter Austerlitz und Waterloo, prächtig und opulent in Szene gesetzt.

Das ist alles schön anzusehen. Es wird gezeigt, wie Napoleon die Pyramiden von Gizeh beschießt und diese zerstört.Das ist nie passiert. Napoleon wird in einer Szene bei der Hinrichtung Marie Antoinettes gezeigt, obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt an einem anderen Ort befand. Und: Marie-Antoinettes lange Haare waren im Gefängnis längst abrasiert worden. Die Schlacht bei Austerlitz wird auf einem gefrorenen See dargestellt, was nicht den historischen Tatsachen entspricht.Historiker würden noch wahrscheinlich noch viel mehr Fehler entdecken.

Doch das sind künstlerische Freiheiten. Sein Film solle keine "Geschichtsstunde" sein, das wäre ja langweilig, sagte Scott auf die Vorwürfe.

Die Liebe kommt auch nicht zu kurz: Napoleon wird oft als ein Mann mit großer Leidenschaft und sexueller Energie beschrieben. In Scotts Film ist er ein kläglicher Liebhaber, der auch noch von Josephine zum Hahnrei gemacht wird. 

Phoenix' Interpretation des französischen Kaisers ist dennoch komplex, und er schafft es, die widersprüchlichen Aspekte von Napoleons Persönlichkeit einzufangen. Sympathisch kommt dieser Feldherr rüber. Wenn man aber bedenkt, dass in Napoleons sechs Koalitionskriegen schätzungsweise 1,5 - 2 Millionen Menschen zum Opfer fielen, kommt man ins Grübel.  


"Napoleon" ist auf AppleTV + zu sehen


 

 

Freitag, 15. November 2024

"The Zone of Interest": Die Banalität des Bösen

 

Am Anfang eine schwarze Leinwand, dröhnende Klänge wie aus der Hölle. Der Filmtitel erscheint, löst sich auf. Der Klangteppich wird wieder dichter, um dann von Vogelgezwitscher abgelöst zu werden. Der Himmel ist blau, eine fünfköpfige Familie badet im Fluss. Idylle. Es sind Rudolf Höß (Christian Friedel), Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, und sein Frau Hedwig (Sandra Hüller) und deren Kinder

Ja, sie wohnen neben dem Lager. Anstatt sich auf die Gräueltaten im Lager selbst zu konzentrieren, zeigt Jonathan Glazers in "The Zone of Interest" die scheinbar normale Welt, die sich direkt neben den Gaskammern abspielt.Während er die Vernichtungsmaschinerie des Lagers organisiert, führt seine Frau einen Haushalt, als wäre das nichts Besonderes.

Der Film kontrastiert die Schönheit der Natur und die häusliche Idylle mit der Grausamkeit, die sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Diese Diskrepanz erzeugt eine beklemmend unheimliche Atmosphäre. Nie wird gezeigt, was im Lager passiert, aber der Soundtrack ist omnipotent: Schüsse, Schreie, und man hat das Gefühl, das Lodern der Brennöfen zu hören. Gedreht wurde in Polen, zwar nicht im Original-Haus der Familie Höß, aber in gleicher Nähe zu Auschwitz.

The Zone of Interest", nach dem Roman von Martin Amis, lotet die Grenzen der filmischen Darstellung des Holocausts aus wie bislang kein anderer Film. Die Idylle des Familienlebens steht in krassem Gegensatz zur Grausamkeit, die sich nur wenige Meter entfernt abspielt. Hannah Arendts Begriff von der Banalität des Bösen kommt einem in den Sinn.


 

 

 

Lügen, Betrug und Intrigen: Die dritte Staffel von "Industry" läuft zu Höchstform auf

Ist Geld wirklich alles? Für manche Menschen schon. Die Serie "Industry" wirft einen Blick hinter die Kulissen der hochkompetitiven Finanzwelt in London. Die Serie folgt einer Gruppe ehrgeiziger junger Absolventen, die bei der renommierten Investmentbank Pierpoint & Co. um einen festen Arbeitsplatz kämpfen. In diesem gnadenlosen Umfeld müssen sie sich nicht nur fachlich beweisen, sondern auch mit den persönlichen Herausforderungen und moralischen Dilemmata auseinandersetzen, die mit ihrem Beruf einhergehen. Lügen, Betrug und Intrigen sind an der Tagesordnung, während die Protagonisten um Anerkennung und Erfolg streben.

