Mit der dritten Staffel von "The White Lotus" geht Mike White erneut auf Tauchgang in die Abgründe der Wohlstandsgesellschaft – diesmal vor der atemberaubenden Kulisse Thailands. Doch während die tropische Atmosphäre erneut beeindruckt, bleibt ein schaler Beigeschmack: Der bissige Witz und die erzählerische Schärfe früherer Staffeln scheint langsam zu verblassen.
Thailand als Postkartenkulisse – aber auch als Spiegel
Wer "The White Lotus kennt", weiß: Der Urlaub ist hier selten Erholung. Diesmal führt uns die Serie nach Südostasien, genauer gesagt nach Thailand – mit Stopps in Bangkok, Phuket und Ko Samui. Alles wirkt wieder makellos inszeniert: üppige Vegetation, Tempelanlagen, leuchtende Sonnenuntergänge über türkisblauen Buchten. Doch unter der schillernden Oberfläche brodelt es – wie immer.
Die Serie lebt auch in Staffel 3 von Kontrasten: westliche Selbstfindungsversuche treffen auf östliche Spiritualität, Luxus auf Leere, schöne Kulisse auf hässliche Wahrheiten.
Neue Gesichter, alte Muster
Das Ensemble ist wie immer hochkarätig: Carrie Coon, Walton Goggins, Jason Isaacs und Newcomerin Aimee Lou Wood bringen Leben (und Abgründe) in die luxuriöse Hotelanlage. Besonders Wood überzeugt als Chelsea mit einer leisen, tiefgründigen Performance, die im Gedächtnis bleibt.
Weniger überzeugend ist dagegen die Besetzung von Resort-Manager Fabian (gespielt von Christian Friedel) und Popstar Lisa (Lalisa Manobal). Ihre Rollen bleiben blass, wirken wie Karikaturen.
Ein bisschen zu viel Zen
Thematisch bleibt die dritte Staffel bei seinen Kernfragen: Wer bin ich, wenn mir alles offensteht? Was bleibt übrig, wenn Geld keine Rolle spielt – oder genau deswegen jede spielt? Diesmal wird das Ganze in ein spirituelles Gewand gehüllt – mit Meditation, Guru-Sessions und Yoga am Infinity-Pool.
Einige Twists, wie die späte Vaterschafts-Enthüllung eines Gastes, wirken bemüht und vorhersehbar. Die Serie traut sich nicht mehr ganz so viel, sondern schleicht eher gemächlich zum Höhepunkt – der allerdings wie ein Paukenschlag daherkommt. Sehenswert ist die Serie allemal.