Die Charaktere kommen aus verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen, was zu Spannungen und Konflikten führt. Themen wie Mobbin, Rassismus und Sexismus spielen eine wichtige Rolle.Die Charaktere in "Industry" sind mehr als nur Stereotypen. Sie sind komplex, widersprüchlich und oft von inneren Konflikten getrieben. Die Serie untersucht die psychologischen Auswirkungen der Arbeit in der Finanzbranche und zeigt, wie sie das Leben der Charaktere prägt.

Die expliziten Sexszenen sind ein wichtiger Bestandteil der Erzählung und tragen zur Intensität der Serie bei. Ob man sie als notwendig oder übertrieben empfindet, ist letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Die Folgen sind obszön, brutal, zynisch, schockierend, aber auch philosophisch und sophisticated - und manchmal alles zusammen.

Und wieso heißt die Serie "Industrie? Der Titel ist doppeldeutig: Die Finanzwelt wird oft als eine Art "Industrie" beschrieben, in der Menschen wie Produkte behandelt werden. Die jungen Banker müssen sich in dieser "Maschine" zurechtfinden und beweisen, dass sie das Zeug dazu haben, zu bestehen. Der Begriff "Industrie" steht aber auch für harte Arbeit, Schweiß und Einsatz.

Kaiya Shunyata schreibt auf Roger Ebert com. über die dritte Staffel: "With each episode it feels like Season 3 is going to be the breaking point for characters like Yasmin (Marisa Abela) and Rishi (Sagar Radia), and while it's easy to sympathize with even the worst of them, the meanness of these characters is what makes this show so special. Fortunately for "Industry," this is a show where the worse its characters get, the more enticing the series becomes." 

Auf jeden Fall eine der besten Serien des ganzen Jahres.

"Industry", 3 Staffeln, läuft auf Sky 

 


 

"The Penguin" - so böse wie Tony Soprano

 

Wer ist der Böseste im ganzen Land? "The Penguin" ist ein Spin-off der erfolgreichen Batman-Adaption "The Batman" und konzentriert sich auf den Aufstieg von Oswald Cobblepot, alias The Penguin, zum König von Gothams Unterwelt. Colin Farrell spielt Oswald Cobblepot. Seine schauspielerische Leistung ist herausragend. Er verkörpert den zwiegespaltenen Charakter des Pinguins mit einer Intensität, die den Zuschauer in seinen Bann zieht. Seine physische Verwandlung ist beeindruckend und unterstreicht die Brutalität der Figur.

Amerikanische Kritiker haben den Vergleich zur Serie "The Sopranos" gezogen. Zu Recht: Sowohl Penguin als auch Tony sind von einem unbändigen Machtstreben getrieben. Sie sind bereit, alles zu tun, um ihren Einflussbereich zu erweitern und an die Spitze der kriminellen Hierarchie zu gelangen. Beide Charaktere sind mehr als nur stereotype Gangster. Sie sind tiefgründige Figuren mit komplexen Motiven, Ängsten und inneren Konflikten.

Penguin leidet unter einer körperlichen Deformität, die ihn von anderen unterscheidet und zu seiner Identität als Bösewicht beiträgt. Tony Soprano kämpft mit psychischen Problemen, die durch seine Rolle als Gangsterboss verschärft werden.

Neben Oswald Cobblepot werden auch andere Figuren wie Sofia Falcone (Cristin Milioti) vielschichtig dargestellt. Sofia Falcone steht an der Schnittstelle zwischen der alten und der neuen Garde in Gothams Unterwelt. Sie ist einerseits tief in die Traditionen der Falcone-Familie verwurzelt und strebt nach dem Erbe ihres Vaters. Andererseits ist sie eine moderne Frau, die sich nicht in eine traditionelle Rolle pressen lassen will. Sie ist intelligent, manipulativ und scheut sich nicht vor Gewalt.

Die Verbindung zur größeren Batman-Welt bleibt zwar etwas vage, Batman spielt nicht mit, die Serie bietet jedoch einen faszinierenden Einblick in die Entstehung eines ikonischen Batman-Schurken.

The Penguin“: Staffel 1 ab jetzt komplett im Stream auf WOW und Sky  

 

 




"Oppenheimer" - ein cineastisches Ereignis

Christopher Nolans "Oppenheimer" ist ein cineastisches Ereignis, das die Geschichte der Atombombe und ihren Schöpfer auf eine Weise erzählt, die sowohl fasziniert als auch verstört. Cillian Murphy liefert in der Titelrolle eine herausragende Leistung, die die innere Zerrissenheit des Wissenschaftlers eindrucksvoll verkörpert.

Die filmische Gestaltung ist atemberaubend. Die Schwarz-Weiß-Sequenzen, die Oppenheimers innere Konflikte widerspiegeln, ein kluge Idee. Auch die Klangkulisse trägt maßgeblich zur intensiven Atmosphäre bei, wie bei allen Nolan-Filmen.

Der Film wirft grundlegende Fragen nach Verantwortung, Macht und den Folgen wissenschaftlichen Fortschritts auf. Er zwingt den Zuschauer zum Nachdenken über die ethischen Implikationen der Atombombe.

Nolan wählt einen ungewöhnlichen Ansatz, indem er die Explosionen visuell relativ zurückhaltend darstellt. Anstatt auf spektakuläre CGI-Effekte zu setzen, konzentriert er sich auf die psychologischen Auswirkungen des Moments.

Die Explosion wird als ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit dargestellt, als der Mensch die Macht erlangt hat, die Welt zu zerstören. Ein neuer Sündenfall.

Mit einer Länge von über drei Stunden ist der Film allerdings zu lang. Einige Szenen hätten kürzer ausfallen können, ohne dass die Handlung darunter gelitten hätte.


 

"Dune 2": Ein Sandsturm der Enttäuschung

 

Dune 2: Ein Sandsturm der Enttäuschung

Denis Villeneuves "Dune 2" war für viele ein lang erwartetes Ereignis. Doch für mich erfüllte  die Fortsetzung des epischen Science-Fiction-Epos nicht die hohen Erwartungen.

Die visuellen Effekte sind zweifellos beeindruckend. Die Wüstenlandschaften Arrakis sind detailreich gestaltet und die gigantischen Sandwürmer sind ebenso beeindruckend. Dennoch: Die Sandwurm-Szenen, die im ersten Teil noch innovativ waren, wirken hier wie eine Wiederholung. Doch die atemberaubende Optik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film in anderen Bereichen Schwächen zeigt.

Die Handlung wirkt stellenweise überladen und zähflüssig. Die vielen politischen Intrigen und religiösen Elemente überfordern den Zuschauer und lassen den roten Faden oft aus den Augen verlieren. Die Charakterentwicklung bleibt ebenfalls auf der Strecke. Die Sandwurm-Szenen, die im ersten Teil noch innovativ waren, wirken hier wie eine Wiederholung.

Die Länge des Films ist ein weiteres Problem. Über zwei Stunden dauert das Spektakel, ohne dass die Spannung konstant hochgehalten werden würde. Lange Dialoge und philosophische Betrachtungen bremsen die Erzählgeschwindigkeit aus und führen zu Längen. "Dune 2" fehlen.

Den Film zu sehen, ist wie ein Marathonlauf. Kein Comic Relief, also die Einbeziehung humorvoller Figuren, Szenen oder Dialoge in ansonsten ernsthafte Szenen. "Star Wars" funktioniert so, der "Herr der Ringe" ebenso. 

Dafür raunen die Personen in seltsamen Sprachen, als würden sie einen verfluchen. Vielleicht tun sie das ja auch.